part iii

72 6 6
                                    







CÉLESTES FINGER RUHTEN für einen Moment auf seiner blassen Haut, während das Morgenlicht über die Gestalten tanzte und der Wind sich zu ihnen gesellte; durch das Haar fuhr und mit Strähnen spielte, auf der Suche nach Gefährten.

Kalt glühte die Haut gegen ihre und bevor sie die Muskeln nachfahren konnte, wie ein blindes Reh in die Arme eines Jägers fiel, löste sie sich und murmelte die Beschwörungen weiter und weiter. Er rührte sich nicht.

Der Fremde blieb ihr meist fremd, ließ sie nicht näher an sein Herz und auch die Tage, die er in ihrer Hütte verbrachte, um von ihr gerettet zu werden, schienen ihm den Mantel des Misstrauens nicht abzunehmen.

Aber er brauchte ihr nicht zu vertrauen, um sie in seinen Bann zu locken. Das leise Murmeln ihres Gewissens versuchte ihr deutlich zu machen, dass er das sei, was die Christen den Teufel nannten, aber sie würde nicht hören.

Sie heilte ihn mit achtsamen Blick und bedauerte, dass sie ihm bereits verfallen war und Tom Riddle sie übersehen wollen zu schien. Er war ein Mann des Mysteriums und schien ihre Nähe zu hassen.

Céleste hatte seine Seele gesehen; ein missgestaltetes, grausames Abbild, alles Falschen dieser Erde. Wie ein Buch hatte sie seine Persönlichkeit vor sich gesehen, aber mit Scham schloss sie es jedes Mal aufs Neue.

Sie sollte wissen, dass die Schönheit trügt und er sie verschlingen würde, so war sie ihm nicht mehr vom Nutzen. In ihrer Heimat stand die Schlange für Kraft und Schutz der Mutter, aber war sein Selbst zu einer hinterlistigen geworden.

Trotz allem fürchtete sie sich davor, dass, wenn das Ende durch seine Hand über sie käme, sie es zulassen würde.

»Ich erzählte dir nie meine Geschichte.«, flüsterte sie über den wachsamen Blick des Vaters im Himmel hinweg, während sie mit der Heilung beschäftigt war und Tom in die Ferne blickte. Sie saßen auf der Veranda ihrer Hütte, sie auf den Knien hinter ihm, als sei er ihre Gottheit.

»Und ich erzählte dir nie die meine, aber trotzdem kennst du sie, nicht wahr?«, murmelte er mit rauer Stimme und so lange hatte sie ihn nicht mehr sprechen hören, dass sie beinahe einem gierigen Hund glich, der auf sein Fressen lechzte und näher rückte.

Tom litt unter seiner Einsamkeit, trotz seiner Behauptung, sie sei sein Freund und eine Waffe, die er unter grellen Flammen formen konnte. Tom war einsam und Céleste wünschte sich, ihn ebenfalls von dem Grausamen zu heilen.

Sie zögerte etwas vor sich hin, bevor sie erneut die Stränge seiner Seele verknüpfte; mit ihren zart spielte wie mit einer Harfe. Nur zu oft hatte sie bei dem Anblick seiner Seele geweint und nur zu oft, hatte er sie danach nicht ansehen können.

Lass mich dich heilen. Deinen Kummer mit der Grausamkeit nehmen, die dir jemand eingepflanzt hat, hatte sie einst geweint und Tom war ohne ein Wort aus der Hütte verschwunden, kam erst am Abend wieder.

»Als ich dreizehn war, hat mich mein Dorf verbannt, für eine Fähigkeit, die ich von einem Gott geschenkt bekam.«, erzählte sie und die Anspannung verließ seine Figur. Er sah weniger kränklich aus, wurde mit jedem Tag etwas schöner..

»Einem Gott?«, hinterfragte er und sie summte.

