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Wie erwartet war die Fahrt jedoch still. Keiner von uns machte Anstalten ein Gespräch oder ähnliches anzufangen. Ich suchte verzweifelt nach Themen, über die wir sprechen könnten, doch das war auch kein Erfolg.
Also verbrachte ich die ganze Fahrt über, aus dem Fenster zu schauen und mich auf andere Gedanken zu bringen.

Die Sonne war dabei unterzugehen, als die Kutsche anhielt und ich einen kleinen Seufzer der Erleichterung ausließ. Die letzten drei Stunden waren unangenehm und beklemmend gewesen. Meine gescheiterten Annäherungsversuche machten das Ganze nicht besser, wahrscheinlich sogar schlimmer. Ich stieg also aus und schaute über den recht ländlichen Platz. Würde man die unzähligen Wappen und die umherlaufenden Rekruten und Ausbilder nicht beachten, könnte man meinen es sei eine abgelegte Farm. Alles wirkte abgenutzt, die Spuren der ehemaligen Rekruten deutlich zu sehen. Als hätten sie kleine Nachrichten an ihre Nachfolger hinterlassen.
Mein Vater war schon längst nicht mehr neben mir und ehrlicherweise, störte mich das nicht. Ich ließ mich von meiner Neugier und Aufregung leiten, und schaute mich in meiner neuen Umgebung um.
Schon vom Eingang aus, konnte ich andere gleichaltrige erkennen. Manche von ihnen waren in kleine Grüppchen verteilt und unterhielten sich miteinander. Andere wiederum, zupften nervös an ihrer Kleidung oder schauten rüber zu unserem zukünftigen Ausbilder, Keith Shadis. Ein glatzköpfiger Mann, dessen Augenringe so tief sind, dass er locker auch als Totenkopf ausgehen könnte. Er war damit beschäftigt mit einem Mann zu reden, welcher sich überraschenderweise beim genaueren Hinsehen als mein Vater entpuppte. Die beiden Männer wirkten vertraut, als wäre das nicht ihr erstes Gespräch. Sie wirkten keineswegs wie Freunde, eher wie alte Bekannte.
Ich hätte den Beiden stundenlang beim reden zugesehen, doch dazu kam es erst gar nicht. Denn plötzlich spürte ich, wie jemand mich von hinten an meine Schulter antippte. Verwundert drehte ich mich um und blickte in ein grinsendes Gesicht. Das Mädchen, welches vor mir stand, hatte braune Haare, welche sie in einem Pferdeschwanz trug, und eine Brille. Ihr Grinsen ging ihr bis über beide Ohren und sie wirkte ganz aufgedreht, gar hibbelig, wie sie da einfach stand und von einem auf dem anderen Bein herumhüpfte. Bevor ich irgendetwas sagen konnte, streckte sie mir ihre Hand aus. „Hange Zoe mein Name. Ich habe dich von da hinten gesehen und du wirkst ganz schön einsam. Nicht das ich dich beleidigen möchte...," sagte sie und kratzte sich hilflos am Hinterkopf. Lange blieb Hange jedoch nicht still und fing wieder an zu reden. „Nun ja, ich bin auch allein hier und du weißt ja, gemeinsam ist es weniger einsam. Was ich damit sagen möchte; Ich würde mich freuen, wenn ich dir Gesellschaft leisten könnte. Natürlich kann ich verstehen, wenn du nichts mit einem komischen Vogel wie mir, Zeit verbringen möchtest." Wie ein Wasserfall ließ sie die Wörter aus ihrem Mund sprudeln und aus irgendeinem Grund brachte mich das zum Schmunzeln. Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht großartig vor mir hier Freunde zu suchen. Dennoch hatte Hange etwas an ihr, was sie sympathisch machte. Dieses Lächeln und allgemein diese energiegeladene Art ließ sie aus der Menge herausstechen. Ich nahm ihre Hand entgegen und schüttelte diese. „Lillian Jäger, freut mich dich kennenzulernen." Wenn Hange überrascht von meiner Geste war, ließ sie sich das definitiv nicht anmerken. Kaum das ich ihre Hand entgegennahm, drückte sie fester zu und schüttelte diese kräftig. Ihr Grinsen wurde breiter, wenn das überhaupt noch möglich war. Sie führte mich in Richtung des Podests, auf welches unser Ausbilder stand. Mein Vater war schon wieder weg und Keith schaute finster in die Runde. Seine Beine waren leicht auseinander und seine Arme waren hinter seinem Rücken verschränkt. Wie auf Knopfdruck, führte jeder von uns die berühmte Begrüßung durch; linke Faust auf das Herz, rechter Arm hinter dem Rücken.
„Keith Shadis, für euch Mistmaden ist es Ausbilder Shadis. Ihr werdet die kommenden drei Jahre unter meiner Obhut sein und seid euch eines schon mal bewusst; Ich kann keine Schwächlinge gebrauchen. Wer nicht meinen Erwartungen entspricht, kann gleich wieder gehen. Ich erwarte höchste Disziplin und ich bin nicht bereit mich mit ein Pack Titanenfutter abzugeben. Ist das klar?" Seine Stimme strotze nur vor Autorität und Strenge. Ich war nicht die Einzige, die dasselbe dachte. Ein Blick um mich herum reichte aus, um diese Vermutung zu bestätigen. Shadis warf uns einen herablassenden Blick zu und gab uns wenig später die Erlaubnis, uns auf unsere Zimmer begehen.
Jedes Mädchen und jeder Junge machten sich auf dem Weg zu den jeweilig eingeteilten Hütten. Während ich mich mit Hange zu meiner Linken ebenfalls auf dem Weg zu der Mädchenhütte machten, hatte sie immer noch dieses breite Grinsen auf dem Gesicht. Von uns allen, war sie wahrscheinlich einer der wenigen, die sich nicht von jemanden wie Shadis einschüchtern lassen würde.

Ich hoffe dir hat das Kapitel gefallen. Vote gerne für die Story, wenn sie dir gefällt, oder schreibe mir gerne einen Kommentar. Ich wünsche dir einen schönen Morgen, Mittag oder Abend. Schau immer nach links und rechts bevor du über die Straße gehst und wir sehen uns im nächsten Kapitel ❤

- Luca : )

Von Anfang an | Levi AckermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt