𝐒𝐳𝐞𝐧𝐞 𝐯𝐢𝐞𝐫𝐮𝐧𝐝𝐳𝐰𝐚𝐧𝐳𝐢𝐠

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L O U I S

Harry wischt sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und drückt sich vom Boden. Er schnappt sich die Wasserflasche, die ich ihm bereit gestellt habe und nimmt einen großzügigen Schluck davon.

„Kannst du mir einen Gefallen tun?", fragt er, als er den Deckel zudreht und die Flasche unter meinem Stuhl im Schatten verstaut.

Ich hebe eine Augenbraue und sehe ihn abwartend an. „Kommt darauf an, was es ist..."

Er grinst schelmisch. „So alt und weise, LouLou."

Ich räuspere mich. „Zwei Jahre. Ich bin zwei Jahre älter als du."

Er verdreht die Augen. „Wie auch immer. Ich möchte jetzt Liegestütze machen und ich habe dabei immer jemanden auf meinem Rücken sitzen. Du würdest doch sicherlich dieser Jemand sein, nicht wahr?"

Ich beginne zu lachen, als ich mir vorstelle, wie ich auf Harrys Rücken sitze, während er seine Liegestütze macht. „Das ist seltsam, Haz."

„Warum?", fragt er in quengeligem Ton.

„Na gut", sage ich, als ich seinen Schmollmund sehe, dem ich keinen Wunsch abschlagen kann. Ich drehe ihn um, packe ihn an die Schultern und dirigiere ihn zu der Matte. Meine Finger vergraben sich in seinen Muskeln.

Er keucht leise. „Kannst du mich heute Abend massieren?", fragt er und schließt die Augen.

„Deine Forderungen gewinnen an Überhand.", beschwere ich mich und drücke ihn zu Boden, um meine Beine über ihn zu schwingen. Ich lasse mich auf ihm nieder.

Er stemmt seine Hände auf den Boden und drückt sich mitsamt mir auf. „Meinst du nicht, dass ich es nicht verdienen würde?", fragt er, ein leises Keuchen untermalt seine Stimme.

Ich lache auf. „Dafür, dass du freiwillig Sport machst? Du hättest dich genauso gut dagegen entscheiden können.", erwidere ich nur und hebe meine Beine an.

Harry macht einen Liegestütze nach dem anderen und scheint nicht müde zu werden. Zwischenzeitlich frage ich mich, ob er nicht doch ein Roboter ist.

Und ich? Ich gaffe ungeniert auf seine Muskeln, vor allem auf den ausgeprägten Trizeps, und sabbere beinahe bei dem Anblick seiner vor Schweiß glänzenden Haut. Aber er muss nicht wissen, wo mein Fokus liegt.

Als er endlich mit seiner Einheit fertig ist, verschwindet er unter der Dusche. Zayn und Liam reden mit Gigi und Kate, während Danielle neben mir auf der Couch in ein Buch vertieft ist.

Meine Gedanken schweifen währenddessen unerwartet ab. Ich will nicht an Eleanor denken, weil sie das Letzte ist, woran ich gerade denken möchte. Ich spüre Wut in mir aufkeimen. Deshalb schneide ich diesen Gedanken ab, und konzentriere mich auf etwas anderes. Harry zum Beispiel.

Der Harry, der mich vor allem und jeden in der Villa beschützt. Der Harry, der der erste Mensch ist, der es schafft, mir ein gutes Gefühl zu verleihen. Mein Leben lang habe ich danach gelechzt, anders zu sein. Schöner. Dünner. Mehr in das Bild der Gesellschaft zu passen.

Ich wollte eine Beziehung führen, wie sie im Buch steht. Ich wollte diese Liebe empfinden, die sich bis ins Mark brennt und sich einnisten, bis der Tod mein Leben erlöschen wird.

Dann traf ich Eleanor und ich dachte, ja, das muss es sein. Aber von Anfang an, habe ich kein Feuerwerk empfunden. Egal, wie oft ich versuchte, es zu entzünden, es hat nie funktioniert. Ich bin fest davon ausgegangen, dass es der Liebe in Büchern am nächsten kommt. Dass ich nicht mehr lieben kann, als das. Oder das es genau das Gefühl ist, was man spürt, wenn man an Liebe denkt.

Doch dann schleppte sie mich zu Temptation und ich traf auf den Lockenkopf. Da wo ich herkomme, gibt es zur Begrüßung immer eine Umarmung... hatte er gesagt. Ich muss lächeln.

Harry war von Anfang an anders. Nicht das Buch-anders. Nicht jemand, der besonders auffällig ist, oder äußerlich aus der Menge hervortritt. Zumindest nicht durch ein gewisses Merkmal. Harry ist wunderschön. Schöner, als ich es für jemals möglich empfunden habe. Doch es geht mir um ihn.

Die Art, wie er immer mit mir umging. Wie er mich ansah und sich um mich kümmerte, wenn es mir schlecht erging. Harry war in dieser Villa von Anfang an alles für mich.

Und als es begann, dass in mir ein Feuerwerk empor schoss, wusste ich, dass ich ihm verfallen bin. Dass es Liebe gibt, die den Gefühlen in Büchern nahe kommt.

Und vielleicht, nur vielleicht, habe ich mir gerade eine wunderschöne Liebesgeschichte in meinem Kopf zusammen gesponnen, die niemals passieren kann.

Denn ich bin nicht mit Eleanor zusammen.

Und ich stehe nicht auf Männer.

Das habe ich noch nie.

Temptation Island - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt