𝐒𝐳𝐞𝐧𝐞 𝐳𝐞𝐡𝐧

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L O U I S

Harry und ich liegen am Pool und ich Strecke meinen nackten Oberkörper der Sonne entgegen, während Harry seinen unter einem Handtuch versteckt. „Was glaubst du, was du am Lagerfeuer sehen wirst?", fragt er neugierig und sieht zu mir.

„Eleanor wird nichts Großartiges machen.", garantiere ich. „Sie ist Geschäftsleiterin und muss ihr Gesicht bewahren. Entweder bindet sie sich emotional an einen Typen, oder sie führt intensive Gespräche über unsere Beziehung. Glaubst du, Taylor wird etwas machen?"

Unsicher erwidert er meinen Blick. „Ich kann es nicht einschätzen. Ich traue ihr zu, dass sie jemanden küsst, oder gar mit Jemandem intim wird, aber nach der zweiten Nacht bezweifle ich das." Seine Augen sind glasig, als er sich an den Seitensprung erinnert. „Es ist nicht einfach, weil es etwas ist, das immer in meinem Kopf bleiben wird."

Ich taste unter dem Handtuch nach seiner Hand und lege meine Finger um sie. „Möchtest du darüber reden?", frage ich und drücke seine Hand, um ihm Sicherheit zu geben.

Er atmet tief durch. „Sie ist mit meinem besten Freund in die Kiste gestiegen." Er verschränkt unsere Finger ineinander, weshalb mich eine angenehme Wärme umgibt. „Ich kenne Cooper seit dem Kindergarten und wir waren immer sehr eng miteinander. Ich habe ihm Taylor auch als Erstes vorgestellt und er mochte sie vom ersten Moment an. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Nach einem dreiviertel Jahr ist es dann passiert. Taylor und Cooper waren ebenso befreundet und hingen oft alleine ab. Ich war mit einem Freund geschäftlich unterwegs, bin aber anders als erwartet am selben Tag nach Hause gekommen. Es war schon spät, weshalb ich mich leise hinein geschlichen habe, um Taylor nicht zu wecken. Aber dann habe ich eindeutige Geräusche aus unserem Schlafzimmer gehört, ich bin hingegangen und die Türe war angelehnt. Dann habe ich Cooper auf Taylor gesehen. Ich bin nicht reingegangen. Ich habe es nicht gestoppt. Ich habe hingesehen und dann bin abgehauen." Er wischt sich mit der freien Hand die Tränen aus dem Gesicht und verfestigt den Druck.

„Harry...", hauche ich und schüttle den Kopf. Er musste so viel durchmachen und hat es völlig in sich hineingefressen.

„Ich habe es ihr lange nicht gesagt. Habe Tag und Nacht mit ihr verbracht und wusste, dass sie mir fremdgeht. Ich habe sie noch ein zweites Mal erwischt. Wir waren zu dritt im Schwimmbad und sie haben es in einer der Umkleidekabinen getrieben, als ich uns etwas zum Essen geholt habe. Als ich in der Schlange stand, habe ich bemerkt, dass mein Portemonnaie noch in dem Schließfach war. Sie waren nicht leise. Es wirkte schon fast so, als wollten die beiden erwischt werden. Ich habe meine Sachen genommen und bin abgehauen."

Ich kann mir nicht vorstellen, wie groß die Last sein musste, die auf seinen Schultern lastete.

„Ich bin nicht zu Freunden geflohen, oder bin zu meiner Familie gefahren. Ich war feige. Ich bin nach Hause gegangen und habe auf Taylor gewartet. Sie hatte die Nerven mit Cooper aufzutauchen. Sie haben sich Sorgen gemacht." Er malt Anführungszeichen in die Luft. „Ich habe ihr gesagt, dass ich von ihnen weiß und Taylor hat Cooper rausgeschmissen, als hätte es irgendetwas fixen können. Aber wie ich bereits gesagt habe, ich war feige. Ich habe Taylor verziehen."

Ich male mit meinem Daumen Kreise auf seinem Handrücken. „Du warst nicht feige. Ganz im Gegenteil. Es benötigt so viel Mut, zu verzeihen und der Tatsache ins Auge zu sehen, dass dir deine Liebe nicht treu ist. Du hast das alles so lange durchgehalten und das zeichnet dich aus. Du bist selbstlos, aber du verdienst das nicht, so verletzt zu werden. Ich kenne Taylor's und deine Beziehung nicht, aber alleine diese Aktion zeigt, dass sie dich nicht verdient hat. Und Cooper auch nicht." Ich drehe mich auf die Seite und rücke an die Kante der Liege, um ihm so nahe wie möglich zu sein.

Er lacht auf. „Die Ironie der gesamten Geschichte? Ich habe nicht nur Taylor, sondern auch Cooper verziehen. Ich würde ihn nicht mehr als meinen besten Freund bezeichnen, weil die ganze Sache noch zwischen uns steht und ich es hasse, Taylor und ihn in demselben Raum zu sehen."

„Du solltest ihn gänzlich aus deinem Leben streichen. Es wird immer wehtun und du verdienst es nicht, so sehr zu leiden." In meinen Augen brennen bereits Tränen, weil es mir ebenso wehtut, dass er sich derartig behandeln lässt.

Er wendet sich ebenso auf die Seite. „Louis", fiept er und legt eine Hand auf meine Wange, um mir die Tränen aus dem Gesicht zu streichen.

„Sorry, ich darf mich emotional nicht so reinhängen. Es geht mich nichts an."

Sein Blick springt zwischen meinen Augen her. „Ich habe mich dir geöffnet und damit nehme ich deine Meinung entgegen. Du bist der einzige, dem ich hier vertraue und du hast jetzt schon mehr Freundschaft bewiesen, als Cooper in all unseren Jahren."

„Versprichst du, dass wir auch außerhalb der Insel Freunde bleiben?", frage ich und umschließe das Handgelenk von ihm, das auf meinem Gesicht weilt.

„Natürlich. Ich habe seit langer Zeit Vertrauensprobleme und du kommst daher gedackelt und ich öffne mich dir, wie noch niemandem zuvor. Du bist Bestfriend-Material."

Ich halte ihm meinen kleinen Finger hin. „Pinky Promise?"

Er hackt seinen ein. „Pinky Promise"

„Und du kommst zu mir, wenn dir etwas durch den Kopf geht? Du bist nicht mehr alleine mit deinen Problemen. Ich möchte die Last gemeinsam mit dir tragen."

Er zieht meine Liege näher an seine und schlingt seinen Arm um meine Taille. „Danke", murmelt er in meine Halsbeuge und drückt mich dicht an sich.

„Es hat so Spaß gemacht.", quietscht Danielle, als wir vom Boot steigen. Wir haben Delfine beobachtet und haben ein gemeinsames Dinner auf dem Deck genossen. Dann wurden wir am Strand abgeliefert und haben uns hingesetzt, um die Wellen zu beobachten.

„O ja", stimme ich zu und lächle friedlich. Die Produktion bittet Danielle, mir Fragen über Eleanor und mich zu stellen.

„Stört dich etwas an Eleanors Charakter?", fragt Danielle und lehnt sich zurück, um sich auf ihren Handinnenflächen abzustützen.

Ich presse Luft durch meine geschlossenen Lippen und sehe nachdenklich auf das Meer hinaus. „Sie gibt mir nicht viele Komplimente und eigentlich würde mich so etwas nicht stören, weil es nichts ist, was ich jemals erlebt habe, aber..." Ich schließe die Augen für einen kurzen Moment. „Sie komplimentiert andere Männer und manchmal fühlt es sich an, als sei ich nicht genug und das ist das, was mich stört."

„Warum lässt du das kommentarlos über dich ergehen?"

„Ich kann sie nicht ändern. Nur sie selbst kann es und ich sehe mich nicht in der Position darüber zu entscheiden, wem sie Komplimente macht."

„Liegt dir etwas an ihr?"

Ich nicke. Ich bin nicht umsonst mit ihr in einer achtjährigen Beziehung.

„Dann sollte es dich stören, wenn sie anderen Männern schöne Augen macht, dir aber nicht."

„Ich weiß...", murmle ich.

„Du bist es wert, dass man dir Komplimente gibt, Louis."

Automatisch gehen meine Gedanken zu einem Lockenkopf über, der mir meinen Wert ganz klar gemacht hat. Etwas, was Eleanor noch nie zuvor gesagt hat.

„Vielleicht hast du recht."

Temptation Island - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt