Hoheit Extra

1.9K 17 2
                                    

(ein Tag später, Hochzeit)

Als die große Doppeltür geöffnet und ich hereingeführt wurde, sah ich den langen geschmückten Gang entlang, direkt in die Augen des jungen Mannes. Meines zukünftigen Mannes.
Prinz Arian oder wie er auch hieß. Er lächelte, doch ich schluckte nur unbehagen und wurde in langsamen Schritten zum Takt der Musik auf ihn zugeführt. Könnte er nicht wenigstens hässlich sein? Ich hasste ihn jetzt schon!

Ich suchte die Gästereihen ab, die am Rand standen und applaudierten. Da stand sie, in erster Reihe, so prachtvoll und aufrecht. Seraphina. Meine kleine Kammerzofe.
Mir blieb die Luft weg, als ich sie in diesem umwerfenden, zart rosanen Kleid sah. Ihre welligen blonden Haare lagen perfekt auf ihren Schultern und ihre zarten Hände applaudierten wie in Zeitlupe zu meiner Vermählung. Sie ist das wunderschönste Mädchen des ganzen Schlosses. Der ganzen Welt. Sie schaute mir nur stumm entgegen.
Als ich dem Altar immer näher kam, sah ich ihre verweinten Augen. Nur ganz schwach war es zu sehen. Sie hatte die ganze Nacht geweint. Wegen mir.
Plötzlich tat sie mir unfassbar leid. Sie ist doch nur ein kleines Mädchen. Ein unschuldiges, unfassbar hübsches, kleines Mädchen, das sich hier im Schloss ein Leben erhofft hatte.
Und ich hatte diese Hoffnung zerstört. Bedauern machte sich in mir breit und ich schaute zu Boden, um nicht über die Stufen zu stolpern, die mich geradewegs zu dem Mann führten, mit dem ich gerade verheiratet wurde.

Ich sah ihn nicht an, als der Priester sprach. Meine Augen galten Seraphina. Wir hätten Freunde werden können. Beste Freunde! Vielleicht sogar mehr, ganz heimlich. Doch jetzt hasste sie mich. Sie würde wahrscheinlich die nächste Möglichkeit nutzen, um von hier zu verschwinden. Ich kann es ihr nicht mal verübeln. Sie wird sich einen anderen Ort suchen. Ein anderes Leben, wo sie glücklich ist.
Und ich werde mit einem Prinzen verheiratet sein. Wir werden in die Flitterwochen reisen und ich soll für Nachkommen im Königreich sorgen. Meine Augen wurden feucht. Sie wird fort rennen. Ich werde sie nie wieder sehen.

Der Prinz räusperte sich und ich drehte meinen Blick wieder in seine Richtung, doch meine Augen waren starr.
Er sprach sein »Ja ich will« und nahm meine Hand in seine. Ich ließ es geschehen. Das war mein Schicksal. Meine Strafe.
Der Priester wandte sich an mich. Der Kloß in meinem Hals wurde größer, während er seine Worte sprach.
Das war's. Mein Blick schweifen in Seraphinas wunderschöne Augen und fingen ihren Blick ein. Es tat mir so unglaublich leid, was ich getan hatte. Ich hätte ihre unschuldige Seele nicht anrühren dürfen. Sie hat sowas nicht verdient.
Der Prinz drückte meine Hand, damit ich ihn ansah. Das tat ich. Diese Strafe hatte ich verdient.
Dann sagte ich »Ja, ich will« und mir kullerte eine stumme Träne die Wange hinab.

------------------

Schatten und Verlangen - dunkle Leidenschaften gxg Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt