Kazuha x Scara

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„Ernsthaft Aether, warum hast du mich nach Liyue geschleppt?"
„Na ist das nicht offensichtlich?", fragte der Blondhaarige mich lächelnd, woraufhin ich nur skeptisch den Kopf schüttelte. Wir hatten eben die hell erleuchtete Stadt betreten, nachdem wir den gesamten Tag lang unterwegs gewesen waren, meine Laune war dementsprechend schlecht. Erst der viel zu grüne und weitläufige Wald von Sumeru, wo mich heute Morgen noch Nahida damit vollgequatscht hatte, wie toll sie es doch finde, dass ich zusammen mit Aether und seinem fliegenden, andauern plappernden Viech einen Ausflug machen würde und dann mussten wir noch viel zu vielen unwichtigen Nebencharakteren helfen, denen der Reisende keinen Wunsch hatte abschlagen können.

„Es ist das Laternenfest! Man kann ganz viele leckere Speisen essen und die Laternen bestaunen!", rief Paimon ganz außer sich vor Freude, die ich definitiv nicht teilen konnte. „Paimon freut sich schon so sehr auf die Speisen! Paimon wird sich den Bauch vollschlagen! Kommt schon! Bevor alles weg ist!"
„Geh ruhig schon mal vor, ich möchte Scara noch ein paar meiner Freunde vorstellen."
Ein genervtes Seufzen meinerseits war der einzige Kommentar den ich dazu gab. Würden diese genau so hilfsbedürftig sein, wie die restlichen Bewohner Teyvats, dann würde ich mich noch heute von der nächst besten Brücke stürzen.

Kaum war Paimon davongeflogen, kam die nächste Person an, um Aether vollzuquatschen.
Ich verdrehte nur die Augen und ließ meinen Blick um mich schweifen, denn mit einem mal hatte ich das starke Gefühl, beobachtet zu werden.  Zunächst wusste ich nicht recht, ob ich es mir nur einbildete, doch irgendwann erkannte ich in der Ferne eine Gestallt. Auf einem Berg, hinterhalb von Liyue stand eine Gestallt, die scheinbar mit ihrem Blick die Stadt überwachte und dabei mich besonders scharf ins Auge nahm.
Ich fing an, provokant und wütend zurück zu starren, was diesem ominösen Jemand wohl nicht gefiel, denn im nächsten Moment löste er sich in grün-schwarzen Rauch auf, was mich zum Grinsen brachte.

„Scara? Warum schaust du so?", fragte mich mit einem mal Aether und ich konnte einen Hauch von Misstrauen in seiner Stimme erkennen.
War doch klar, er tat immer so, als hätte er mir meine Taten verziehen und wolle mein Freund sein, doch in Wahrheit verurteilte er mich noch immer für alles und empfand tief im Innersten noch immer Abscheu für mich. Wie ich das hasste.
„Nichts, lass uns weiter, du wolltest mir doch deine ach so tollen Freunde zeige", fauche ich aufgebracht zurück.
Der Blondschopf verzog kurz den Mund, ging dann aber wortlos in Richtung Harfen.

Dort angekommen steuerte er direkt auf einen weißhaarigen jungen Mann zu, der ihm erfreut zuwinkte und meinte: „Schön dich wiederzusehen. Ist das der Freund von dem du erzählt hast?"
Aether nickte.
„Schön dich kennenzulernen, ich heiße Kazuha", stellte er sich vor und hielt mir die Hand zur Begrüßung hin. Erst zögerte ich, beschloss dann aber die Hand zu nehmen und ihm knapp meinen Namen zu nennen.
„Ist Venti dieses Jahr auch wieder hier?" „Ja, er kommt aber erst morgen", entgegnete ihm Aether und führte das Gespräch weiter, während ich nur stumm daneben stand und mich ein weiteres Mal an diesem Gottverdammten Tag fragte, weshalb ich eigentlich mitgekommen war.

Je mehr Zeit verstrich, desto langweiliger wurde es und ich hätte nie gedacht, dass ich mir mal wünschen würde, zurück nach Sumeru zu kommen, aber in diesem Moment tat ich das.
Aber dieses Fest sollte eine noch unangenehmere Richtung einschlagen, denn mit einem Mal begann ein riesiges Feuerwerk über der Stadt zu strahlen. Der Lärm war so gigantisch, dass man kaum noch etwas verstand, doch zu stören, schien es niemanden, denn alle um mich achteten nur noch auf dieses farbenfrohe Spektakel.
Doch für mich wirkte es nur trüb und farblos. Ich verstand nicht, warum sich alle so sehr daran erfreuen konnten, nur ich nicht. Warum zog es alle so sehr in ihren Bann, wenn es bei mir nur triste Dunkelheit auslöste? All diese Menschen hier, Freunde die zusammen das Fest genossen, Familien, die die Zeit mit ihren liebsten verbrachten und Fremde, die aus nah und fern angereist waren um das Spektakel gemeinsam zu sehen und zu einer Gemeinschaft verschmolzen, all diese Menschen hatten rein gar nichts mit mir gemein. Ich fühlte mich in diesem Moment einsam. So unglaublich einsam in dem Wissen, dass alle diese tausenden Glücklich sein konnten, während ich verbittert war.

Ich schnaubte wütend und wandte meinen Blick vom mich bedrückenden Himmel ab. Was brachte es schon Trübsal zu blasen, ich war schließlich von Anfang an nicht hergekommen um glücklich zu sein. Ich tat es nur weil ich auf Nahidas Worte hören musste, denn im Grunde war ich ein Gefangener und hatte kein Recht über mich zu entscheiden. Aber es war egal, im Grunde war alles egal.

Mein Blick richtete sich zu Aether und Kazuha als ich merkte, dass sie nicht mehr das Feuerwerk bestaunten und stattdessen - gezwungen durch den Lärm - mit einer Art Zeichensprache kommunizierten und der Weißhaarige dabei auf mich deutete. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu und wollte mich abwenden, denn ich hasste es wenn man hinter meinem Rücken über mich sprach, doch besagter hatte wohl andere Pläne, denn mit einem Mal nahm er meine Hand und zog mich hinter sich her, weg von dem Trubel der Menschenmassen, raus aus der Stadt. Ich wehrte mich nur deshalb nicht, weil Aether mir mit einem Lächeln und Kopfnicken angedeutet hatte, dass ich ruhig mit Kazuha gehen sollte.

„Was willst du von mir?", fauchte ich den Weißhaarigen an, als wir endlich etwas Ruhe vor dem Lärm hatten.
„Ich hab gemerkt, dass du dich dort nicht wohlgefühlt hast, darum dachte ich mir, es würde dir besser gefallen, wenn wir alles etwas abseits ansehen", erklärte er mir mit einem solch fürsorglichen Lächeln, dass es mich ankotzte.
Wütend entgegnete ich nur: „Tzz, mach was du willst, mir egal."
Dies schien für ihn eine Einladung zu sein, erneut meine Hand zu nehmen und hinter sich her zu ziehen.

Einige Zeit verging, in der wir einfach nur einem Trampelpfad folgten, doch schlussendlich erreichten wir den Gipfel einer der Berge von denen aus man über die Hafenstadt hinweg sehen konnte. Recht spektakulär sah es hier nicht aus, doch zugegeben war die Aussicht ganz nett.

„Ich hoffe du fühlst dich hier oben etwas wohler", durchschnitt Kazuha die Stille mit seiner ruhigen und zugegeben angenehmen Stimme, „Von hier oben kann man die Lichter und Farben ganz ohne den Lärm genießen."
Ich drehte meinen Kopf langsam zu ihm.

„Aha", gab ich desinteressiert zurück und setzte mich auf einen Stein. Kazuha schien meine abweisende Antwort nicht als Wunsch, von ihm Ruhe zu haben zu sehen, sondern als Einladung, sich neben mich zu setzten und weiter zu versuchen ein Gespräch aufzubauen: „Woher kennst du Aether eigentlich? Er hat mir bisher nichts über dich erzählt."
„Das geht dich nichts an", wehre ich die Frage unfreundlich ab und starrte ziellos in die Ferne.
„Du musst mir nichts über dich erzählen, wenn du nicht möchtest."
„Na endlich hast du es geschnallt. Dann kannst du mich ja in Ruhe lassen", fuhr ich ihn wütend an, merkte jedoch im selben Moment, dass irgendwas in meinem Inneren mir sagte, dass das nicht richtig war. So etwas hatte ich noch nie wirklich gespürt. Es war neben der ganzen Wut und dem Hass in mir ein weitaus weniger aufbrausendes Gefühl.

Kazuha war seit langer Zeit der erste Mensch, der mich nicht sofort aufgrund meiner Taten verurteilte, weil er mich nicht kannte. Er hatte nicht diesen vorwurfsvollen und misstrauischen Blick wenn er mich ansah und das tat in gewisser weise gut.
„Wenn du wirklich alleine sein möchtest, dann gehe ich. Ich möchte mich dir immerhin nicht aufdrängen... du hattest nur so gewirkt, als würden dir ein paar Freunde gut tun", er seufzte, „Entschuldige bitte die Formulierung, ich will dich damit wirklich nicht kränken. Du hast mich nur an ein Gedicht erinnert, dass ich einmal geschrieben habe, darum... Ach, ist auch egal... Ich gehe jetzt besser und störe dich nicht weiter."

Dann wollte er aufstehen, doch ihn ließ es nicht zu, hielt in am Handgelenk fest und bat ihn, hier zu bleiben und wollte das Gedicht hören.
Ein kurzes, sanftes Lächeln legte sich auf die Lippen meines Gegenübers, als er sich wieder setzte und mit dem Blick in die Ferne gerichtet sprach:

„Wütender Zorn.
Innen Stille.
Scharfer Dorn.
Eiserner Wille.
Gedanken leer.
Viel Gesehen.
Kraftvolles Heer.
Ein Wiedersehen?
Loser Zusammenhalt.
Launisches Kind.
Äußerlich kalt.
Das ist der Wind."

Er war für mich ein Fremder und doch hatte ich mit einem Mal das Gefühl, dass er mich besser verstehen konnte als jeder andere. Unsere Hände waren ineinander geschlungen. Ich hatte es zunächst gar nicht gemerkt, da ich ihm so gebannt lauschte, doch als ich es merkte, störte es mich auch nicht und so ließ ich meine Hände in den seinen. In meinen Gedanken verloren, richtete ich meinen Blick in den Himmel und beobachtete das Feuerwerk und die tausenden, leuchtenden Laternen.

Und mit einem Mal, konnte ich die wunderschönen Farben sehen.

 Once upon a time // Genshin & Honkai One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt