Prolog

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Harry konnte sich fast schon peinlich gut an den Moment erinnern als er den Brief bekommen hatte. Es war der erste Februar gewesen. Sein Geburtstag. Sein elfter Geburtstag, der jetzt schon einige Monate zurücklag. Draussen hatte es geregnet, wie es das im norden Englands so oft im Winter tat, als es plötzlich an seiner Fensterscheibe geklopft hatte.

Er war gerade damit beschäftigt gewesen sich aus seiner triefend nassen Schuluniform zu schälen, die fast schon eklig an seiner Haut klebte, als das seltsame Geräusch ertönte. Etwas hartes das gegen Glass knallte und sich dabei deutlich anders anhörte als Regen. 

Es hatte eine ganze Weile gedauert bis Harry gechekt hatte, das das Geräusch von seinem Fenster kam und tatsächlich kein Regen oder gar Hagel war sondern...

Eine grosse, dunkle Eule die ihren eben so harten Schnabel fast schon sanft gegen seine Fensterscheibe schlug. 

Seine erste Reaktion darauf war ein panischer Hechtsprung auf sein Bett gewesen. Aber zur seiner Verteidigung, wer rechntete bitte damit das auf einmal ein riesiger Vogel, der eigentlich ziemlich nachtaktiv sein sollte, auf dem eigenen Fensterbrett sass und seinen Schnabel gegen das Glass haute. 

Ausserdem hatte er noch nie eine richtige Eule gesehen und die Überraschung auf einmal eine vor dem Fenster zu haben wuchs dadurch noch mal ein bisschen. 

Harry hatte die Eule nur angestart, nicht wissend was diese hier wollte, warum sie ihren schnabel gegen die Scheibe schlug und anscheinend nicht vorhatte damit aufzuhröen und warum um himmelswillen sie einen dicken Briefumschlag um ihr Bein gebunden hatte. 

Er hatte nicht den geringsten Plan gehabt was er tun sollte und wenn er ehrlich wahr, war er ziemlich kurz davor gewesen in Panik auszubrechen. Grundlos. Einfach weil etwas passiert war das er nicht vorhergesehen hatte und mit dem er nicht wusste umzugehen. Und dann auch noch an seinem Geburtstag!

Wahrscheinlich währe er tatsächlich in Trännen ausgebrochen (wenn er ihm nachhinein darüber nachdachte ziemlich peinlich) hätte seine Mum nicht eben in diesem Moment gegen seine Zimmertür geklopft. 

"Harry Schatz, Essen ist fertig."
Harry war zur Tür gestürzt, hatte diese aufgerissen und war seiner Mum in die Arme gefallen, noch immer in nassen Hosen und ebenso nassem Shirt.

"Mum, da ist eine Eule auf meinem Fensterbrett!", hatte er seiner Mum mit zittender Stimme versucht zu erklären. Schon elf Jahre alt und noch immer so leicht aus dem Konzept zu bringen das er sich bei seiner Mutter schutz suchen musste. Harry schämte sich fast schon für sich selbst. 

"Eine Was?"
Zum Glück hatte ihn seine Mum fast genauso entgeistert angesehen wie er die Eule. Das hatte ihn ein wenig beruhigt. Als Antwort hatte er einfach nach drausen gezeigt wo die Eule immer noch energisch gegen das Fensterbrett klopfte. 

Sie musste inzwischen schon ziemlich durchnässt sein, der Regen war stärker geworden. 
"Sie hat einen Brief am Bein", fügte Harry an, nach dem er erneut den weisen Umschlag am rechten Bein der Eule sah. Er hatten ihn ganz vergessen, obwohl er eindeutig das merkwürdigste an der ganzen Sache war.

 "Das ist seltsam", hatte seine Mutter vestgestellt und dann war sie einfach zum Fenster gelaufen und hatte es einfach so geöfnet. Harry zuckte zusammen, in erwartung die Eule würde hereinflattern und ein Chaos veranstalten. 

Stattdessen war sie vorsichtig und kontrolliert ins Zimmer gehüpft und hatte seiner Mum ihr Bein hingehalten. Verwirrt hatte seine Mutter den Brief abgenommen und schon war die Eule wieder aus dem Fenster geflogen. Harry hatte ihr verwirrt nachgesehen, kaum begreifend was gerade passiert war. Sollte das ein Scherz sein?

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