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„Ich habe mir den Aufklärungstrupp nicht so hart vorgestellt", meinte Hange und ließ dabei einen dramatischen Seufzer aus.
Fünf Wochen waren schon vergangen, als wir dem Trupp beigetreten waren und ich hatte jetzt schon das Gefühl, mir sämtliche Muskeln gezerrt zu haben. Das Training war nicht einfach und die Atmosphäre machte es auch nicht einfacher. Wir trainierten nicht mehr mit gleichaltrigen zusammen und ständig verfolgten uns die strengen Blicke der anderen Soldaten. Hange hatte es aber wahrscheinlich am schwersten. Sie kam nicht gut mit ihrer lauten und aufgedrehten Art an und wahrscheinlich dachten viele sie hätte einer an der Klatsche. Irgendwo war ich aber neidisch auf meine Freundin. Sie blühte förmlich auf im Bereich der Forschung und schaffte es immer wieder einen brillanten Beitrag zu leisten. Sie hatte ihren Platz in der Wissenschaft gefunden, ich musste meinen noch finden.
„Wir werden uns noch daran gewöhnen, eine andere Wahl haben wir nicht wirklich." Ich lächelte sie halbherzig an und widmete mich wieder meinem Bett, welches ich noch nicht gerichtet habe.

„Er schaut uns wieder zu", murmelte ich Hange im Vorbeigehen zu. Ich war gerade dabei meine Ausrüstung wieder zu verstauen und mich auf dem Weg zu dem Trainingsplatz zu machen. Es war mittlerweile Mittag, die Sonne schien auf uns herab und die lange Uniform machte die Hitze noch unerträglicher. Kommandant Erwin kreuzte des Öfteren bei unseren Trainingseinheiten auf und schaute uns zu. Sein starrer Blick verunsicherte mich ein wenig und seine strenge Haltung ließ ihn nur so vor Autorität strotzen. Hange hackte ihren Arm unter meinen ein und weichte mir nicht von der Seite. Sie musste mir ihre plötzliche Anhänglichkeit nicht erklären, ich wusste schon, was sie vorhatte.
Fakt ist nämlich, dass Nahkampf nicht ihre größte Stärke ist und mich deswegen bewusst als ihre Kampfpartnerin aussuchte. „Du brauchst mich nicht so anzugucken, Lilly. Die anderen würden meinen Hintern versohlen und du hättest wenigstens ein wenig Mitleid mit mir." Ich schaute sie von meinem Augenwinkel aus an und seufzte sanft. Wir beide wussten, dass sie ihren Willen bekam und ich klein beigab.
Ich persönlich hatte schon immer eine Vorliebe für Nahkampf und die verschiedensten Techniken, die es gibt. Meine Mutter jedoch war immer streng dagegen und bestand immer darauf, dass ein Mädchen in meinem Alter ihre Zeit nicht mit so etwas verschwenden sollte. Oft hatte sie während diesen Gesprächen eine kleine Zornesfalte zwischen den Augenbrauen.

Also stand ich in Kampfposition vor Hange gestellt und wartete auf ein Zeichen von ihr, welches zeigen soll, dass sie bereit sei. Nachdem sie mir leicht zugenickt hat, stand ich da und wartete auf ihren Angriff. Ich war geistlich nicht ganz bei der Sache, da ich ständig den Blick von einer anderen Person auf mir spürte. Schlimm genug, dass die anderen Soldaten ein unausgesprochenes Problem mit dem neuem Zugang hatte, gab mir die alleinige Präsenz des Kommandanten ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Gerade noch rechtzeitig konnte ich der Faust von Hange ausweichen, bevor diese mir wahrscheinlich unschön ins Gesicht gelandet wäre. Ich ließ das nicht auf mir sitzen und schlug zurück, wurde jedoch von ihrem Oberarm geblockt. Unmöglich werde ich Hange gewinnen lassen, nur weil ich gerade nicht bei der Sache bin. Ich holte nochmal aus und traf sie im Magenbereich. Es war kein fester Schlag, darauf habe ich achtgegeben. Als sie sich wieder aufgerappelt hatte, gab sie mir einen herausfordernden Blick, welcher zeigen sollte, dass sie mindestens genauso dickköpfig sei wie ich. Ich versuchte mein Glück ein weiteres Mal und rammte meine Faust ein zweites Mal in ihren Magen. Mein Schlag landete nicht wie geplant, da sie meine Faust fest in ihren Händen hielt und diese damit abbremste.
Der Kampf endete damit, dass ich Hanges rechten Arm auf ihren Rücken drehte und darauf wartete, dass sie sich geschlagen gab. „Ich gebe ja auf. Herr Gott, ich habe es ja verstanden", jammerte Hange und drehte ihren Kopf zu mir. Sie war genauso wie ich; dickköpfig und verlor nicht gerne. Ich ließ von ihrem Arm ab und reichte ihr meine Hand entgegen, ein kleines Grinsen auf meinem Gesicht. „Grins nicht so", grummelte Hange und nahm meine Hand entgegen. „Mir hast du gerade besser gefallen, als du noch auf dem Boden warst." Mein Kommentar veranlasste sie dazu, ihren Ellenbogen in meine Rippen zu rammen und beleidigt zur Seite zu gucken. Ich schlang meinen rechten Arm um ihre Schultern und zog sie näher zu mir ran. „Ich habe dich auch lieb." Ich gab ihr das breiteste Lächeln, das ich auf Lager hatte.

In der Kantine angekommen, saßen wir an unseren üblichen Platz. Ganz hinten in der Ecke, mit einer Scheibe Brot und einer kleinen Schale Suppe an dem leeren Tisch angekommen, nahm ich gegenüber von Hange platz and fing direkt an zu essen. „Wieso isst du nicht?", fragte ich und legte meinen Kopf leicht zur Seite. Hange nickte in eine bestimmte Richtung. Ihr Blick war neutral, ihre Brille leicht runtergerutscht von ihrem ursprünglichen Platz. Ich drehte mich ich die Richtung, in die sie weißte und sah einen Mann mit blonden Haaren, welche er in einem Mittelscheitel trug. Einen Bart, welcher ihn älter aussehen ließ, als er eigentlich war. Mike Zakarius, einer der wenigen, die sich den neuen Mitgliedern nicht überheblich gegenüber verhielten, lief gerade mit einem starren Blick direkt in unsere Richtung. Ich habe nicht oft mit ihm gesprochen, doch jedes Mal, wenn wir es dann doch taten, hatte er sich stehts bemüht auf Augenhöhe mit mir zu sein. Er stoppte vor unserem Tisch und nickte uns leicht zu.
„Erwin möchte mit euch reden."


Hat jetzt ein wenig länger gedauert, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem.
Ich wünsche euch einem schönen Morgen, Mittag oder Abend und schaut immer nach links und rechts bevor ihr über die Straße geht.
Wir sehen uns im nächsten Kapitel.
-Luca ❤

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 20 ⏰

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