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S O F Í A  L Ó P E Z

Das Klopfen an meiner Bürotür lies mich von den vielen Akten hochblicken. „Herein", rief ich, woraufhin Amanda ihren Kopf zur Tür hereinsteckte. „Walter hat gesagt, dass du Feierabend machen sollst. Du hast heute an deinem ersten Tag genug gearbeitet.", trällerte die Assistentin meines Chefs. Auch heute morgen hatte sie überaus gute Laune gehabt, als sie mir die gesamte Kanzlei gezeigt und jeden einzelnen Mitarbeiter vorgestellt hatte. „Danke für die Info. Ich kümmere mich nur noch um diese zwei Akten und dann fahre ich nach Hause.", antwortete ich und deutete auf den kleinen Stapel an Dokumenten. „Das kannst du auch morgen noch machen Schätzchen. Die anderen sind auch alle schon weg.", mit dem Kinn deutete sie zu den anderen fünf, mittlerweile freien, Tischen, die hier standen. „Es ist kurz vor zehn, also ab nach Hause mit dir.", gelassen wickelte sie eine Haarsträhne um ihren Finger. „Oh okay, dann bis morgen.", ich klappte meinen Laptop zu, sammelte die Verträge zusammen und ordnete alles zurück in den großen grauen Aktenordner. Kein Wunder, dass gefühlt alle schon weg waren. Während ich meine Trinkflasche in meine braune Long Camp Tasche packte, hörte ich wie Amanda das Büro verließ. Leicht schüttelte ich den Kopf. Diese Frau war mir ein Rätsel. Sie sprach äußerst freundlich mit jedem, den sie auf den Fluren begegnete. Auch mich hatte sie überschwänglich am Empfangscounter begrüßt. Nur ihr Lächeln kam mir aufgesetzt vor. Es wirkte nicht ehrlich, manchmal verschwand es für Sekunden aus ihrem Gesicht. Ihre ausdruckslosbleibenden Augen verrieten sie.

Im Aufzug ließ ich mich erschöpft gegen die kühle Innenwand fallen und betrachtete mein Gesicht in dem angebrachten Spiegel. Mein Zopf war etwas nach unten gerutscht und an den Seiten standen vereinzelt blonde Strähnen ab, die sich leicht kringelten. Meine Augen sahen müde aus, doch durch meine getuschten Wimpern fiel dies nicht direkt auf. Mein erster Arbeitstag war deutlich anstrengender geworden, als ich es erwartete hatte. Doch ich ignorierte diese Tatsache, denn das Glück, welches durch meinen Körper strömte, hatte ich schon lange nicht mehr gefühlt. Ich hatte es endlich geschafft. Die vielen Jahre voller Vorlesungen und Prüfungen waren endlich vorbei. Obwohl ich mein Studium sehr genossen hatte, vermisste ich es nicht. Meine Tante hatte sich für mich den Arsch aufgerissen, um das Studium zumindest teilweise finanzieren zu können. Da ich ein Stipendium bekommen hatte, welches nur die Hälfte der Gebühren übernahm, hatte ich während meines Bachelors in einem Restaurant gekellnert und an einigen Abenden gebabysittet. Wie wir es geschafft hatten, alles Rechnungen zu bezahlen, erschloss sich mir immer noch nicht, doch jedes Mal wenn ich meine Tante darauf angesprochen hatte, schüttelte sie nur mit dem Kopf und meinte, dass ich mich nicht darum kümmern sollte und es ihre Angelegenheit sei. Irgendwann hatte ich es aufgegeben mit ihr darüber zu sprechen und mir geschworen ihr eines Tages alles zurückzugeben, was sie jemals für mich getan hatte.

In meinen letzten Studienjahr an der University of Chicago hatte ich einen Nebenjob von einer Kanzlei angeboten bekommen, welchen ich überaus dankbar angenommen hatte. Nach meinem Juris Doctor und dem anschließenden Bar Exam, war ich dann vollständig in diese Kanzlei eingetreten und hatte heute meinen ersten Arbeitstag als Anwältin bestritten.

Unten in der Tiefgarage angekommen steuerte ich schnurstracks auf meinen silbernen Audi a3 zu, den ich von meiner Tante zum 18. Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Es war zwar damals schon gebraucht gewesen, doch das war mir egal. Das alte Ding fuhr nach wie vor wie eine eins. Ich öffnete die Fahrertür und warf meine Tasche auf den Beifahrersitz. Ich zog mein blaues Sakko aus und krempelte die Ärmel meiner weißen Bluse etwas nach oben, ehe ich mich hineinsetzte. Ich startete den Motor und lenkte meinen Wagen geschickt aus dem engen Parkhaus hinaus auf die Straßen Chicagos. Der Verkehr war um diese Uhrzeit nur noch leicht und ich kam zügig voran. Kurz bevor ich an dem Haus, in dem ich mit meiner Tante wohnte, ankam, erkannte ich zwei große schwarze Range Rover, die direkt vor unserer Haustür parkten. Augenblick bekam ich ein mulmiges Gefühl.Ich wusste, dass sie nicht unbedingt etwas mit uns zu haben mussten, denn in diesem Haus gab es mindestens fünfzehn einzelne Apartments. Doch irgendwie ließen die beiden Wagen Unbehagen in mir aufkommen. Hier in diesem Stadtviertel vielen solche teuren Autos sofort auf. Pilsen war vor allem für Einwanderern zur Heimat geworden und nur wenige von ihnen verdienten wirklich gut. Auch meine Tante war vor einigen Jahren mir mir aus Spanien hier her gekommen und in dieses Viertel gezogen.

Eilig parkte ich den Audi in einer kleinen Parklücke, schnappte mir meinen Blazer und meine Tasche vom anderen Sitz und lief auf das Mehrfamilienhaus zu. Schnell kramte ich meinen Schlüssel heraus und sprintete förmlich die Stufen des dunklen Treppenhauses nach oben in den dritten Stock, als sich das Schloss öffnete. Völlig aus der Puste blieb ich vor der Haustür meines Apartments stehen. „Ich bin zu Hause!", rief ich in den beleuchteten Flur, nachdem ich die Tür geöffnet hatte. Ich hing meine Sachen in den braunen Holzschrank, welcher an der Wand direkt neben dem Eingang stand und schlüpfte aus meinen Ballerinas. Langsam lief auf die Küche zu und zuckte abrupt zusammen, als plötzlich jemand im Türrahmen erschien. „Gott hast du mich erschreckt.", lachte ich erleichtert auf und nahm meine Tante in den Arm. „Lo siento mi angelito", antwortete sie und erwiderte meine Umarmung. Ich vergrub meine Gesicht in ihren weichen blondgrauen Haaren und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange, als ich mich von ihr löste. Mit vor Stolz aufblitzenden Augen blickte sie mich erwartungsvoll an. „Und?", wollte sie erwartungsvoll wissen. „Es war einfach perfekt, genauso wie ich es mir vorgestellt habe.", antwortete ich und ihr erleichtertes Seufzen brachte mich zum Lächeln. „Estoy muy orgullosa de ti.(Ich bin so stolz auf dich)", hauchte sie und ich sah wie ihre Augen glasig wurden. „Muchas Gracias Tia (Tante)", ich nahm ihre Hand in meine und drückte sie fest. Obwohl ich es hasste meine Tante weinen zu sehen, war diese Reaktion ihrerseits das Größe für mich. Sie war der Mensch, dem ich mein Leben verdankte. Sie war die Person, dich mich jeden Tag aufgebaut und nie an mir gezweifelt hatte.

„Ich würde schnell meine Hände waschen gehen, danach kann ich dir noch mehr erzählen.", schlug ich vor, lies ihre Hand los und strich ihr noch einmal zaghaft über die Schulter. „Mach das, ich muss sowieso noch mit dir über etwas sprechen.", stimmte sie nickend zu.

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Jetzt geht es also wirklich los mit ,,My dangerous Client"!!!

Ich bin so gespannt auf euere Reaktionen, sagt bitte wie euch die Story bis jetzt (ich weiß, so viel ist es ja noch nicht) gefällt!

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel <3

Lasst sehr sehr gerne Feedback da

My dangerous ClientWo Geschichten leben. Entdecke jetzt