part ii

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CÉLESTE BLICKT AUF den schlafenden Mann in ihrem Bett so verwirrt und betrübt der Trauer wegen. Mit goldenem Morgenlicht auf ihrer Haut bedauerte sie die Schädigung seiner Seele wie eine Eigentat und die Schuld hatte ihre kühle Hand fest um Célestes Hals gelegt, verweigerte ihr Luft zum Atmen.

Sie hatte es nicht geschafft, seine Seele vollkommen zu retten; konnte sie nur zusammenhalten und vor mehr Schaden schützen. Sie hatte es geschafft, ihn vor dem Tod durch die Götter zu retten, aber die fehlenden Teile seiner Seele hatte sie nicht füllen können. Seine eigenen Entscheidungen verhinderten, dass sie ihn rettete.

Er war nicht der erste Mann mit einer zerbrochenen Seele, der in ihrem Haus gewesen war und um den sie sich gekümmert hatte, doch war er der Erste, den sie alleine durch ihre Magie nicht heilen konnte.

Spottend zischte das Medaillon auf dem Nachttisch wie eine Schlange und lachte sie aus, während es sein wahres Selbst zeigte. Céleste hatte gewusst, welches Schauspiel der Fremde und seine Seele ihr vorgeführt hatten, doch zitterte sie an ihrem gesamten Leib.

Ihre Hand streckte sich nach ihm aus und sie trug das Medaillon aus dem kleinen Zimmer, versteckte es in dem untersten Fach des Kräuterschrankes; nahm vor, es neben Wermut und Bärlauch liegen zu lassen, bis Staub sich auf das Metall setzen würde. Das Zischen verstummte in dem Moment, in dem sie die Türen schloss, und Ruhe breitete sich in ihrem Verstand aus.

Bei einer bloßen Berührung durchzog sich ihr gesamtes Wesen mit dem pechschwarzen Gefühl, das von dem geschmückten Seelenstück ausging. In ihren Adern wurde ihr Blut schwer wie Ter und als sie sich wieder erhob, legte sie ihre Arme um sich.

Verzweifelt versuchte sie, sich zu wärmen; Liebe und Freude in ihr Herz zu lassen, um von dem Grauen abzulenken. Er wusste nicht, was er tat. Sie würde ihm helfen können. Er musste sich nur öffnen.

Eine Hand vergrub sich mit einem Mal in ihrem Haar und ihr Kopf wurde zurückgezerrt, während eine scharfe Klinge an ihre gespannte Kehle lag. Céleste traute sich nicht mehr zu atmen, doch mit geschlossenen Augen schwor sie sich zur Ruhe. Sie war nicht hilflos.

»Wo bin ich?«, knurrte der Mann auf Englisch und sie suchte in ihrem Kopf die wenigen Wörter zusammen, die sie in der nördlicheren Sprache kannte. »Ich habe dich gefunden— I-Ich versuchte zu helfen.«, sagte sie gebrochen, doch der Fremde entspannte sich nicht. Nein, sie hörte sein Herz nur noch lauter schlagen.

»Das Medaillon. Wo ist es?«

Mit erhobenen Händen der Kapitulation drehte sie sich, mit dem Messer weiterhin dicht an ihrem Leben und seiner Hand in ihrem Haar, langsam zu ihm. Ihre Blicke trafen sich und hinter der Mauer aus gleichgültiger, schwarzer Wut, die bitter auf ihrer Zunge schmeckte, versteckte sich Verwirrung.

Dem Mann entgegenblickend, den sie in den letzten Stunden unentwegt beobachtet hatte, fragte sie sich ab wann ein Mensch vollkommen Böse war. In dem Moment, in dem die Welt ihn so sah oder in dem er es selbst erkannte und akzeptierte? War sie böse, da sie sein Innerstes gesehen hat und sich trotz allem nicht von ihm abgewandt hatte? Oder war dies nur Naivität gemischt mit der Dummheit einer verzauberten Frau?

Zitternd fragte sie: »Das Seelenteil?«, obwohl sie es bereits wusste. Ihr blickte der Teufel entgegen und Reue durchflutete sie, weil sie ihn nicht hatte sterben lassen. Sie hatte dem Bösen geholfen, war zu einer Sünderin geworden, nur weil die Natur einer Heilerin sie aufgehalten hatte.

»Wo. Ist. Es?«, fragte er und sein Knurren durchdrang ihren gelähmten Verstand. Bevor seine Wut ihn dazu brachte ihre Kehle durchzutrennen und in Eile ihr kleines Häuschen zu durchsuchen, legte sie ihre Hand auf sein Herz; dem Tor zur Seele.

whispering souls.        tom riddleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt