Eine besondere Herausforderung

KAPITEL 10

Es gibt ein Kapitel mehr als geplant, ich denke, ihr habt nichts dagegen, oder?🤭

Habt ein schönes Wochenende, ich bin jetzt eine Woche im Urlaub.
Eure Reniawen

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Wincent

Winces Herz klopfte bis zum Hals, als Alvaro näher zu ihm kam, wohl aber nur um nicht direkt an der Tür stehen zu bleiben. Er hatte das Gefühl, sein Freund könnte sogar seinen Atem hören. Leider konnte er sich nicht den Mund zuhalten, das wäre wohl auch ein wenig zu auffällig gewesen. Herrgott, es waren nur wenige Sekunden in diesem Fahrstuhl!
Aber es fühlte sich an wie Stunden, Alvaros After Shave umhüllte Wince verführerisch und er musste ein paar Mal kräftig schlucken. Prompt kam ihm eine Situation vor einiger Zeit in den Sinn, als Alvaro in seine neue Wohnung gezogen war und ihn hatte überraschen wollen. Er hatte ihm die Augen verbunden, sie waren in einem Fahrstuhl gestanden und Alvaro hatte ihn nahezu verrückt gemacht. Am meisten ärgerte Wince, dass er nur schemenhaft sehen konnte, was Alvaro tat; wenigstens stellte er sich nicht so, dass er ihn ununterbrochen anschaute. Das hätte er definitiv nicht ausgehalten.

Er versuchte seine Gedanken von dem Mann neben ihm abzulenken, fragte sich kurz, wie verdammt lange 40 Sekunden eigentlich werden konnten. Immer wieder fühlte er Alvaros Blick auf sich ruhen, sein  Herz hämmerte so laut, dass Wince fürchtete, es würde explodieren. Wie gerne würde er sich jetzt diese Maske vom Kopf ziehen und…
Das laute Pling und die Ansage, dass sie im fünften Stock angelangt waren rettete ihn davor sich zu verraten.
»Viel Glück für’s Finale«, sagte Alvaro noch und Wince bildete sich ein, dass seine Stimme etwas heiserer klang als sonst. Sicherlich hatte auch ihn die Erinnerung eingeholt. Als Alvaro gegangen war, wartete Wince kurz vor dem Fahrstuhl, damit er nicht sah, in welches Zimmer er ging. Unendlich erleichtert ließ er gleich darauf seine Suitentür hinter sich zufallen, lehnte sich einen Moment lang gegen die Wand und versuchte, sein rasendes Herz zu beruhigen.
Er hatte es ins Finale geschafft, und er hatte diesen Augenblick im Fahrstuhl gerade überstanden. Er wollte auf gar keinen Fall, dass Alvaro jetzt, so kurz vor der letzten Show herausfand, dass er Mülli war, oder dass er sich zumindest wenn er es ahnte, nicht sicher war.

Rasch befreite er sich aus dem Tarnanzug, stieg unter die Dusche und schlich etwas später nur mit einem Handtuch bekleidet vollkommen erledigt zu seinem Bett. Er schlüpfte in Shorts und ein T-Shirt, griff zu seinem Handy und sah, dass Alvaro zuletzt vor einer halben Stunde online gewesen war. Wince biss sich auf die Lippen beim Gedanken daran, dass sein Freund nur ein paar Zimmer nebenan schlief. Bald, dachte er, war das Versteckspiel endgültig vorbei. Er musste es nur noch diese Woche durchziehen, stellte sich immer wieder diesen Moment vor, wenn Alvaro ihn dort auf der Bühne sah. Dabei war es beinahe egal, ob er gewann oder nicht, sein Ziel war das Finale gewesen. Aber natürlich wollte er jetzt auch am liebsten diesen Pokal mit nach Hause nehmen.
An Schlaf war jetzt aber auch noch nicht zu denken, obwohl Wince wirklich erledigt war. Seine Gedanken kreisten noch viel zu sehr, und als er im Whatsapp-Feld sah, dass Jeanette ihm gerade Glückwunsche zu Einzug ins Finale geschickt hatte, rief er sie kurzerhand an. Er wusste, dass sie oft lange wach war und sie meldete sich sofort.

»Du warst fantastisch, mein Lieber«, lobte Jeanette ohne Umschweife. »Wirklich, du hast es so verdient. Zumal die ja echt überhaupt nicht sicher sind, wer Mülli ist. Mission completed, würde ich sagen.«
»Es hat wieder so krass viel Spaß gemacht«, sagte Wince. »Aber ey, im Ernst… klinge ich wie Wolle Petry?«
Jeanette lachte los. »Ach was. Ruth macht das doch, weil sie die Leute verwirren will. Wahrscheinlich ist sie sicher, dass du das bist. Sie macht ihren Job echt auch hervorragend. Was singst du im Finale?«
»Keinen Plan«, seufzte Wincent. »Doch, ähm, als Lieblingssong würd ich gern Like I can singen. Vielleicht auch Higher Power, den mochte ich auch so sehr.«
»Mach doch ein Medley«, schlug Jeanette vor. »Tut mir übrigens leid wegen letzter Woche, ich mach’s diese Woche wieder gut, damit du dich perfekt aufs Finale vorbereiten kannst.«
»Danke, passt schon«, sagte Wince. »Alvaro war ja aus irgendeinem Grund jeden Tag länger weg als geplant. Er hat gesagt, er hat sich mit Topic verquatscht. War mir ja nur Recht.«
»Hm, bist du sicher, dass er nicht längst weiß, dass du Mülli bist?«, überlegte Jeanette. »Vielleicht wollte er dir absichtlich Zeit verschaffen.«
»Glaube ich nicht, also, er war ja wirklich mit Topic im Studio«, widersprach Wince. »Aber wenn ja, ist’s aber echt fair von ihm nichts zu sagen und mir die Überraschung zu lassen.«
»Ihr beide, echt«, lachte Jeanette. »Muss ja sagen, ich hätte jetzt auch Bock, die Show zu machen. Hab ja auch schon Anfragen bekommen.«
»Mach das, Jeanny«, meinte Wince. »Es macht einfach irre viel Spaß. Du kannst zeigen von dir was immer du willst, das ist das Allerbeste.«
»Mal sehen«, sagte Jeanette. »Bin ja schließlich keine zwanzig mehr.«
»Ich auch nicht«, lachte Wince. »Okay, ich glaub ich versuch mal zu pennen. Gute Nacht, Jeanny.«
»Gute Nacht, mein Lieber«, lächelte Jeanette und kurz darauf sank Wincent doch ziemlich müde ins Bett.