☼ B E C K Y - 3 ☼

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Becky trat einen Schritt näher an Caleb heran.  Sie konnte es kaum fassen, dass er tatsächlich gekommen war. Die Hoffnung und Vorfreude auf ihre mögliche Begegnung hatte sie mit jedem Atemzug erfüllt. "Haben Sie schon etwas gegessen?", fragte sie.

"Ich fürchte, die Köchin war heute leider außer Haus", antwortete Caleb mit einem Lächeln, dass Becky beinahe die Luft zum atmen nahm. Himmel nochmal – er war unbestreitbar attraktiv. Er trug ein weißes Hemd, perfekt sitzende dunkelblaue Jeans und seine Sneaker verliehen ihm einen lässigen, aber dennoch eleganten Look. Sie bemerkte seinen markanten Dreitagebart, der sein männliches Gesicht noch hervorhob, und seine ausgeprägte Kieferlinie ließ sie innerlich seufzen.

Ohne groß darüber nachzudenken griff Becky nach seiner Hand und zog ihn einfach mit sich. "Folgen Sie mir, Caleb, wir tun erst einmal etwas gegen Ihren Hunger", sagte sie, während sie ihn zu einem unscheinbaren Imbissstand führte, der mit seinen duftenden, hausgemachten Pommes und würzigen Würsten lockte.

Als Becky mit unverhohlener Freude wenig später in ihre Wurst biss, sah sie die Überraschung in Calebs Augen. "Das hätten Sie wohl nicht erwartet, oder?", sagte sie mit vollem Mund, ein breites Grinsen auf ihren Lippen.

Caleb schüttelte amüsiert den Kopf. "Nein, das hätte ich nicht. Die Frauen, mit denen ich normalerweise zu Abend esse, erwarten eher ein fünfgängiges Menü in einem der Top-Restaurants von New York", erklärte er und fügte hinzu: "Und noch nie hat eine von ihnen für mich bezahlt."

Becky kicherte vergnügt. "Nun, willkommen in Sandpoint, Caleb", erwiderte sie und stieß spielerisch mit ihrer Wurst gegen seine. "Hoffentlich können Sie es ertragen, dass es nur Würstchen gibt und dass eine Frau die Rechnung bezahlt."

"Ich habe kein Problem mit der Wurst", gab er zu. "Aber die andere Sache sollte eine Ausnahme bleiben."

"Dann könnten Sie ja das Bier zahlen", schlug Becky vor.

Caleb runzelte die Stirn. "Sie trinken Bier?"

Becky sah ihn verblüfft an, als käme er von einem anderen Sterne, dann musste sie lachen. "Es tut mir leid, dass ich Ihr Frauenbild ein wenig auf den Kopf stelle."

Nachdem sie ihren Imbiss genossen hatten, erhob sich Becky und nickte in Richtung eines Bierstandes in der Nähe. "Kommen Sie. Hier gibt es das beste Bier der Stadt", verkündete sie und ihre Augen funkelten vor Vorfreude.

"Aber dieses Mal lassen Sie mich bezahlen! Ich muss an meinen Prinzipien festhalten."

Becky musste lachen. "Prinzipien? Oder ist es so, dass Sie sich durch das Bezahlen der Rechnung die Kontrolle bewahren wollen? Dass Sie es nicht ertragen könnten, wenn eine unabhängige Frau wie ich für Sie zahlt?"

Caleb grinste breit. "Nennen Sie es, wie Sie wollen, Becky. Ich bin eben ein Gentleman."

"Gentleman, na klar", erwiderte sie und zwinkerte ihm zu. "Also, holen wir uns dieses Bier. Und ja, Sie dürfen bezahlen. Aber nur, weil ich es Ihnen erlaube, nicht, weil ich es erwarte."

Caleb schnaubte amüsiert und schüttelte ungläubig den Kopf.

Ihr nächstes Ziel war also ein nahegelegener Bierstand, wo Caleb zwei Flaschen eines handwerklich gebrauten, lokalen Bieres erstand. Danach führte Becky ihn weg von der belebten Festivalatmosphäre, hinunter zu dem friedlichen Strand, wo die Wellen sanft an das Ufer schwappten. Es war ruhig, ein Gegensatz zu der lebhaften Atmosphäre, die sie gerade verlassen hatten. Sie ließen sich auf dem warmen Sand nieder, nur wenige Meter von der sanft brandenden See entfernt. Der Nachthimmel war klar, und die Sterne glitzerten wie kleine funkelnde Diamanten.

"Schön, nicht wahr?"kommentierte Becky, als sie ihr Bier erhob und es gegen das von Caleb klingen ließ. Beide nahmen einen Schluck, der kühle Gerstensaft erfrischend auf der Zunge. Sie wandte ihren Blick Caleb zu, eine ausdrucksstarke Miene auf ihrem Gesicht. "Sie scheinen nicht oft solche Momente der Ruhe zu haben, oder irre ich mich?", fragte sie.

Caleb, überrascht von ihrer Einschätzung, zog die Stirn kraus. "Was bringt Sie zu dieser Annahme?"

Schulterzuckend antwortete sie, "Es ist nur ein Eindruck. Sie wirken immer so ... zielstrebig, konzentriert. Als ob Sie stets auf der Überholspur sind, immer mit einem Fuß in Ihrer Arbeit."

Sein Lächeln war bescheiden. "Nun, ich denke, Disziplin und harte Arbeit haben mich dorthin gebracht, wo ich heute bin."

Einige Momente der Stille verstrichen, bevor Becky ihre Hand hob und auf das glitzernde Sternbild über ihnen zeigte. "Aber wie steht es mit solchen Momenten?" Ihre Stimme war weich, fast flüsternd. "Das Rauschen des Meeres, das Kitzeln des Sandes unter unseren Füßen, der Himmel, der mit Sternen übersät ist - haben Sie jemals innegehalten, um solche Augenblicke zu genießen?"

Caleb antwortete zögerlich, als ob er die Worte sorgfältig abwägen würde. "Ich ... ich habe nicht viel Zeit für derlei Dinge."

Mit einer sorgfältigen, fast forschenden Miene sah Becky ihn an. "Aber vielleicht könnten Sie Ihnen mehr bringen, als Sie denken. Sie könnten Ihren Geist befreien, Ihre Seele beruhigen und uns daran erinnern, dass das Leben so viel mehr zu bieten hat als nur Arbeit und Erfolg."

"Und Sie glauben, dass das auf Dauer glücklicher macht?" fragte Caleb, sein Blick war ernst, doch sein Tonfall verriet seine Neugier.

Becky nickte. "Ja, das glaube ich. Glück kommt nicht nur von dem, was wir erreichen, sondern von dem, wie wir leben, von den Erfahrungen, die wir sammeln, den Menschen, die wir treffen, den Momenten, die wir teilen."

"Lassen Sie mich raten ... wie dieser Moment hier und jetzt?", fragte er, sein Blick fest auf sie gerichtet.

Becky schmunzelte. "Ja, ganz genau. Wie dieser Moment hier und jetzt."

Sie sahen sich einen kurzen Moment tief in die Augen. Dann kam Becky eine für ihr Empfinden grandiose Idee. Sie sprang förmlich auf ihre Füße, und begann kurzerhand ihre Kleidung auszuziehen.

Caleb starrte sie entgeistert an, seine blauen Augen in Überraschung geweitet. "Was tun Sie denn da?"

Becky lachte nur und winkte ihm zu. "Kommen Sie, Caleb", rief sie, während sie sich bis auf ihren Slip entkleidete und ihre Brüste mit einem Arm bedeckte. Sie reichte ihm ihre Hand. "Wir gehen schwimmen! Ich möchte Ihnen meine Art zu leben zeigen!"

Die Versuchung eines Sommers | ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt