Mein erstes Opfer, Emma Knappig. Frische 19 Jahre jung, blondes, schulter-langes Haar und strahlend blaue Augen, in die ich mich bei jedem Blick wieder und wieder verlor, wie in einem gigantisch großen Ozean. Ich, das komplette Gegenteil, 29 Jahre alt, kurze braune Haare und fast schwarzen Augen, wenn man Menschen in die Augen sieht kann man sie relativ gut einschätzen, man erkennt den Gefühlszustand der jeweiligen Person und auch was sie vielleicht vor haben könnte, zumindest meiner Meinung nach. Mir wurde mehr als oft erzählt, dass man das bei mir nicht sehen könnte; -der Blick in die Seele wird durch die Schwärze deiner Augen getrübt, sagte später einmal meine Frau- Wir konnten unterschiedlicher nicht sein, doch ich spürte diese Verbundenheit. Mir wurde ganz warm, mein Atem stockte und ich konnte mich kurzzeitig nicht bewegen wenn sie in meine Richtung sah. Ich begegnete ihr das erste Mal im Kiosk, es war ein kleiner Schreibwarenladen an der Ecke der Straße, gegenüber dem Metzger und neben dem Friseur. Sie war dabei sich eine Zeitschrift auszusuchen, wenn ich mich richtig erinnere war es eine Frauen-Zeitschrift. Ich kaufte mir die Tageszeitung denn dort gab es einen interessanten Artikel über Kannibalen in Deutschland, das Thema hatte mich schon immer sehr interessiert. Auf dem Titelblatt stand das folgende Datum geschrieben, 08.06.1991. Es war so ein wunderschöner Sommertag, in den Baumkronen sangen die Vögel und darunter blühten Blumen in den verschiedensten Farben. Es war heiß, doch auf ihrer perfekten hellen Haut lag kein einziger Tropfen Schweiß. Sie hatte eine kurze blaue Hose an und ein weißes Top. In meinem Kopf schwirrten viele Gedanken umher, soll ich sie ansprechen; wie wird sie reagieren; ich bin doch viel zu alt; Diese Gedanken hielten mich ab sie anzusprechen, doch irgendetwas ließ mich sie nicht gehen lassen. Ich lief ihr unauffällig hinterher, ich wollte nur wissen wo sie wohnt, reine Neugier oder um sie gegebenenfalls später einmal anzusprechen. Der Weg zog sich ganz schön lange und um so öfters drehte sich die hübsche Dame um. Sie wurde nach einer Zeit immer schneller und ich somit auch. Als sie vor ihrer Haustüre ankam, wurde sie ganz nervös und suchte hektisch ihren Schlüssel. Sie kramte in ihrer Tasche umher, mit leichter Angst im Gesichtsausdruck, immer wieder sah sie mir direkt in die Augen. Ich weiß nicht wieso aber ich blieb wie angewurzelt stehen, ungefähr fünf Meter von ihr entfernt. Das Haus in dem sie wohnte hatte drei Etagen, es war gelb gestrichen und in den meisten der Wohnungen brennte das Licht. Jetzt hatte sie es geschafft, sie sperrte schnell die Tür auf und ich sah durch die Glaswand des Treppenhauses, wie sie in den zweiten Stock hinauf lief und in die rechte Wohnung hinein stolperte. 'Super Günter' sagte ich zu mir selbst und schlug mir gegen die Stirn. 'Jetzt hast du nie eine Chance bei ihr' fügte ich hinzu. Mit gesenktem Kopf und gemischten Gefühlen ging ich den Weg wieder zurück. Zu Hause angekommen, notierte ich mir ihre Adresse. Wir gehörten zusammen, da gab's kein wenn und aber. Ich dachte am selben Tag noch lange über sie nach. Ich musste verliebt sein, anders konnte ich mir mein Verhalten nicht erklären.
Ein paar Tage später wollte ich meiner Angebeteten Blumen schicken, doch auf die Frage des Blumenhändlers wie die Dame denn heiße wusste ich keine Antwort. Ich beschloss noch einmal zu ihrer Wohnung zurück zu kehren. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass dies einmal mein täglicher Spaziergang wird.Ich zog mich an, machte mich noch einmal frisch und kämmte mir die Haare falls sie mir über den Weg laufen sollte, was ich bezweifelte doch man weiß ja nie. Ich schlüpfte noch geschwind in meine Schuhe hinein, ging zu meinem Auto und fuhr los. Ich kann mich noch ganz genau an die Fahrt erinnern, im Radio kamen die Nachrichten und ich hatte eine Grüne-Welle, ich sah eine Menge Bekannte und grüßte alle beim vorbei fahren.
An der Wohnung angekommen erinnerte ich mich, dass sie im zweiten Stock, rechts wohnte. Ich ging die Klingelschilder durch und las -Emma Knappig- wunderbar sie wohnte allein. Ich hatte also noch Chancen. Ich brauchte extra lange um sie vielleicht doch noch anzutreffen, doch ich wartete vergebens.
Die darauf folgenden Tage war ich ausführlichst damit beschäftigt, mehr über meine Angehimmelte heraus zu bekommen. Bei Google fand ich heraus, dass sie ihr Abitur mit ø2,6 bestand, dass sie kein Einzelkind war, dass sie Fußball spielte und noch vieles mehr. Bei der Bilder-Suche war ich leider nicht so erfolgreich gewesen, denn so oft ich ihren Namen auch eingab es kam immer nur eine brünette Frau, die Emma so gut wie nicht ähnlich war, doch die Welt ist groß und es wird nicht nur eine einzige geben, tröstete ich mich.
Zu Hause hatte ich eine Tafel aus Kork, an der ich alle Informationen und Bilder sammelte um möglichst viele Gemeinsamkeiten zu finden. Dies machte mir soviel Spaß, dass sie zu meinem Hobby wurde. Nun hatte ich eine Beschäftigung, ich hatte nun einen Grund aus dem Haus zu gehen und ich hatte etwas um mich zu begeistern. Langsam aber sicher wurde ich immer abhängiger und immer besessener von Emma. Ich dachte an sie wenn ich Aufstand, wenn ich Kaffee kochte, beim Duschen, oh vor allem beim Duschen und wenn ich schlafen ging. Wie sich ihr Name schon anhörte, wie Musik in meinen Ohren. Ich lief ihr Tag für Tag hinter. Ich schrieb ihr Gedichte und Lieder die ich ihr vor sang, alle lachten mich aus, sie hatte kein einziges gehört, was mich wunderte weil ich nicht gerade leise war. Ich hätte damals alles für Sie gegeben.
Ich stand jeden Abend von 18:00-20:30 Uhr vor ihrer Wohnung, ich beobachtete sie durch ihre Fenster, wenn sie zu Hause war standen sie immer offen. Ich sah ihr den ganzen Abend über zu, wie sie sich bei offenem Fenster auszog, wie sie kochte und wie sie aufräumte. Ich hatte ein Gefühl der Erleichterung in ihrer Nähe, ein Gefühl innerer Zufriedenheit und etwas Stolz. Das Gefühl was ich ihr gegenüber hatte, hatte ich noch bei keiner zuvor. Ich weiß auch nicht, es lässt sich schwer beschreiben. Ich liebte nicht sie, sondern ich liebte dieses Gefühl.
Ich hatte ihr meinen ganzen Tag geopfert. Ich wollte sie haben, dieses Gefühl genießen wann immer ich wollte. Ich schrieb ihr jeden Morgen eine Email, sie antwortete nicht. Vielleicht war es eine falsche Email Adresse oder sie sah nicht nach. Ich hatte nach zwei Wochen eine zurückbekommen in der stand ich solle aufhören und sie kenne mich nicht. Das war ein ganz schöner Rückschlag.
DU LIEST GERADE
Stalker
Mystery / ThrillerIch breitete wieder Folie aus und schaltete die Kamera ein. Ich betäubte sie mit Chloroform damit sie nichts spürte und schnitt ihr die Pulsadern und Halsschlagader auf. Sie fing darauf an zu husten und spuckte Blut, es lief ihr auch aus der Nase. I...