S O F Í A L Ó P E Z
Im Badezimmer öffnete ich den Hahn und stützte mich mit meinen Händen auf den Waschbeckenrand. Für ein paar Sekunden starrte ich gedankenverloren auf den Wasserstrahl, ehe ich meine Hände darunter hielt und mit Seife einschäumte. Die kühle Flüssigkeit strömte über meine Handgelenke und ein leichter Schauer lief meinen Rücken hinunter. Die Anspannung ließ langsam nach und die Sorgen um meine Tante verschwanden allmählich. Ihr ging es gut, das hatte ich gerade gesehen. Ich hatte mir nur wieder viel zu schnell unnötig Gedanken gemacht.
„Cariño!", hörte ich sie wenige Sekunden später rufen. Eilig schob ich meine Bedenken beiseite, trocknete ich meine Hände ab und verließ das Bad. Mit zufriedener Mine lief ich auf das Wohnzimmer zu. „Ich gehe mich nur noch schnell um-", mitten in meinem Satz brach ich ab und blieb sprachlos im Türrahmen des Zimmers stehen. Auf der grauen Couch saßen zwei Männer in schwarzen Anzüge neben meiner Tante und blickten zu mir hoch, als sie mich bemerkten. „Wer ist das?", entfuhr es mir sofort und ich blickte irritiert zwischen den beiden hin und her. Meine Tante erhob sich und kam mit gequältem Gesichtsausdruck auf mich zu. „Cariño, das sind-", began sie zu sprechen, doch wurde augenblicklich unterbrochen. „Mateo und Leonardo Gambino", beendete einer der beiden ihren Satz und starrte mich aus seinen dunkelbraunen, fast schwarzen, Augen an. „Tia, was wollen die hier?", ging ich gar nicht erst auf den Mann ein und sah erneut meine Tante an. Sie schluckte stark und blickte für einen kurzen Moment auf ihre Hände, die nervös mit dem Saum ihres Cardigans spielten. „Ich glaube es ist besser, wenn wir uns hinsetzen und alles in Ruhe besprechen.", antwortete sie zögernd, woraufhin ich jedoch den Kopf schüttelte. „Ich werde mich auf gar keinen Fall setzen, ehe ich weiß was hier los ist.", entgegnete ich energisch. Erst auf den beinah flehenden Blick meiner Tante hin, knickte ich ein und ließ mich auf dem kleinen Sessel neben dem Sofa nieder. „Also?", hakte ich genervt nach und blickte alle drei an.
„Erinnerst du dich noch an Zeit nach deinem High School Abschluss?", ich nickte verhalten. „ Du wolltest unbedingt Jura studieren und hast mich angefleht auf ein College gehen zu dürfen. Natürlich konnte ich dir diesen Wunsch nicht abschlagen, denn es ging ja immerhin um deine Zukunft. Ich habe schon davor jeden Tag hart gearbeitet, doch ab diesem Zeitpunkt ackerte ich noch viel viel mehr, um das nötige Geld zusammenzubekommen. Zwar war deine Bewerbung für ein Stipendium erfolgreich, doch dies deckte gerade mal die Hälfte aller Kosten ab. An einem Abend bin ich während meiner Arbeit in dem Club mit einer Frau ins Gespräch gekommen, die ebenfalls dort als Barkeeperin arbeitete. Ich hab ihr natürlich von dir und deinem Wunschstudium erzählt, woraufhin sie im Verlauf des Gesprächs irgendwann meinte, sie kenne jemanden, der mir oder besser gesagt uns helfen könnte.", fing meine Tante mit gedämpfter Stimme an zu erzählen. Ihre Finger spielten währenddessen weiterhin mit ihrer Strickjacke. „Sie hat mir also eine Nummer gegeben, bei der ich ein paar Tage später angerufen habe. Glaub mir, allein diesen Schritt zu machen, ist mir schwer gefallen. Rangegangen ist eine Frau, die mich dann an einen Mann weitergeleitet hat. Ich habe auch ihm von unserer Situation erzählt. Er meinte daraufhin, dass er uns wirklich helfen könne, er das aber nicht über ein Telefonat klären möchte. Wir vereinbarten also einen Termin und direkt am nächsten Tag fuhr ich in sein Büro."
Langsam bemerkte ich, wie meine Knie leicht anfingen zu zittern. Irgendeinen Haken musste es doch bei der Erzählung meiner Tante geben, sonst wären nicht diese zwei Schränke plötzlich in unsere Wohnung aufgetaucht.
