Epilog
Bob Andrews saß im Reisebus. Die Fahrt mit dem Greyhound von Los Angeles nach San Diego sollte nur drei Stunden dauern und der einzige Zwischenstop war in Long Beach. Für Bob kam das ewig lang vor. Doch neben ihm saß Peter und half ihm dabei diesen Schritt durchzustehen. Justus würde mit dem Auto hinterherfahren und nach einem gemeinsamen Stadtrundgang durch San Diego würden sie drei auch schon wieder mit dem Auto gemeinsam nach Hause fahren.
Bob hatte nach der Verhaftung von Steven Coleman deutlich an Sicherheit zurückgewonnen. Der Gedanke daß Coleman im Gefängnis war und er ihm nicht mehr begegnen würde, ließ ihn durchatmen. Trotzdem war es ein langwieriger Prozess wieder zur Normalität zurückzufinden. Bob machte weiter mit der Therapie und konzentrierte sich zunächst ganz auf sich selbst. Und heute fuhr er zum ersten Mal wieder mit einem Bus.
Durch die Eröffnung des Verfahrens war es auch kein Geheimnis mehr geblieben. Jeder konnte in der Zeitung lesen, daß Steve Coleman, der Prozess gemacht wurde, wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs einiger seiner Schüler. Es war innerhalb eines Tages das Thema der Schule bei Schülern, Eltern und Lehrern. Natürlich fiel es den Mitschülern nicht sonderlich schwer nun den Zusammenhang zu Bob zu ziehen, der seit der Begegnung mit Coleman nicht mehr zur Schule gekommen war, nachdem er bei dessen Anblick weggerannt war.
Peter und Justus durften aber jetzt reden, auch wenn sie sich mit Details zurückhielten. Das Verfahren lief, die Beweise waren eindeutig und so machten sie sich auch nicht mehr der üblen Nachrede schuldig, wenn sie aussprachen was passiert war oder wenn sie Mr Coleman als Sexualstraftäter oder Päderasten betitelten. Doch sie wollten Bobs Privatsphäre schützen und hielten sich mit Aussagen zurück.
Ihr Schulleiter war persönlich zu den Andrews nach Hause gekommen, als die Anklage stand, entschuldigte sich dafür, daß er zuvor keine andere Möglichkeit hatte und lud Bob ein wieder in die Schule zu kommen. Doch Bob hatte sich nicht festgelegt, wollte mit seiner Therapeutin reden und mit ihr hatte er am nächsten Tag beschlossen den Schulabschluss, um ein Jahr zu verschieben, um sich nicht zuviel Druck auszusetzen.
„Wie fühlst du dich?“, fragte Peter Bob.
„Gestresst und ich bin angespannt, aber es wird schon ein wenig besser. Danke“, presste Bob zwischen seinen Lippen hervor und wischte sich die Haare aus der Stirn.
„Du weißt ich helfe dir, wo ich kann. Du musst mir nur sagen, wie ich dir helfen kann“, versicherte Peter ihm.
„Ich weiß. Danke, aber es reicht völligst, daß du einfach da bist und mir Rückendeckung gibst. Ihr beide seid die besten Freunde“, meinte Bob und sah sich in den halbleeren Bus um. Sie hatten sich in die letzte Reihe gesetzt. Er wollte sich der Angst stellen.
„Das ist doch selbstverständlich“, tat Peter verlegen ab.
„Nein ist es nicht, ihr seid nun vorbestraft, nur weil ihr mir helfen wolltet“, widersprach Bob. „Das fällt definitiv nicht unter selbstverständlich.“
„Für mich ist es das aber und so schlimm ist es auch wieder nicht. Die Sozialstunden machen sogar Spaß und die Bewährung. Nun, ich bin da optimistisch, daß wir die Bewährungszeit auch ohne weitere Vorfälle überstehen und dann hat es keine weiteren Auswirkungen mehr. Ich würde es definitiv wieder genauso machen“, versicherte Peter seinem besten Freund und drückte seine Hand, die er hielt.
„Ich hoffe daß Coleman seine Strafe nicht auch so locker nimmt“, sagte Bob und biss sich unruhig auf die Lippen.
„Ganz bestimmt nicht, hat dein Vater denn immer noch nicht geschrieben, ob das Urteil nun feststeht?“, erkundigte sich Peter.
Bob schüttelte den Kopf und zog mit seiner freien Hand das Handy aus seiner Tasche. „Nein - oder doch. Ich habe ja das Handy stumm gestellt vor 10 Minuten bereits. Er schreibt:
Coleman wurde in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen und wird jetzt in ein Bundesgefängnis gebracht. Er hat Höchststrafen bekommen und es gibt keine Chancen für ihn, den Tag seiner Freilassung zu erleben.“„Er hat nichts anderes verdient“, urteilte Peter hart.
„Ja, es ist eine Erleichterung zu wissen, daß er nicht mehr raus kommt“, sagte Bob und nickte bedächtig.
„Das glaube ich dir. Ich denke den Anderen wird es genauso gehen“, meinte Peter dazu und stellte fest, daß Bob gerade erkennbar besser aussah. Scheinbar war die Erleichterung ziemlich groß.
„Bestimmt“, stimmte Bob zu und erstmals an diesem Tag zeichnete sich die Andeutung eines Lächelns auf sein Gesicht.
„Wie sieht es aus? Wir sind gleich in Long Beach, wollen wir aussteigen, um ein Kaffee zu trinken?“, forderte Peter ihn vorsichtig auf.
Bob schluckte, dachte nach, doch dann überwandt er sich und stimmte nervös zu: „Okay.“
ENDE
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Busfahrt
FanficBob fährt mit dem Bus. Am nächsten Morgen wacht er auf und ist sich sicher, daß irgendwas nicht stimmt. Er hat Angst, weiß aber nicht weswegen.