»In meinem Volk wählen die Götter Repräsentanten ihrer Macht und schenken so Gaben zu ihren Geschöpfen. Die Mutter, Prende, die Göttin der Liebe, des Wassers und der Heilung wählte mich aus und gab mir die Gabe der Heilung.«

Ihre Stimme klang so fern in ihrem eigenen Kopf und sie nahm seine Hand vorsichtig, strich über die kaum sichtbare Narbe über seinem Knöchel und ließ diese verschwinden. Tom sah den verschlungenen Händen und dann über seine Schulter zu ihr.

»Sie gab mir dieses Geschenk in der Hoffnung, ich würde etwas Gutes damit schaffen, aber war diese Gabe nur eine Waffe in den Händen eines Kindes.«

Tränen fielen von ihren Wangen in die Tiefe und Toms Blick folgte ihnen, bis sie zu Boden fielen. Würde sie sein Innerstes nicht spüren, so würde sie glauben, er wäre von ihrer Geschichte ergriffen.

Er brauchte es nicht auszusprechen, sie konnte es bereits in seinen Augen erkennen. Er wusste, warum sie verbannt wurde und mit einem Dolch in ihrem Herzen nickte sie.

Céleste senkte ihren Kopf, weil sie es nicht mochte, wenn er ihr wahres Gesicht erkannte. Ihr Kummer wuchs und wuchs, wurde zu einer offenen Wunde, die sie niemals wieder vor ihm verdecken konnte.

»Ich kann Seelen verstehen. Das Flüstern der Seelen ist wie ein Gedicht, das in meinen Ohren klingt. Ich höre es, wie andere den Hymnen der Götter lauschen, ich fühle es auf meiner Haut so wie andere die Berührung des Windes spüren. Ich kann sie heilen, dazu bringen sich selbst zu vervollständigen, jedoch hat jede Gabe eine Kehrseite.«

Ihre Hand hob sich zögernd, als suche sie nach einem Partner, doch fiel sie wieder zurück in ihren Schoß. Der Teufel beobachtete sie weiter und sie wollte ihm mehr erzählen. War es nur ihre Einsamkeit, die sie dazu drang, ihm ihre eigene Seele zu offenbaren, dann war die Einsamkeit tief in ihrem Herzen verwurzelt und glich der seinen.

»Nachdem mein Bruder mich wegen eines Spielzeugs angeschrien hatte, nahm ich seine Seele. Sie entging mir jedoch, ging verloren, dorthin, wo Seelen hingehen, die sich verirren. Ich war ein Kind, aber das interessierte den alten Rat nicht, er jagte mich fort und schwor, mich zu töten, wenn ich zurückkäme.«

Tom hörte ihr zu und sie wünschte, er wäre jemand anderes, oder wenn er der Teufel bliebe, er ihr nicht mehr den Verstand vernebelte. »Es war nicht deine Schuld.«, flüsterte er und seine Worte fanden ihren Weg in ihr Herz.

Erinnerungen plagten ihren Verstand und Céleste presste ihre Lippen aufeinander, als Tom ihr Kinn umfasste und es anhob, damit sie in die schwarzen Augen starren konnte. Kaum hatte sie es bemerkt, wie sie ihm näher gerutscht war und nun neben ihm saß.

»Wer schuldig war, ist nun unwichtig. Meine eigene Familie hat mich verstoßen und mein Volk, das mich einst als Auserwählte angesehen hat, verachtet mich wegen eines Fehlers.«

So gebrochen saß sie vor ihm, seine Hand unter ihrem Kinn und sein Blick nun von der Kälte verstoßen. Sie konnte das Wispern seiner Seele hören und ihre Augen weiteten sich vor Überraschung, als er endlich etwas fühlte.

Gab es Hoffnung? Hoffnung, ihn vor einem Schicksal zu bewahren, das sie nie für ihn gewollt hatte? War sie am Ende seine Rettung?

»Du solltest wütend sein.«, flüsterte er und Céleste kam ihm mit von Tränen geziertem Gesicht näher, als würde ihn beiden das helfen. Sie waren einsam, und gegen die Einsamkeit half die Nähe eines Gleichgesinnten.

»Ich darf nicht wütend sein.«

»Wir alle dürfen wütend sein.«, sagte der böse Gott und legte seine Lippen auf die ihre.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 27 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

whispering souls.        tom riddleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt