Du bist viel zu laut gewesen.
Viel zu präsent.
Andere beschrieben dich als Lebemensch, weil du einfach machtest,
einfach tatest was du dachtest.
Du nahmst was kam, festlegen wolltest du dich nicht.Alle Türen offen und jede hätte einen Blick verdient.
Und so war auch ich ein glücklicher Zufall.
In dieser warmen Sommernacht.Wir jung und naiv,
Mädchen, die zwischen zu viel Billigwein und Lebenslust ihre Grenzen testeten.
Dann trafen wir auf dich und die Anderen.
Deine braunen Augen,
die Tiefe,
vielleicht die Reife die ich darin sah, brachte mich um den Verstand.
Nicht sofort,
aber auf den zweiten Blick.Nachdem ich irgendwie in deiner Wohnung gelandet war, in dem WG Zimmer eines Altbauhauses.
Hinter dem Hotel,
neben den Bahnschienen, die, sobald sie vom Zug befuhren wurden, das gesamte Apartment und uns in dem Bett,
zwischen den Decken, zum vibrieren brachten.Eigentlich waren es nicht mehr als diese Nächte.
Die Gespräche in der Dunkelheit,
wenn wir uns nach einem Barabend auf der Matratze in unseren Armen wiederfanden.
Du warst älter und ich noch zu jung um zu sagen, was ich richtig und falsch fande.
Die Berührungen,
du sagtest, dass ich schön wäre und das genügte.
Es genügten die Augenblicke am morgen, wenn der Himmel uns mit seinen warmen Farben weckte, uns lockte und wir doch nur lagen und einander ansahen.
Die Gesichter in rotes Licht getaucht,
die Gedanken verbannt,
das Gefühl fixiert.Unsere liebevollen Nachrichten,
nach Sehnsucht klingend,
die Texte die wir austauschten um einander unsere Seelen zu zeigen.
Dein Körper tätowiert, von oben bis unten mit schwarzen Symbolen beschmückt.
Memento mori auf deiner Brust und der Tiger auf deinem Bein.
Ich studierte sie, studierte dich für einige Monate.Am Ende war ich zu jung,
einfach noch zu jung um uns zu verstehen.Bloße Erinnerungen im luftleeren Raum, wenn ich jetzt an dich denke.
Die Treffen danach waren der Versuch, nach meiner jugendlichen Naivität zu greifen und endeten kläglich, da der Sommer vorüber war.Unser Sommer.
Es war Winter geworden.
Kälter und die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen.Gelehrt hast du mich viel und wir mussten nie etwas definieren oder festlegen um zu wissen, was wir über einander dachten.
Du warst an der See, als wir das letzte Mal miteinander schrieben.
Unsere Gedanken austauschten, über das Leben.Heute bist du in Berlin,
deine letzte Nachricht unangetastet,
denn heute weiß ich,
dass wir nur
dieser
eine
Sommer
waren.[...]
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Heute Sind Wir Poesie
PoesíaVom jung sein und dem älter werden. Von der Melancholie vergangener Tage. Von dem Leben und seinen Beschwerden. Eine Ansammlung von Texten der letzten Jahre, um Momente, Begegnungen oder Prozesse festzuhalten oder mit ihnen klarzukommen. Wahrschei...