4. Kapitel

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In Theas Richtung gebärdete er: „Dass der Nixenmann dein Wanderer sein muss, das hab ich mir natürlich gleich gedacht." Kaum hörbar zischte er: „Magischer Dreck ist dieser Kerl, nichts weiter." Cassaras hatte ihn die ganze Zeit hintergangen.

Orion war ihm gegenüber von Anfang an skeptisch gewesen, zurecht, wie man nun sah. Jinx hatte ihn ebenfalls vor einem Pakt mit dem Nixenprinzen gewarnt.
Etwas lauter fügte er hinzu: „Und dass du zur Loreley wolltest, hättest du kaum schlechter vertuschen können, Thealein."

Er hängte ein tadelndes Ts,ts,ts an und fuhr dann fort: „Mir war sofort klar, dass du auf dem Weg nach Sankt Goarshausen sein musstest. Deswegen haben wir uns ebenfalls umgehend dorthin begeben. Wir sind schon seit einer Woche hier. Es war kein Problem, den Nixendreckskerl und dich aufzuspüren.
Ein regelrechter Klacks war das! Seitdem haben wir euch heimlich beobachtet."

Es war wirklich ein Kinderspiel. Thea hatte es ihm aber auch wirklich zu einfach gemacht.

Thea gab sich nun offensichtlich keine Mühe mehr, ihre Bestürzung zu verbergen: „Aber wieso habt ihr Cassaras und mich denn nicht schon letzte Woche aufgegriffen?"
„Aus einem ganz bestimmten Grund." Um die Spannung zu steigern, legte er eine kurze Pause ein, bevor er weitersprach: „Weil du der perfekte Köder warst, mea Thea." Er legte eine gewisse Zärtlichkeit in seine Stimme.

Lennox stöhnte gequält auf und Orion genoss es, bevor er Thea mit höchster Selbstzufriedenheit erklärte: „Alea und du habt euch derartig gut in euren Chats verstanden, dass ich mir sicher war: Sie wird dich suchen. Und da Alea ja nicht auf den Kopf gefallen ist, bin ich davon ausgegangen, dass sie sich zusammenreimen konnte, wo du hinwolltest.
Es war also nur eine Frage der Zeit, bis Alea hier auftauchen würde."

Als er den nächsten Satz sprach, nahmen seine Augen einen Glanz an: „Und ich wusste, dass sie im Schlepptau meinen Oblivion bringen würde." Das Wort meinen, betonte er dabei besonders.

Strahlend und ihn fröhlichem Tonfall fasste er zusammen: „So habe ich euch nun alle drei schnappen können." Sie mussten doch wenigstens seine Genialität anerkennen, oder?

Alea gab ihm seine verdiente Anerkennung: „Sie haben uns ausgetrickst - Respekt." Seine Augen begannen zu leuchten. Wenigstens Alea erkannte an, wie genial er war.
„Du wirst staunen zu hören, was ich außerdem getan habe", führte er seine Erzählung fort.
„Als ihr soeben bei der Loreley im Raum der Ahnen gewesen seid - da waren wir mit dabei." Er riss seinen Mund vor Begeisterung weit auf.

„Zumindest haben wir alles mitverfolgen können. Zeirus hat nämlich schon vor einer Woche einen Peilsender und ein Abhörgerät in Cassaras' Leierkasten versteckt." Mit dem Finger wies er auf den Anführer seiner Elitetruppe.

Orion schwelgte weiter in seinem Glück. Die drei würden ihm schon noch bestätigen, dass er genial war. Wobei er das selbstverständlich bereits wusste. „Wir haben das ganze rührende Gespräch zwischen Cassaras und seiner Mama mitangehört!"

Er wiegte seinen Kopf hin und her: „Nun ist der Nixendreckskerl also weg. Ich hätte ihn zwar gern ebenfalls dingfest gemacht um ihn für seinen Verrat zu bestrafen."
Orion seufzte und ließ sie dann weiter an seinen Gedanken teilhaben: „Allerdings ist mir auch ganz recht, dass er nicht hier ist, um querzuschießen.
Und das wird er nun ganz sicher nicht mehr tun - laut unserem Peilsender ist dieser Hundesohn schon fast hundert Kilometer den Rhein hinunter- geschwommen."

Thea hob ihre Hände und gebärdete: „Cassaras wird zurückkommen. Mit dem Silberumhang. Und wo auch immer Alea dann ist - Cassaras wird sie befreien.

Orion begann lauthals zu lachen. „Du bist ja völlig geblendet von ihm", verhöhnte er Thea. Doch mit dem Hohn versuchte er nur die unterschwellige Empfindlichkeit zu überspielen.
„Verrate mir doch mal, wieso dein toller Nixenprinz unsere Anwesenheit eine Woche lang nicht bemerkt hat, wenn er so ein Superkrieger ist?"

Wütend presste Thea die Lippen zusammen. Nun gegen seine Argumente kam sie eben nicht an.
Mehr zu sich selbst sagte er: „Ich wüsste ja zu gern, welchen Unsinn er dir über die Welt erzählt hat. Leider habe ich von euren Gesprächen nichts mitbekommen, denn ein Abhörgerät bringt nichts, wenn Leute gebärden."

„Ha!", rief Thea mit ihrer Stimme. „Da ist dir wohl einiges entgangen, Pa", gebärdete sie und er merkte, dass sie ihm das letzte Wort geradezu ins Gesicht zu speien schien. Jedoch machte ihm das nichts aus.

„Aber was du garantiert mitbekommen hast, ist der Warkan, den Cassaras jede Nacht auf dem Wehrgang vor meinem Versteck als Wache postiert hat."

Alea und Lennox schauten sie überrascht an. Offenbar hatten sie das noch nicht gewusst.

Für ihn war das natürlich nichts Neues. „Natürlich ist uns das nichts entgangen. Anscheinend weiß dein Nixenprinz aber nicht, dass mein Anti-Magikum auch Warkane außer Gefecht setzen kann", stichelte er.
Das musste er noch draufsetzen.

Thea schleuderte ihm jedoch mit Gebärden entgegen: „Du brauchst so ein künstliches Zeug, um dich stark zu fühlen. Cassaras kann dagegen jederzeit ein wahrhaftiges Monster herauf beschwören!"

Das konnte er so nicht auf sich sitzen lassen. Er konnte doch unmöglich bei dem Vergleich eines Kindes verlieren.

„Aber ich habe Darkoner!", schrie er.

Orion spürte, wie sein Mann zu ihm trat und ihm die rechte Hand auf die Schulter legte. Für einen kurzen Moment schloss Orion die Augen und atmete tief durch. Dass Jinx für ihn da war, war wirklich ein großes Glück.

Dieser sagte gerade fast streng zu ihm: „Beruhige dich." Orion merkte, dass er allmählich ruhiger wurde.

Jinx wandte sich unterdessen an Thea: „Und du hörst jetzt sofort auf, dich hier dermaßen aufzuspielen. Wir sind nicht deinetwegen hier, du dumme Göre. Du bist nur Beifang."

Staunend hörte Orion ihm zu. In diesem scharfen Ton hatte Jinx noch nie mit Thea gesprochen. Thea lachte nur und Orion schüttelte sich.

„Du hast natürlich Recht, Jinx", lenkte er ein.
„Wir sollten uns auf das Wesentliche konzentrieren: Wir haben den Oblivion gefasst."
Er machte ein kleines Yeah-Geräusch und wollte diese Tatsache mit Jinx feiern. Jinx nickte aber nur knapp und Orion seufzte innerlich. Genau das hatte er erwartet.
Verschwiegen wie eh und je, das war Jinx. Aber trotzdem liebte Orion ihn, schließlich war Jinx für ihn da, bedingungslos.

Also setzte er schnell ein gut gelauntes Gesicht auf und klatschte in die Hände.

„Mein lieber Lennox, du hast in den letzten Tagen wirklich hervorragende Arbeit geleistet ", lobte er seinen Oblivion. „Du hast nicht nur die Crucis getarnt, sondern auch Aleas Handy mit einem Skorpionfisch ausgestattet, richtig? Eine ganze Woche lang wart ihr für uns von der Bildfläche verschwunden, wirklich bemerkenswert."

Er war wirklich stolz auf den Jungen. Lennox würde perfekt in seine Sammlung hineinpassen.
Hingerissen seufzte er: „Was für wunderbare Fähigkeiten du besitzt, lieber Lennox. Und wie gut ich die gebrauchen kann! "

Orion lachte fröhlich, doch dann wurde seine Miene schlagartig ernst. „Ich würde jetzt allerdings gern von euch wissen, wer dieser Siegfried ist - der Mann, der Thea zur Flucht verholfen hat."
Seine Augen verengten sich. "Na los, sag es mir, Anthea Orion!", verlangte er im Kommandoton.
Gefährlich leise setzte er nach: „Wer von meinen Männern ist ein Verräter? Es muss jemand aus meinem engsten Zirkel sein, hab ich Recht?"

Er hatte sehr lange darüber nachgedacht. Jinx ... das war unmöglich.
Hagen und die Darkoner konnte er ebenfalls ausschließen. Doch noch ein paar weitere Männer gehörten zu seinem engsten Kreis. Womöglich war es einer von ihnen.
Da hob Thea ganz langsam die Hand, als wollte sie etwas gebärden. Orions Augen wurden zu Schlitzen.
Gleich würde er es erfahren.

Alea Aquarius PerspektivwechselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt