5. Kapitel

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Thea drehte die Hand nach oben und zeigte ihm den Mittelfinger. Lennox stieß ein Lachen aus, das nach einer Mischung aus Verzweiflung und Triumph klang.
Orion lachte ebenfalls, doch er konnte die Anstrengung nicht komplett überspielen.
Warum musste sie auch so widerspenstig sein?
„Ach Thealein, ich bekomme es sowieso heraus. Ab jetzt seid ihr in meiner Gewalt. Ich finde schon einen Weg, wie ich von jedem von euch bekomme, was ich will."
‚Und wenn ich es mir mit Gewalt holen muss' , fügte er in Gedanken hinzu.

Er sah, dass Thea eine Haltung einnahm, als würde er nichts von ihr bekommen, was es auch war.
„Was willst du denn von mir?", fragte sie. Orion machte eine wegwerfende Handbewegung. Von allen dreien war Thea am Unwichtigsten.
Sie war zwar durch die Prophezeiung des Tasfaren für ihn zu einer Gefahr geworden, aber wenn sie erstmal den DNA-Wandler im Blut hatte, war das auch kein Problem mehr.

„Von dir will ich gar nicht so viel, kleines Mädchen. Nur den Namen des Saboteurs. Aber ob du mir den verrätst oder nicht, ändert nichts daran, dass ich dich schon bald zur Landgängerin mache, so wie deine Schwester."

Wahrscheinlich schweifte er gerade wieder vom Thema ab, aber das war ihm jetzt egal.

Jinx würde ihn schon dazu bringen, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Irgendwie hörte sich sein Tonfall an, als würde er etwas erzählen, während sie zum Kaffeeklatsch zusammen saßen.

"Leider ist mein Labor auf Korsika zerstört worden. Jetzt brauche ich wieder zwei Wochen, um in meinem neuen Labor einen neuen DNA-WANDLER herzustellen."
Das bedeutete wieder zusätzliche Arbeit. Dabei wollte er sich doch eigentlich auf die Entwicklung seines Virus konzentrieren.
Er blies die Wangen auf und ließ die Luft prustend entweichen. Doch etwas stimmte ihn positiv: "Aber sobald der Wandler fertig ist, bist du die längste Zeit ein Meermädchen gewesen, mea Thea."

Sicher wusste sie bereits von diesem Plan, trotzdem wurde sie nun ganz blass um die Nase.

Der Doktor tat dies jedoch mit einem Schulterzucken ab. Die Umwandlung war unumgänglich.

Erneut suchte Orion den Blick von Alea. „Über dich, meine Liebe, habe ich mir ausgiebig Gedanken gemacht."
Er setzte ein dünnes Lächeln auf.
„Leider kann ich dir gegenüber nicht noch einmal so großzügig sein wie beim letzten Mal, als ich dich nach eurer Gefangennahme wieder in die Freiheit entlassen habe.
Bedauerlicherweise haben die Magischen sich komplett auf dich als ihre Erlöserin eingeschossen und betrachten dich überraschenderweise auch jetzt noch als Elvarion. Da habe ich mich verschätzt, das muss ich zugeben."

Er hüstelte. In der Tat war ihm da ein kleines Missgeschick passiert.
„Nun ja. Jetzt weiß ich, dass ich dich auf keinen Fall mehr frei herumlaufen lassen kann."

„Was werden Sie mit Alea machen?", fragte Lennox lauernd.

Orion drehte sich ihm zu. "Oh und mit dir habe ich die interessantesten Dinge von euch allen vor", umging er Lennox' Frage einfach.

„Leider konnte ich meinen Plan beim letzten Mal nicht vollenden, du böser Oblivion. Bist einfach getürmt, bevor ich fertig war." Trotzdem kam er nicht drumherum, seinen Kopf anerkennend zu schütteln, vermischt mit Tadel.

„Ich hätte nur noch ein klein wenig mehr Zeit gebraucht. Der Darbstoff muss leider recht lange in Kulturen reifen."

‚Sonst wäre ich schon früher fertig geworden und Lennox wäre mir bereits hörig!'

Vorfreude leuchtete in seinen Augen auf, als er vor Lennox trat. Der spannte sichtlich die Muskeln an.
Beinahe hätte der Doktor gelacht, so wie es aussah, dachte dieser, er würde ihn angreifen. Warum?
Dafür hatte er doch seine Leute.

Für die drei sicherlich unauffällig, holte er die Handschellen hervor. Sie waren extra für seinen Oblivion präpariert. Mit dem Serum für den Herrenschwur.
Durch seine Untersuchungen wusste Orion, dass Lennox sich nach dem Schwur zu einem vollständigen Oblivion entwickeln würde.
Also hatte er gleich das Gegenmittel für den Virus in das Serum hineingemischt.

„Jetzt kann ich meinen Plan endlich in die Tat umsetzen", sprach er seine Gedanken laut aus.
Gleichzeitig machte er einen schnellen Schritt nach vorn, griff nach Lennox' linker Hand und ließ einen der Metallringe einrasten.
Lennox schrie auf und zog seine Hand zurück.
Die Ringe waren besonders angeschärft, damit das Serum auch gut in Lennox' Blut eindringen konnte.
Den anderen Ring hielt er fest und zog Lennox mit einer raschen, etwas brutaleren Bewegung zu sich heran.

Aufgeregt lachte er. Gleich war Lennox ihm hörig. Er trat noch dichter an ihn heran und flüsterte ihm ins Ohr: „Es fehlt nur noch ein Kuss."

Der Gesichtsausdruck des halben Oblivion war deutlich. Abscheu und Irritation waren zu erkennen. Bis er es verstanden hatte, würde es zu spät sein, denn dann unterlag er ihm schon.

Auch die Darkoner hatten sicher verstanden, was er geflüstert hatte. Doch das war ihm egal, seine volle Aufmerksamkeit galt seinem Oblivion.
„Gleich gehörst du mir", sagte er und merkte, dass sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln verzogen.
Leise lachte er und kam Lennox noch näher.
Er leckte sich über die Lippen und war kurz davor ihn zu küssen, doch da ...

Erschrocken zuckte Orion zusammen. Etwas lebendiges fiel aus dem Baum.
Es war viel zu groß, um ein Vogel zu sein.
Nein, es war ein Mensch.

Alea Aquarius PerspektivwechselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt