2057

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Etwa 20 Minuten später geht die Tür auf und Jules stürmt hinein. Sie nimmt sich einen Stuhl und setzt sich zu mir. Sie hält meine Hand und ich erzähle ihr alles, angefangen mit dem Anruf von meinem Bruder Nelio, bis jetzt. Als ich damit fertig bin, breche ich das erste mal seit dem Anruf in Tränen aus. Ich weine und weine und bekomme mit der Zeit immer weniger Luft. Jules redet beruhigend auf mich ein. Da sie Psychologiestudiert, weiss sie was sie sagen muss. Mit der Zeit kann ich wieder normal atmen. Ich schaue ihr verzweifelt in die Augen. Dann sage ich ihr, dass ich ohne ihn nicht Leben könne und mein Leben nun zerstört ist. Meine Stimme ist voller Schmerz. Ich will keinen Schmerz mehr fühlen. Ich schliesse meine Augen und suche nach dem Chip. Der Chip der mir mit 10 Jahren ins Gehirn operiert wurde. Nach kurzer Zeit habe ich ihn gefunden und aktiviere ihn. Mithilfe dieses Chips kann man seine Emotionen verändern. Doch ich stelle sie ganz ab. Plötzlich verschwindet der Schmerz, die Trauer, die Verzweiflung und vom einen auf den anderen Moment fühle ich nichts mehr. In mir ist eine Leere die man sich nicht vorstellen kann. Es hat funktioniert. Das ist möglich, da wir im Jahr 2057 leben. Die Technik ist auf einenhöheren Niveau und es gibt Dinge, die man sich früher niemals erträumt hätte. Man kann sich z.B auf jedem Handy mithilfe der Gesichtserkennung in seinen Account einloggen. Wissenschaftler haben einen Weg gefunden, wie man auf dem Mars überleben kann. Sie haben dort eine Zivilisation mit einem ausgeklügelten System gegründet. Rund 10 Millionen Menschen leben jetzt auf dem Mars.Umweltverschmutzung ist immer noch ein grosses Problem, aber man hat Wege gefunden, dass mehr als die Hälfte der Stoffe auf der Erde recycelbar sind. Auch die Medizin ist auf einem sehr hohen Level. Mittlerweile kann man innerhalb von wenigen Minuten genau herausfinden was eine Person hat und wie man sie am Besten behandelt. Es gibt viele Heilmittel die man nie zu finden glaubte. Für Krebs hat man endlich eine Impfung gefunden und Diabetes und viel anderes ist heilbar. Organe für Transplantationen werden künstlich hergestellt und Operationen werden von Maschinen durchgeführt. Diese Maschinen wurden von den grössten Informatikern und Ärzten programmiert.Jules schaut mich entsetzt an und ich wische mir die Tränen mit meinem Pulloverärmel ab.(Perspektivenwechsel zu Jules)Ich hätte nie gedacht, dass sie das machen würde. Ich schaue Josy in die Augen. Sie sind leer. Normalerweise kann ich an den Augen ablesen, wie es der jeweiligen Person geht. Doch in den Augen von Josy, die vorher gerade noch so schmerzerfüllt waren, kann ich einfach nichts erkennen. Sie sind leer und emotionslos. Das Schlimmste was passieren könnte ist eingetroffen. Die Emotionen sind weg und Josy fühlt nichts mehr. Keine Trauer aber auch kein Glücksgefühl, kein Mitgefühl und keine Liebe.(Zurück zu Josy)Ich bin überrascht wie einfach es geht. Es ist so leicht alles abzuschalten.

SchicksalsschlagWhere stories live. Discover now