7. Kapitel

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,,Ja dann wollen wir doch mal....", schnappte ich mir also eines der Gläschen vom Tisch und hob es an. Ich kannte ihre Trinkbräuche nicht, aber sie konnten bestimmt nicht groß anders als die unseren sein, oder?
,,Prost!", nickte ich ihnen zu, vergewisserte mich, dass ich jedem einmal kurz in die Augen sah und kippte das Zeug dann auch herunter. Es war nicht schlecht, aber ich konnte mich nicht erinnern, irgendwann etwas getrunken zu haben, das damit vergleichbar war. Aber immerhin dieser Art von kulturellem Austausch war ich tatsächlich offen.

,,Kann es sein das du Europäer bist?", wollte Christopher von mir wissen. ,,Wie kommst du drauf?", wollte ich nun wissen und hob unweigerlich meine Augenbrauen. ,,Naja, du bist so, wie sagt man... verhalten? So ein wenig distanziert und ich finde man merkt es am Trinkverhalten, manche Länder haben doch eine sehr intensive Trinkkultur, nicht?", meinte er, ich hob die Augenbrauen noch ein Stück weiter. Sicherlich würde ich mich auch räumlich gern von den Jungs distanzieren..., wo wir gerade beim Distanzieren waren. ,,Ja, ich bin Deutscher...", gab ich zu: ,,Aber was sollte an meinem Trinkverhalten besonders sein?", wollte ich wissen. ,,Bei uns schaut man sich zum Beispiel nicht dabei in die Augen...", begann der kleine Blonde und wurde offensichtlich ein wenig nervös, als ich nun genau dies tat: ,,Das ist eher etwas intimes..." Diese Aussage verwunderte mich etwas, aber gut, andere Länder, andere Sitten.
,,Und wie kam es zu diesem Brauch?", war Christopher offensichtlich sehr für die deutsche Trinkkultur interessiert. Aber das war tatsächlich eine gute Frage...
Ich überlegte ein wenig hin und her, bis mir etwas Plausibles einfiel. ,,Naja, also ich denke es hat was mit Ehrlichkeit zu tun...", meinte ich schließlich: ,,Also man schaut sich beim Trinken in die Augen, um seiner Gesellschaft zu signalisieren, dass man es ehrlich mit ihnen meint. Man schenkt aus derselben Flasche aus und möchte, dass das Gegenüber weiß, dass man auch denselben Inhalt trinkt. Wir haben so ein Sprichwort... Einander reinen Wein einschenken". Ich tat mir ein wenig schwer diese Geste zu erklären, aber wie sollte ich auch, wenn man mit ihr aufgewachsen war, ohne sie je zu hinterfragen. Christopher schien jedenfalls begeistert über diese Aufklärung zu sein. ,,Dann trinken wir gleich eine Runde auf die deutsche Art!", schlug er vor und schnappte sich gleich wieder die Flasche, mir sollte es recht sein.

Wir tranken den Shot also ganz auf die deutsche Art und es war wirklich sehr unterhaltsam zu beobachten, wie verkrampft die Kids ihre Blicke untereinander austauschten

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Wir tranken den Shot also ganz auf die deutsche Art und es war wirklich sehr unterhaltsam zu beobachten, wie verkrampft die Kids ihre Blicke untereinander austauschten. Dieser eine Mann, der nicht gewollt hatte, dass ich mich anziehe, legte den Kopf gar so schief, dass ich für einen Moment befürchtete ihm würden die Augäpfel rausfallen. Es wirkte wirklich sehr gezwungen und wurde mir gleich ein wenig unangenehm. Unterhaltsam waren sie in jedem Fall, nur schienen sie weniger schnell und viel zu trinken, als ich es von meiner sonstigen Gesellschaft vielleicht gewohnt war. Ganz nach dem Motto, desto eher die Flaschen leer waren, desto eher waren auch meine Gäste wieder verschwunden, legte ich doch ein ziemliches gutes Tempo vor.

,,Wieso sprecht ihr eigentlich so gutes Englisch?", wollte ich irgendwann wissen, als mich der Alkohol doch ein wenig aus meiner Komfortzone lockte. ,,Wir sind beide in Australien aufgewachsen!", schenkte mir Felix ein ziemlich beschwipstes Lächeln. Christopher nickte: ,,Felix musste die Sprache erst noch lernen, als er herkam!", ließ er mich wissen. ,,War gar nicht mal so leicht!", bekam der Blonde nun tatsächlich auch noch ein wenig Schluckauf und hielt sich schnell die Hand vor den Mund. Sollten sie mal froh sein, dass sie sich nicht weiter mit dem Deutschen befassten... Ich war froh, dass ich früh in der Kindheit mit dem Sprachenlernen angefangen hatte, inzwischen tat ich mir damit doch ziemlich schwer.
Abgesehen von den beiden Australiern sprachen die übrigen sechs zunächst recht wenig, tauten mit noch etwas mehr Alkohol aber auch weiter auf. Hätte ich mein Leben lang und vor allem berufsbedingt nicht nahezu mehr Englisch als Deutsch gesprochen, würde ich mich sicherlich auch ein wenig mehr damit zurückhalten. Aber in einer solchen Atmosphäre kamen sie doch recht gut damit zurecht, sich ein wenig in die Unterhaltungen miteinzubinden, auch wenn es zum Teil vielleicht ein wenig holprig war und Felix und Chan ihnen das ein oder andere übersetzten.

 Aber in einer solchen Atmosphäre kamen sie doch recht gut damit zurecht, sich ein wenig in die Unterhaltungen miteinzubinden, auch wenn es zum Teil vielleicht ein wenig holprig war und Felix und Chan ihnen das ein oder andere übersetzten

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,,Und wir kommt es dazu, dass du allein hierhergereist bist?", wollte der junge Mann mit den prägnanten Wangen wissen. H... sein Name begann definitiv mit einem H. Hatte er vorhin nicht noch gemeint dieser Name würde mir leichtfallen?
,,Ich bin geschäftlich hier, mein Vorgesetzter hat mich abgeordnet, das Unternehmen während einiger Verhandlungen zu vertreten!", meinte ich. ,,Cool und was genau arbeitest du?", wollte Felix wissen, seinen Schluckauf schien er wohl in den Griff bekommen zu haben. ,,Ich bin Sales Manager!", erklärte ich und ließ mir wirklich jede weitere Information aus der Nase ziehen. ,,Und was verkaufst du?", wollte Christopher geduldig wissen. ,,Ich arbeite für die Thales Group, das ist ein Rüstungskonzern. Und naja, wir produzieren für Luft- und Raumfahrt, Sicherheit oder Transport und vermarkten eben auch Militärtechnik!", erklärte ich.
Was ich hier genau unter die Leute brachte, durfte ich ihnen so oder so nicht sagen und die geteilten Informationen konnten sie so oder so ähnlich auch Wikipedia entnehmen.
,,Dann arbeitest du fürs Militär?", wollte ein anderer von ihnen wissen, er war es zuvor gewesen, der den Straus getragen hatte, wie ich mir inzwischen sicher war. ,,Nein, das nicht, aber wir kooperieren mit diversen Landesverteidigungen!", klärte ich ihn auf. ,,Ich muss irgendwann zum Militär!", ließ er mich wissen, mein Blick fiel wie automatisch auf seine trainierten Arme. ,,Das ähm, tut mir leid?", war ich nicht sicher, wie ich reagieren sollte. ,,Ach was, müssen wir ja fast alle...", winkte er ab. Das mit der Wehrpflicht hatte ich schon mitbekommen und er war da vielleicht auch noch ganz gut aufgehoben, ich war mir allerdings sicher, dass das nicht für all diese schmalen Kerlchen galt. Ich bedachte Felix mit einem Blick, er konnte wohl echt froh sein, dass er dran vorbeikam. Hübsche Jungs mit sanfter Natur hatten es dort nicht immer leicht.
Ob es aber wohl das Ende ihrer gemeinsamen musikalischen Karriere bedeutete? Ich vermied es weiter nachzuhaken, um zu vermeiden, dass mir hier gegebenenfalls noch jemand meinte ein Liedchen vorträllern zu müssen.

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