Kapitel 1

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Triggerwarnung: Suizid, Selbstverletzen
(für die gesamte Story)

Gegenwart

Ich denke schon wieder den ganzen Tag an Sie, an Frau Pierce, meine Lehrerin. Egal was ich tue ich denke an Sie und vermisse sie so sehr. Am liebsten würde ich direkt zu ihr rennen und mit ihr reden. Aber es sind Osterferien. Ich könnte ihr theoretischerweise eine E-Mail schreiben, aber ich hätte keinen wirklichen Grund. Ich meine ich könnte ihr schreiben, dass es mir nicht gut geht aber andererseits wäre das aus dem Nichts heraus sehr merkwürdig und es ist leider nicht so als hätte Frau Pierce mir angeboten ihr zu schreiben. Sie weiß nicht einmal wie schlecht es mir seit Monaten geht. Ich liege einfach stundenlang im Bett ohne etwas zu tun. Mein Vater nennt mich deswegen die ganze Zeit faul, dabei weiß er nicht wie es mir wirklich geht. Ich wünschte jemand würde es merken. Es gibt eine einzige Person die das weiß. Meine beste Freundin Luna. Sie kennt mich am besten und hilft mir so sehr. Sie ist immer für mich da und dafür liebe ich sie so sehr. Ich glaube ohne sie wäre ich schon lange nicht mehr hier. Wobei ich sagen muss, dass ich auch für meine kleine Schwester und meine Hündin noch am Leben bin. Die Drei sind alles was ich habe.
Ich gehe auf Instagram und versuche mich abzulenken. Nach wenigen Minuten bin ich aber schon wieder gelangweilt und lege mein Handy zur Seite. Schon wieder driften meine Gedanken zu Frau Pierce ab. Ich denke an ihre wunderschönen dunkelbraunen Haare und ihre atemberaubende Augen, in denen man sich so unglaublich gut verlieren kann. Nächsten Montag sehe ich sie wieder. Ich hab sie seit 13 Tagen nicht mehr gesehen und vermisse sie so sehr. Ich würde mir wünschen, dass sie merkt wie es mir geht und mich fragt was los ist. Ich würde ihr gerne alles erzählen und sie nach einer Umarmung fragen. Sie zu umarmen wäre unglaublich schön. Egal, nurnoch fünf Tage dann sehe ich sie wieder. Ich lächle bei den Gedanken und beschließe, mir etwas zu essen zu machen. Ich gehe in die Küche und als mein Vater mich sieht kann er nicht anders als einen blöden Kommentar zu hinterlassen. "Ach, bist du aus deinem Loch gekrochen gekommen? Wie schön." Ich verdrehe nur die Augen, mach mir instant noodles und gehe zurück in mein Zimmer. Ich esse während ich Netflix gucke und durch trotz Ablenkung geht es mir kaum besser als vorhin. Als ich das nächste Mal auf mein Handy gucke, sehe ich, dass Luna mir geschrieben hat.

hey, wie geht's dir?

Ich bin immer wieder erstaunt von Luna. Es ist als ob sie einen sechsten Sinn hat, denn oft wenn es mir nicht gut geht merkt sie das anscheinend irgendwie und schreibt mir. Ich antworte ihr und wir schreiben ein wenig hin und her. Sie erzählt mir von ihrem Tag und ich erzähle ihr von der Konversation (wenn man das überhaupt so nennen kann) mit meinem Vater vorhin. Wir regen uns über Eltern auf und ich merke wieder einmal wie froh ich bin mit Luna befreundet zu sein. Mir geht es dank ihr wieder besser, wenn auch nicht gut. Ich weiß, dass ich ihr vertrauen kann und, dass ich ihr alles erzählen kann. Trotzdem habe ihr ihr nicht von meinen Gefühlen für Frau Pierce erzählt. Ich habe einfach Angst vor ihrer Reaktion. Vor allem, weil ich selber nicht weiß, was ich von den Gefühlen halten und wie ich diese einschätzen soll. Luna geht zwar nicht auf meine Schule (sie hat schon ihren Abschluss) und deswegen kennt sie Frau Pierce auch gar nicht aber ich denke, dass es trotzdem komisch wäre ihr zu erzählen, dass ich in eine Lehrerin verliebt bin. Ich meine sie ist meine Lehrerin, auch wenn sie nicht ist wie die meisten Lehrer. Viele mögen sie zwar nicht, weil sie streng sein kann und kühl wirkt aber wenn man genau hin sieht ist sie eigentlich ein toller Mensch. Sie ist nett, lustig, hübsch, und versucht immer jedem gerecht zu werden. Außerdem ist sie wunderschön. Ich liebe ihr Lächeln, ihre ruhige Art und die kleinen Ticks die sie hat. Immer wenn wir Stillarbeit machen muss läuft sie rum und klatscht leicht mit ihren Händen auf die Seite ihrer Oberschenkel. Ich finde das einfach total süß.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, weil mein Vater in mein Zimmer kommt und sagt, ich solle mit einkaufen gehen. Eigentlich habe ich echt keine Kraft und Lust dazu aber mir bleibt keine andere Wahl übrig. Widerwillig ziehe ich meine Turnschuhe und Jacke an und begleite ihn zum Einkaufen. Ich renne ihm die ganze Zeit im Laden hinterher und trage irgendwelche Sachen oder schiebe den Einkaufswagen. Ich habe einen Bluetooth Kopfhörer drin und höre meine Lieblingsplaylist. Die Musik hilft mir mich abzulenken und nicht zu viel über die ganzen anderen Menschen hier nachzudenken. Ich hasse es manchmal so sehr wenn viele Menschen auf engem Raum zusammen sind. Es ist jetzt keine Sozialphobie oder so aber ich fühle mich trotzdem nicht wirklich wohl. Gerade läuft einer meiner Lieblingssongs. Er heißt teardrops und ist von bring me the horizon.

I'm running outta teardrops, let it hurt 'til it stops
I can't keep my grip, I'm slipping away from me
Oh, God, everything is so fucked, but I can't feel a thing
The emptiness is heavier than you think.

Ich liebe diese Band so sehr. Sie hilft mir, mit meinen Gedanken zu recht zu kommen. Sie singen auch über Suizidgedanken und Selbstverletzendes Verhalten oder generell über mentale Gesundheit.

Einige Stunden später liege ich endlich wieder in meinem Bett und höre wieder eine Playlist. Diesmal nicht die selbe wie vorhin sondern eine Love-Playlist und denke währenddessen natürlich an Frau Pierce. Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, in dem ich mich in sie verliebt habe. Als ich mich in meine Deutsch Lehrerin verliebt habe.

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