„Ich möchte nicht um den heißen Brei herum reden Cariño, denn du verdienst die Wahrheit. Der Mann, der sich mir als Enrique Gambino vorstellte, unterbreitete mir an diesem Tag ein Angebot, welches ich im ersten Moment sofort ablehnte.", der Tonfall meiner Tante wurde immer ruhiger und brüchiger. „Was war das Angebot?", wollte ich wissen und hoffte dabei inständig, dass sich meine leise Vorahnung als falsch herausstellte. Auf meine Frage hin senkte sie den Kopf und ich hörte wie sie schniefte. „Señor Gambino würde uns das nötige Geld leihen, dafür musst du aber nach deinem Studium in der Firma seiner Familie als Anwältin einsteigen und- ", weiter kam sie nicht, denn ihre Stimme brach ab und sie schlug sich ihre Hand vor den Mund. Sofort sprang ich von meinem Sessel, hockte mich vor meine Tante und griff nach ihren Unterarmen, die ich beruhigend streichelte. „Und du musst den Nachfolger unseres Vaters heiraten.", setzte einer der beiden auf dem Sofa monoton ihren Satz fort. Erschrocken sah ich zu ihnen auf. Die Minen der Männer wirkten kalt und undurchsichtig. Nichts konnte man aus ihnen herauslesen. Mir waren die Worte in meiner Kehle steckengeblieben und ich starrte sie nur geschockt an. „Ich wollte das Angebot nie eingehen, wirklich nicht. Aber der Gedanke daran, dir das Studium nicht zu ermöglichen und damit dein zukünftiges Leben zu verbauen, hat mich aufgefressen angelito (Engelchen).", wimmerte meine Tante und durchbrach damit die sekundenlange Stille. Mein Kopf fuhr herum und ich sah erneut zu ihr. „Ich, ich verstehe das alles nicht. Ich habe doch auch nebenbei gearbeitet, um dir bei der Finanzierung zu helfen. Warum- ", wandte ich mich stockend an sie und schüttelte dabei verständnislos den Kopf. „Das stimmt, aber es hat nicht gereicht. Egal wie sehr ich es gedreht und gewendet habe. Ich habe wirklich alles versucht, doch irgendwann verlor ich jegliche Hoffnung es allein zu schaffen. Ich schöre dir, es ist mir so unglaublich schwer gefallen, dieses Angebot anzunehmen. Es war wahrscheinlich die härteste Entscheidung, die ich jemals in meinem Leben getroffen habe. Und ich weiß das ist jetzt schwer zu glauben, da ich immerhin zu einer Hochzeit zugestimmt habe, die du überhaupt nicht willst, aber glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich das nur zu deinem Besten getan habe. Ich wollte, dass du glücklich wirst und dir alle Türen für deine Zukunft offen stehen. Niemals wollte ich dir damit Schaden zufügen.", versuchte sich meine Tanten mit bebender Stimme zu erklären. Ihre Worten, welche ich nur stumpf vernahm, waren wie kleine Nadeln, die sich immer tiefer in meine Haut bohrten. Mein Körper fühlte sich augenblicklich an wie gelähmt und ich stellte mich wie hypnotisiert wieder aufrecht hin. Beklommen trat ich zwei Schritte nach hinten, während mein leerer Blick an dem gelben Couchtisch in der Mitte des Raumes hing. Ich wollte etwas sagen, doch es war, wie als hätte ich verlernt zu sprechen. Kein einziger Ton kam über meine Lippen. Ich hob meinen Blick und bemerkte meine Tante, die aufgebracht auf die Männer einredete. Einer ignorierte sie völlig und starrte auf sein Handy, während der älter aussehende versuchte sie zu beruhigen. Ich hörte nicht was sie sagten, meine Ohren waren taub und ich nahm die gesamte Situation in Zeitlupe wahr. Hilflos schloss ich meine Augen und versuchte gegen die Aussichtslosigkeit in meinem Inneren anzukämpfen. Doch egal an was ich dachte, den Satz meiner Tante bekam ich nicht mehr aus meinem Gedächtnis. Sie hatte zugestimmt, sie hatte den Deal angenommen und das ohne vorher einmal mit mir darüber zu sprechen. Die Stimme in meinem Kopf schrie danach meine Tante zu hasse, sie anzuschreien. Fester kniff ich meine Augenlider zusammen und versuchte die bösen Gedanken zu vertreiben. Es musste doch eine andere Lösung geben, das musste es einfach.
Meine Hoffnungen, es gäbe ein Entkommen aus diesem Deal, wurden jedoch sofort wieder zertrümmert, als ich allmählich das wimmernde Geflehe meiner Tia hören konnte. Ich öffnete meine Augen und erkannte, wie sie mit betenden Händen nach wie vor vor dem groß gewachsenen Mann stand und die Tränen nur so über ihre Wangen strömten
„Es ist okay", entfuhr es mir wie in Trance, denn ich konnte mir nicht länger den Anblick meiner verzweifelten Tante geben. Geschockt sah sie zu mir herüber und ließ ihre Hände fallen. „No cariño, no-", fing sie an auf mich einzureden, doch ich unterbrach sie sofort wieder: „Doch Tia, es ist in Ordnung. Ich werde mitgehen. Du hast meinetwegen einen Deal geschlossen und an den werden wir uns halten. Eine López hält ihr Wort." Ich versuchte ein kleines gekünsteltes Lächeln aufzusetzen und berührte meine Tante leicht am Arm. „Lo siento angelito", wisperte sie und senkte erneut ihren Blick.
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Es tut mir so unfassbar leid, dass ihr so lange auf das Kapitel warten musstet. Es war einfach zu viel los bei mir privat und da habe ich es einfach nicht geschafft an diesem Buch weiter zu schreiben. Ich hoffe sehr, dass sich das in der nächsten Zeit bessern wird und ich regelmäßiger updaten werde.
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel und lasst bitte unbedingt Feedback da <3
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My dangerous Client
Random𝕸𝖆𝖋𝖎𝖆𝖗𝖔𝖒𝖆𝖓𝖈𝖊 | „Du entkommst mir nicht, egal wie weit weg du ziehst." Dass sich ihr Schicksal erneut so schnell ändern konnte, damit hatte sie nicht gerechnet. Die Freude, welche an dem Tag ihren ganzen Körper durchströmte, hätte sie ge...