Kapitel 5

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Ich bin auf dem Weg zum Termin mit der Schulpsychologin. Seit dem ich letzte Woche nach dem Unterricht mit Frau Pierce geredet habe, hatte ich sie zwar nochmal im Unterricht, aber wir haben nicht noch mal miteinander gesprochen. Ich nehme die Treppe in ersten Stock und laufe zum Büro. Ich bleibe für einen Moment vor der Tür stehen und atme tief ein und aus bevor ich anklopfe und schließlich rein gehe. Die Schulpsychologin begrüßt mich und sagt, ich solle mich setzten. Sie tippt noch etwas in ihren Computer und setzt sich dann gegenüber vor mir hin. Sie erklärt mir, dass sie sich Notizen machen wird und dann fragt sie mich was los ist. Ich erzähle ihr von diesem Gefühl von Leere und auch, dass ich mich vor einigen Monaten öfters selbstverletzt habe und immernoch oft dran denke. Sie stellt mir dann auch noch einige Fragen die ich beantworte. Ich fühle mich die ganze Zeit über nicht wirklich wohl mit ihr und habe nicht das Gefühl, dass mir das Gespräch wirklich geholfen hat. Als es klingelt und somit meine Mittagspause vorbei ist und ich wieder in den Unterricht muss bin ich erleichtert. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie mich wirklich verstanden hat und mir helfen konnte. Naja was sollst, dann muss ich da doch wohl doch wieder alleine durch. Nach der Schule rufe ich Luna an und erzähle ihr von dem Gespräch. Sie hört mir geduldig zu und fragt mich, ob ich nochmal mit Frau Pierce gesprochen hab. "Ne, aber vielleicht spricht sie mich nochmal an", antworte ich. Ich wünsche mir so sehr, dass sie nochmal auf mich zu kommt. Ich würde ihr gerne erzählen wie der Termin lief. Vielleicht fragt sie ja am Ende der nächsten Stunde nach, sie weiß ja wann der Termin war. Ich beende das Telefonat mit Luna und höre Musik. Ich setze mich an meinen Schreibtisch und fang an, nach langer Zeit wieder ein Gedicht zu schreiben

Leere
Ich liege im Bett,
starre die Decke an
und denke nach.
Ich würde gerne weinen
aber es klappt nicht.
Ich hab das Gefühl,
dass ich unfähigen bin,
Emotionen zu spüren.
Es fühlt sich an,
wie ein Gefühl von Leere.
Gleichzeitig ist es,
als ob man von seinen Gedanken
erdrückt wird.
Ich würde gerne fühlen,
aber es geht nicht.

Es ist definitiv nicht mein bestes Gedicht aber egal. Früher hat es mir sehr geholfen, meine Gedanken in Worte beziehungsweise Gedichte zu sortieren aber nicht einmal das funktioniert mehr. Ich habe einfach keine Idee mehr, wie ich mir selbst helfen kann. Ich wünschte, die Schulpsychologin hätte mir echt geholfen. Therapie kommt für mich tendenziell nicht in Betracht, da ich sonst meinen Eltern alles erzählen müsste und das will ich auf keinen Fall. Ich atme tief ein und aus und lege mein Kopf auf meinen Tisch. Ich weiß nicht wie lange ich da sitze und einfach nur meine Augen schließe. Egal was ich tue, mir geht's einfach nicht mehr besser. Ich denke an mein Messer, welches ich hit versteckt habe und überlege, ob ich es holen soll. Ich habe aber im erhlich zu sein nicht mal dafür Kraft. Ich lasse mich in meinem Stuhl zurückfallen und seufze. Wieso ist es so anstrengend nichts zu fühlen?
Ich lege mich in mein Bett und schließe meine Augen. Ich höre ewig Musik, bis irgendwann mein Vater ins Zimmer kommt. "Ach, sind wir wieder faul?" begrüßt er mich. Ich verdrehe nur die Augen und frage warum er in mein Zimmer gekommen ist. Er sagt mir, dass ich bitte kurz einkaufen gehen soll. Also stehe ich kurze Zeit später vor der Haustüre und gehe Richtung Supermarkt. Ich hasse Einkaufen so sehr. Auf dem Weg sehe ich eine Nachricht von Luna. Ich lächle kurz und freue mich. Als ich endlich im Supermarkt ankomme, gehe ich erstmal zur Brotabteilung und kaufe Semmeln. Dann laufe ich weiter und gehe zu den Milchprodukten. Auf dem Weg zur Kasse bleibt mein Herz kurz stehen. Ist das Frau Pierce? Die Frau hat auch schwarze lange Haare aber ist sie es wirklich? Sie dreht sich um und schaut genau in meine Richtung. Es ist Frau Pierce und wir hatten ganz kurz Augenkontakt, bis ich schnell weggeguckt habe. WTF? Ich war hier schon so oft einkaufen und ich habe sie noch nie hier gesehen. Generell habe ich hier (zum Glück) noch nie Lehrer getroffen. Als ich endlich bezahlt habe, gucke ich überall, ob ich sie noch mal sehe aber leider nein. Wahrscheinlich ist sie schon längst wieder auf dem Weg nach Hause. Ob sie mich wohl auch gesehen hat? Ich meine ich glaube, dass wir Augenkontakt hatten aber wäre auch möglich, dass ich mir das nur eingebildet habe. Auf dem Weg nach Hause gucke ich überall, ob ich sie nochmal sehe aber leider nein. Etwas enttäuscht sperre ich die Haustür auf und bringe die gekauften Sachen in die Küche und helfe ein wenig beim Kochen. Trotzdem kann ich die ganze Zeit nicht aufhören, an Frau Pierce zu denken. Auch beim Essen bin ich noch stiller als sonst und denke die ganze Zeit über sie nach. Einerseits habe ich mich natürlich gefreut sie zu sehen aber andererseits hat mich das so aus dem Konzept gebracht und jetzt muss ich die ganze Zeit an sie denken. Ich überlege auch wieder, ob es ein Fehler war mit ihr über meine mentale Gesundheit zu reden. Ich habe immer noch Angst, dass sie mich jetzt irgendwie bemitleided oder sowas. Vielleicht will sie ja jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben... Hätte ich einfach mal meine Klappe gehalten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 26, 2023 ⏰

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