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"Und Assistentin für deinen Vater zu werden, kommt überhaupt nicht in Frage?" Ich sah in die braunen Augen meiner Mutter; sie waren voller Angst und Sorge.
„Das Militär ist doch kein Ort für meinen Engel. Was wenn dir etwas passiert und ich bin nicht da um mich um dich zu kümmern?"
Gerade rechtzeitig fing mein kleiner Bruder an zu heulen. Bevor ich meiner Mutter nämlich antworten konnte, eilte sie zu seiner Krippe.
Irgendwie wollte ich ja nicht gehen. Ich würde Eren verlassen, bevor er mich überhaupt kennenlernen konnte. Doch es war schon zu spät und meine Meinung würde ich auch nicht ändern. Ich lief rüber zu den Beiden und nahm meiner Mutter Eren ab.
„Mutter, bitte versteh doch. Ich verlasse euch nicht um als Titanenfutter zu enden. Ich will mein Leben nicht damit verschwenden Vater hinterher zu trotten. Wir haben doch darüber gesprochen."
Ich schaukelte Eren in meinen Armen und kniff ihm sanft in seine Bäckchen, was ein kleines Kichern aus dem Zweijährigen entlockte. Meine Mutter, welche uns beiden mit einem kleinen Lächeln im Gesicht zuschaute, seufzte und schüttelte den Kopf. „Als ich das erste Mal in dein Gesicht sah, wusste ich das du und dein Vater quasi dieselbe Person seid. Ich will doch nur das es meiner Tochter gut geht, ist das zu viel verlangt Lillian?" Eine Welle von Schuld traf mich, doch auch hier gab mir das Schicksal wieder die Möglichkeit ihrer Frage auszuweichen. Hinter mir hörte ich nämlich ein Räuspern und ich wusste auch sofort zu wem dieses Räuspern gehören würde.
Ich drehte mich um und unsere Blicke trafen sich. Grisha Jäger, der wohl bekannteste Arzt innerhalb der Mauern. Mein Vater mag wohl ein Genie sein, aber einfühlsam ganz und gar nicht. Ich hatte wenig mit ihm zu tun und wenn ich eine Sache von ihm gelernt habe, dann dass der Keller tabu ist. Er war nicht wie andere Väter. Er war nie oft zu Hause und wenn er es dann mal war, so redete er wenig mit mir. Das änderte sich aber mit der Geburt von Eren. Auf einmal zeigte er, was für ein liebender Vater er doch sein konnte. Dass er im Stande war, sich einen freien Tag zu nehmen und diesen mit seinen Kindern, oder besser gesagt mit Eren, zu verbringen. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde das ich nicht neidisch oder gar eifersüchtig bin. Dafür aber verbrachte ich viel Zeit mit meiner Mutter. Ich begleitete sie auf dem Markt und auch wenn es nicht ganz mein Geschmack war, so brachte sie mir alles bei was eine Hausfrau draufhaben musste. Meine Lieblingslektion, so wie sie sie nannte, war das Verhandeln mit den Verkäufern auf dem Markt. Diese Sturheit, die diese Frau besaß, wenn sie den Preis von Gemüse runterhandeln wollte, war auf eine gewisse Art und Weise unterhaltsam und bewundernswert zugleich.
Erstaunlicherweise jedoch, wollte mein Vater mich zum Militärausbildungslager begleiten. Er begründete es damit, dass er gewisse Angelegenheiten mit meinem Ausbilder zu klären hätte. Es wirkte plausibel, doch im Inneren redete ich mir ein, dass das seine Art war, mit mir noch einmal Zeit zu verbringen.
„Die Kutsche ist eingetroffen." Seine Stimme war gefüllt von Monotonie und auch seine Gesichtsmuskeln regten sich kaum.
„Jetzt schon? Ich dachte sie kommt gegen Nachmittag," sagte meine Mutter mit einem kleinen Hauch von Verzweiflung. Auch ich schaute meinen Vater mit einem großen Fragezeichen über meinem Kopf. „Dass dachte ich auch," sagte ich und wiegte Eren wieder, da dieser wieder anfing unruhig zu werden. „Es gab Planänderungen. Ich muss doch früher da sein als gedacht." Ich schaute runter zu meinem kleinen Bruder und seufzte, bevor ich ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn gab.

Während mein Vater schon längst in der Kutsche war, brachte mich meine Mutter mit ihren Küssen und Umarmungen quasi um. „Melde dich, wann immer du kannst."
Ich schaute runter zu Eren, ein ahnungsloses Kind, das keine Ahnung hatte, was gerade passiert. Meine Mutter bemerkte wohl meinen Blick und schenkte mir ein sanftes Lächeln.
„Keine Sorge, ich werde dafür sorgen, dass er alles über seine dickköpfige große Schwester weiß."

Und damit verabschiedete ich mich bei ihr und Eren. Ich stieg in die Kutsche und wartete auf meinen Vater, der keine Minute später neben mir saß. Ich schaute aus dem Fenster der Kutsche und beobachtete, wie die Landschaft an mir vorbeiglitt. Ich spürte den Blick meines Vaters auf mir liegen, doch weder ich noch er brachten ein Wort heraus. Um ehrlich zu sein wusste ich nicht, was ich mir von ihm erhofft hätte. Zuneigung, Sorge oder doch Bedenken? 

Ich hoffe dir hat das Kapitel gefallen. Vote gerne für die Story, wenn sie dir gefällt, oder schreibe mir gerne einen Kommentar. Ich wünsche dir einen schönen Morgen, Mittag oder Abend. Schau immer nach links und rechts bevor du über die Straße gehst und wir sehen uns im nächsten Kapitel ❤

- Luca : )

Von Anfang an | Levi AckermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt