Ein Plan

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[style] Tag 5 Mittwoch[/style]

Ich hatte mir soviel versprochen von der Durchsuchung des Spints von Mr Coleman. Aber da gab es nichts - Ich weiß nicht, ob ich wirklich daran geglaubt hatte, daß Mr Coleman richtige Beweise mit sich rumtrug, aber ich hatte es gehofft. Ich hatte es so sehr gehofft für Bob, damit er Gerechtigkeit erfuhr. Ich hatte vielleicht auf eine Nachricht, die Mr Coleman an Jemand geschrieben hatte, oder vielleicht ein Foto von Bob, daß er gemacht hatte, oder vielleicht sogar das GHB gehofft.

Doch es gab keine Beweise und wir standen immernoch mit leeren Händen da. Keine Beweise, keine Anklage, keine Suspendierung und damit musste nun Bob die Schule wechseln, anstelle des Mistkerls.

Ich wollte Bob unbedingt helfen, doch ich wusste nicht mehr wie. Meine einzige, gute Möglichkeit für mich war Beweise zu finden und die war ins Leere gelaufen.

Es war einfach nicht richtig, daß das Opfer weg musste, statt der Täter, aber sie hatten alle Recht, natürlich ging das nicht, wenn man nichts nachweisen konnte. Doch wir hatten so oft die Wahrheit aufgedeckt für unsere Auftraggeber und ausgerechnet, in einer Situation, in der es um Bob ging, in der es um etwas so schlimmes ging, schafften wir es nicht etwas zu finden. Das war extrem frustrierend.

Nach der Schule gingen wir zu Bob. Mrs Andrews öffnete uns die Tür und wirkte sehr erleichtert, als sie uns begrüßte: „Gut, daß ihr da seid.“

„Was ist los?“, fragte ich sofort alarmiert.

„Bob hat heute noch nichts gegessen und er steht nicht öfter auf, als er das Badezimmer aufsuchen muss. Ich hoffe, daß du ihn wieder wenigstens zum Essen bewegen kannst“, erklärte Mrs Andrews während sie zu einem Tisch lief, sich einen Teller nahm, den sie wohl zurechtgestellt hatte und ihn mir dann in die Hand drückte.

„Na klar“, sagte ich, nahm den Teller entgegen und lief gefolgt von Justus in Bobs Zimmer.

Bob lag auf dem Bett, hatte sich zugedeckt und starrte ins Leere und begrüßte uns nicht einmal. Direkt gab ich mein Bestes ihn ein wenig aufzubauen. Immerhin schaffte ich es, daß er wenigstens ein bißchen was aß, aber als ich meinte, wir sollten mal rausgehen, weil ihm Sonne und frische Luft gut tun würde, entgegnete er genervt: „Geht ihr. Ich will nicht! Ich will einfach meine Ruhe. Ich bin müde und möchte allein sein. Warum versteht ihr das nicht?“

„Wir wollen dir helfen und für dich da sein“, stellte ich entschieden klar.

„Ihr könnt mir nicht helfen und ich möchte gerade nicht, daß ihr ständig hier seid. Geht bitte. Habt ihr nicht einen Fall oder sowas?“, blockte Bob uns ab.

„Nun haben wir schon, wir wollten aber trotzdem hier bei dir-“, fing nun Justus an.

Doch Bob ließ ihn gar nicht aussprechen, sondern meinte nur: „Dann geht, bitte!“

Ich schluckte, doch Justus stand auf nickte und zog mich mit. „Melde dich, wenn du uns sehen magst. Ich lasse alles stehen und liegen“, versprach ich ihm.

Bevor wir das Haus verließen, sprach uns Mrs Andrews an: „Ihr kommt also auch nicht mehr an ihn ran? Hoffentlich macht er in der Therapie wenigstens schnelle Fortschritte.“

„Er hat immerhin die Hälfte gegessen“, berichtete ich ihr und hoffte sie damit ein wenig zu beruhigen, doch sie seufzte nur.

„Das hoffen wir auch. Er hat uns gerade weggeschickt, aber wir werden die Zeit nutzen. Ich habe einen Plan“, verkündete Justus.

„Du hast einen Plan?“, fragte ich überrascht und sah ihn an.

Justus nickte entschlossen und weihte uns in seinen Plan ein. „Wir marschieren zu unseren Eltern und setzen sie in Kenntnis, daß wir morgen nach Seattle fliegen werden, um die Vergangenheit von Steven Coleman zu durchleuchten. Er ist so perfekt organisiert an diese Tat herangegangen. Bob ist ganz bestimmt nicht sein erstes Opfer. Vielleicht finden wir etwas. Vielleicht können wir ein vorheriges Opfer zu einer Anzeige bewegen, das bisher geschwiegen hat oder erfahren von einem weiteren Verdacht der im Raum steht und wenn es nur etwas ist, daß ihn unglaubwürdig macht. Irgendwas finden wir bestimmt. Wir machen sowas ja nicht zum ersten Mal.“

„So kenne ich euch. Danke. Die Flüge zahlen wir, immerhin geht es hier um Bob. Wäre er doch nur auch geflogen“, meinte Mrs Andrews und wechselte bei jedem Satz ihre Gefülslage, wie es schien.

„Klingt super, ich glaube nur, daß meine Eltern sich nicht so leicht überreden lassen“, warf ich noch den letzten Zweifel ein.

„Das übernehme ich. Wartet, ich rufe direkt an!“, entschied Mrs Andrews kurz entschlossen und ging los zum Arbeitszimmer, um zu telefonieren.

Justus und ich setzten uns. „Der Plan ist gut, Justus, aber es dürfte in der Kürze der Zeit schwierig sein, soviel herauszufinden, daß wir wirklich was finden. Wie willst du vorgehen?“, erkundigte ich mich, ob er noch mehr Pläne bereits hat.

„Mr Coleman steht wenn ich das richtig sehe auf minderjährige Jungs und ist Lehrer. Er hat den Staat verlassen, um woanders zu unterrichten. Klar kann es auch nur das Wetter sein, aber mein Detektivgespür sagt mir, daß er aus Washington weg ist, hat damit zu tun, daß ihm die Luft zu knapp wurde. Wir werden an der Schule ansetzen!“, erklärte Justus gut überlegt.

„Und an welcher Schule? Ich kenn Seattle jetzt nicht wirklich, aber es wird sicherlich nicht nur eine Schule dort geben. Wir müssen zusehen, ob wir nicht vorher schon  heraus finden können, an welcher Schule er war“, stieg ich nun in seine Planung ein.

„Richtig. Ich habe gestern Abend schon mal geschaut, aber bisher habe ich nichts gefunden. Er scheint nicht viel im Internet unterwegs zu sein. Es gibt 113 Schulen im Seattle Public School District, da konnte ich noch nicht alles durchforsten. Klar kann man einige ausschließen, aber es kann auch eine Privatschule sein und es könnte auch ein anderer District sein, nur weil er in Seattle in den Bus gestiegen ist, muss er nicht zwangsläufig im Distrikt von Seattle gearbeitet haben. Aber ich habe mir überlegt, morgen im Büro unseres Schulleiters die Info zu beschaffen. Er wird ja sowas wie eine Personalakte angelegt haben, wo Zeugnisse, Qualifikationen, Lebenslauf und sowas zu finden sind“, erklärte Justus und zeigte mir damit, daß er den Gedanken schon länger hegte, auf diese Weise belastende Beweise zu finden.

„Geht klar! Eure Eltern sind einverstanden und Bill bucht gerade eure Tickets. Morgen könnt ihr nach Seattle fliegen“, teilte uns Mrs Andrews mit.

Damit stand der Plan.

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