❥ || 𝟺. 𝚊𝚋𝚘𝚞𝚝 𝚍𝚘𝚗𝚔𝚎𝚢𝚜 𝚊𝚗𝚍 𝚋𝚘𝚢𝚜

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Wenn es etwas gab, was mich an meinen Ex erinnerte, dann waren es wahrscheinlich Esel. Nicht nur, weil er sich phasenweise selbst wie einer verhielt (seine Sturheit war meistens kaum zu überbieten), sondern auch, weil es bekannterweise seine Lieblingstiere waren. Ironischerweise trug Maria an diesem Tag, ein T-Shirt mit einem Esel darauf - genauer gesagt dem Esel von Winnie Pooh.

Logischerweise erwischte ich mich selbst dabei, wie ich den pessimistischen Esel anstarrte.
I-Aah (oder wie er hieß) starrte dabei zurück, mit einem unfassbar vorwurfsvollen Blick, der mir ein schlechtes Gewissen bereitete.

Maria, Cleo und ich hatten uns für einen Filmabend verabredet, der bis dahin nur daraus bestand, dass wir uns nicht entscheiden konnten, welchen Film wir gucken wollten. Die Hälfte der mitgebrachten Snacks waren derweil schon leer und das meiste davon, hatte ich in mich hinein gestopft. Cleo bestand derweil darauf, einen kitschigen Teenie-Film zu schauen, während Maria lieber einen Actionfilm schauen wollte.

„Jetzt musst du wohl entscheiden, was wir schauen", wandte sich Cleo an mich und auch Maria (inklusive I-Aah) blickte mich erwartungsvoll an.
„Mir ist das komplett egal", grummelte ich eher genervt. Hauptsache wir würden langsam überhaupt etwas schauen, sonst würde ich bald vor Langweile umkommen. Ich kannte mich mit Filmen sowieso nicht aus, weshalb ich ad hoc nicht mal einen nennen könnte, den ich gucken wollte.

„Sag jetzt einfach irgendeinen!", jammerte Maria und schmiss sich theatralisch nach hinten fallen, breite sich dabei so aus, dass sie die Hälfte der Couch belegte.

So kam es, dass wir Lilo & Stitch schauten, - weil das der einzige Film (außer Winnie Pooh) war, der mir in dieser Sekunde einfiel.

Glücklicherweise schienen Cleo und Maria damit einverstanden zu sein.
So flackerte irgendwann nur noch der Fernseher, das Knistern der Chipstüten war zu hören, während wir gebannt auf den Bildschirm starrten.

Wahrscheinlich war es keine sonderlich gute Idee gewesen, so einen Film nach einem anstrengenden Arbeitstag zu schauen, denn Cleo und Maria waren relativ schnell eingeschlafen. (- An dieser Stelle sollte man vielleicht auch hinterfragen, wieso man einen Filmabend mitten in der Woche machte, doch Cleo hatte darauf bestanden.) Vielleicht war der Filmabend ein verzweifelter Versuch, sich von irgendwas abzulenken. Das war zumindest mein Grund, für die Zusage an diesem Filmabend.

Doch irgendwie schien das zu keinem Zeitpunkt wirklich funktioniert zu haben. Ich hatte die vergangenen Tage schlecht geschlafen, verdammt schlecht - und jetzt war ich die Einzige, die noch nicht eingeschlafen war, während der zweite Teil von Lilo & Stitch lief. Ablenken konnte ich mich trotzdem nicht wirklich, denn meine Gedanken kreisten noch immer um die Nachrichten.

Wahrscheinlich war es auch sinnlos, hier zu sitzen und bunten Aliens dabei zuzuschauen, wie sie Hawaii unsicher machten, - doch was sollte ich anderes tun? Ich hatte absolut keine Ahnung.

„Läuft der Film immer noch?" Maria kniff, geblendet von dem Licht des Fernsehers, ihre Augen zusammen und richtete ihren Blick anschließend auf Cleo, die neben ihr lag und keine Anstalten machte, wach zu werden.

„Nein, das ist der zweite Teil", beantwortete ich ihre Frage, wandte meinen Blick nur für ein paar Sekunden von dem Bildschirm, ehe ich mich wieder auf den Film fokussierte. Obwohl ich diesen vermutlich schon drei Mal gesehen hatte, konnte ich mich an keine einzige Szene des Films erinnern.

„Ich habe eine Frage." Maria setzte sich langsam auf und öffnete ihren Dutt, der von ihrem kurzen Nickerchen ziemlich mitgenommen war. Ihre dunklen Haare waren komplett zersaust. Fragend blickte ich sie an, verwirrt, was als Nächstes kommen würde. „Du erinnerst dich doch an den Typen aus dem Club, oder?"

Erleichtert darüber, dass die Frage nicht auf mich bezogen war, nickte ich und drehte mich so, dass ich Maria besser sehen und vor allem hören konnte. Auf ihre Lippen schlich sich ein leichtes Lächeln, sodass ich bereits erahnen konnte, was kommen würde.

„Ich hatte ihm ja meine Nummer gegeben - ich dachte nicht, dass er sich jemals melden würde, doch vorhin habe ich eine Nachricht von einer fremden Nummer erhalten." Maria flüsterte, drehte sich vorsichtig um, um zu sehen, ob Cleo noch schlief.

„Was hat er geschrieben?", fragte ich gespannt, ehe ich den Film pausierte. Endlich passierte mal etwas Spannendes.

„Er hat gefragt, ob wir uns mal treffen wollen." Maria strahlte über beide Ohren und schien glücklich darüber zu sein, dass er sich gemeldet hatte.

„Das ist doch cool! Vielleicht ist er ja ein netter Kerl", versuchte ich ihr Mut zuzureden, obwohl Maria eigentlich die Optimistin in unserer Gruppe war.

„Ja, vielleicht", antwortete sie nachdenklich. „Aber bitte verrate es Cleo noch nicht." Sie schaute etwas bedrückt, als sie den Namen der Blonden erwähnte. Auch, wenn es etwas war, was ich in diesem Moment nicht klar nachvollziehen konnte, nickte ich. Vermutlich wollte sie es noch nicht an die große Glocke hängen.

Für einen Moment überlegte ich, Maria zu gestehen, dass ich doch mehr Wörter mit Kai ausgetauscht hatte, als zunächst behauptet. Doch da das bereits ein paar Tage her war und keine weiteren Nachrichten gefolgt waren, sah ich keine Notwendigkeit darin, denn es würden keine weiteren folgen.

THE HEARTBREAK NUMBER - kai havertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt