Burn

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You watched me
Burn, burn, burn
-Burn (David Kushner)

„Stegi, bist du sicher, dass du das schaffst?" Bastis Augen erinnerten an einen dunklen tiefen Ozean, sie glitzerten vor Sorge. Ich starrte ihn an, die Elytra, feste künstliche Flügel, hatte ich bereits angezogen. Damit würde ich bis an die Grenzen gleiten können, bis kurz vor besetztes Gebiet. Bis dahin würden mir auch Hugo und Mike folgen, danach musste ich mich alleine durchschlagen. Doch ich würde das schaffen, ich hatte immer noch meine Magie als Ass im Ärmel. Ich nickte leicht, überlegte ob ich einen Witz in die Richtung Testament machen sollte, um meine eigene Angst zu überspielen, aber das war Unsinn. Mike blickte mit ernstem Blick in die Ferne, er war unser jüngster Krieger im Beratungsbereich.
„Wir sollten jetzt gehen" sagte ich, ebenfalls besorgt in die Richtung der dunklen Wolken des Himmels starrend.

Basti beugte sich vor, gab mir einen kurzen Kuss auf die Lippen und ging dann so als wäre nichts passiert seelenruhig die Treppe des Turmes hinunter.
Ich hielt bereits meine Finger hoch um zu zeigen, wann wir losrennen würde, doch Hugos Blick war unbezahlbar.
„Warte: Du und er? Also so richtig?"
„Das wusste man doch schon seit Ewigkeiten" mischte sich Mike ein.
"Ich wusste das nicht" protestierte Hugo.
„Ja, weil du nie irgendetwas weißt" lachte ich und rannte dann an.

Es war immer ein besonderes Moment von der Startrampe zu fliegen, dieser kurze Adrenalinkick und dann das vertraute Gefühl der Geborgenheit, wenn die Flügel der Elytra sich weit ausbreiteten und man langsam Richtung Boden segelte. Ich liebte es, ich wünschte es gäbe mehr Elytratürme im ganzen Land, doch die Erfindung war noch recht neu. Der Fahrtwind führte mich in Versuchung einen Salto zu legen, ich verwarf diese Idee jedoch wieder. Auch wenn das Fliegen schon als kleiner Junge einen gewissen Übermut in mir geweckt hatte, hieß es nicht, dass es jetzt Zeit für irgendwelche Tricks war.

Doch das Fliegen vertrieb jeden dunklen Gedanken aus meinem Hirn, ich konnte nicht aufhören von einem Ohr zum anderen zu grinsen.
Mein Lächeln verschwand immer mehr, je näher wir uns den Trümmern niedergebrannter Dörfer näherten. In einem dunklen Tannenwald landeten wir und allmählich ballte sich die dunkle Angst in meinem Inneren zusammen. Ich wollte nicht alleine sterben, doch,wenn ich jetzt in diese Stadt gehen würde, konnte ich ebenso gut von einer Klippe springen.

Hugo wagte es nicht mir in die Augen zusehen als er mir den grauen Umhang reichte.
Die Umhänge der grauen Krieger, dazu ein Schwerdt und die charakteristischen Schilder auf dem Rücken mit dem Blitz der eine Wolke zerteilte. Ich zog mir alles an, dann liefen wir schweigend los, der Wald schien uns zu verschlingen. Ich vermutete, dass die anderen auch Angst hatten, nein ich spürte, dass sie sich fürchteten.

Jeder erstickte in seiner Angst, wenn ich jetzt nichts tat, kämen wir nie daraus.
Deshalb hob ich meine Stimme an um zu singen, einfach um alles Dunkel zu vertreiben.
„Diese Richtung ist gewiss"
Fast hörte ich die sanfte Stimme meiner Mutter, die mich in den Schlaf sang.
„Immer schreite, schreite"
stieg Hugo erstaunlich ruhig ein.
„Finsternis und Hindernis
drängt mich nicht zur Seite"

(Goethe)
schlossen wir leise.
Das Singen hatte geholfen, denn Hugo fing gleich an das nächste Lied zu singen.
"Ich war noch niemals in New York..."
Wir anderen grölten mit, lachten und brüllten die Songzeilen teilweise.
Uns würde in einem stummen Wald niemand hören, wir verjagten nur die Sterne und die unsichtbare Furcht.

Wir kamen an einem kleinen Felsplateau an, welches etwas erhöht über dem Wald lag.
Die anderen bereiteten das Feuer vor, doch ich konnte nur die unsichtbaren Grenzen, markiert an der schwarzen Ruine in mitten des Waldes. Dort würden meine Freunde spätestens umkehren, ab dort war ich allein.

Schnell hatte ich den Gedanken verdrängt, setzte mich lachend mit ans Feuer und schlang die warme Suppe in mich herein. Ich tunkte das Brot mehrmals noch in die fast leere Schüssel, wischte sie bis auf jeden Rest aus.
Unser Lachen stieg in die sternenklare Nacht empor und verpuffte zu kleinen Wölkchen. Mein Kopf rutschte auf meine Brust mehrmals und die Funken des flackernden waren Feuer verschwammen langsam vor meinen Augen. Ich war zu müde um überhaupt ein „gute Nacht" von mir zu geben, nur drei Sekunden später war ich in einen tiefen Schlaf verfallen.

Gewittersturm - StegighgWo Geschichten leben. Entdecke jetzt