Die Minister

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Das amerikanische Zaubereiministerium ist schön gestaltet, aber ich kann dem im Moment keine Aufmerksamkeit entgegenbringen. Mr. Graves führt mich auf direktem Weg in einen kleinen Konferenzraum, in welchem bereits zwei Personen auf uns warten, die sich als die Zaubereipäsidentin und ihr Stellvertreter herausstellen. Ich werde auf einen weich gepolsterten Stuhl verfrachtet und mit einem Glas Wasser ausgestattet, bevor ich in abgehakten Sätzen beginne zu erzählen was passiert ist. Dumbledore hatte offenbar recht. Das amerikanische Zaubereiministerium ist ganz und gar nicht begeistert von der Aktion ihrer deutschen Kollegen. Zumal ich als erfolgreichste Absolventin der renommierten Durmstrang-Academy seit fast 15 Jahren und Besitzerin des Elderstabs bereits einige Bekanntheit in der magischen Welt erlange habe. Und zu meinem Glück scheint auch niemand zu hinterfragen woher Mr. Graves Gellert Grindelwald kennt. „Ich schlage vor wir besprechen die Situation morgen mit dem Gremium der internationalen Zauberervereinigung, Ihrem Vater und Mr. Dumbledore in London. Im Gremium sind die Präsidenten aller Zaubereiministerien vertreten. Ich kann sofort ein Treffen beantragen." Ehrlich gesagt bin ich über so viel Entgegenkommen der Präsidentin überrascht, aber Mr. Graves scheint die ganze Situation überhaupt nicht verdächtig zu finden: „Vielen Dank, das ist sehr großzügig von Ihnen. Katherina wir sollten Sie zwischenzeitlich wieder nach Hause bringen um alles weiter auch mit Mr. Dumbledore und Ihrem Vater besprechen zu können." Und schon werde ich wieder den ganzen Weg zurück nach draußen geführt.

Wieder zu Hause kommt mir das ganze immer noch spanisch vor. Und das Gellert als international gesuchter Verbrecher sich so einfach in einem Konferenzraum in London mit der internationalen Vereinigung trifft kann ich auch noch nicht glauben. Ich mache mir Sorgen dass er in eine Falle tappt. Gleichzeitig bekomme ich die Bilder von Lina nicht mehr aus dem Kopf, wie sie an einen Stuhl gefesselt hilflos dasitzt und mit dem Cruciatus-Fluch gefoltert wird. Nach dem Abendessen muss ich Gellert einfach darauf ansprechen. Doch wie es aussieht muss ich mir um Dad wirklich keine Sorgen machen. Natürlich nicht. Er wäre nicht so weit gekommen wenn er so einfach reinzulegen wäre. „Das deutsche Ministerium hat einen schweren Verstoß gegen das Gesetz begangen um mich zu verhaften. Nicht nur die Anwendung eines unverzeihlichen Fluchs, sonder auch Entführung und Erpressung. Deshalb bin ich quasi automatisch begnadigt, weil so etwas natürlich nicht in die Öffentlichkeit geraten darf und nicht das ganze deutsche Zaubereiministerium nach Askaban geschickt werden kann. Außerdem, glaubst du wirklich die könnten mich überwältigen? Wenn ich da mit dir und Albus auftauche?" Das lässt mich doch ein bisschen grinsen. Eigentlich hat er ja recht, aber trotzdem habe ich irgendwie ein ungutes Gefühl für morgen.

Am Vormittag machen wir uns auf den Weg nach London. Mr. Graves war als Direktor des MARCUSA schon öfter an Gremientreffen beteiligt und kennt den Weg durch das verzweigte unterirdische britische Zaubereiministerium in den Konferenzraum der internationalen Vereinigung. Ich fühle mich wie am Flughafen. Wir müssen unsere Zauberstäbe abgeben und werden von oben bis unten durchleuchtet. Gellert, Dumbledore und ich haben gestern Abend noch von der Präsidentin per E-Mail einen Besucherzugangscode zugeschickt bekommen. Als wir den Raum betreten, sind alle bereits anwesend und wurden von der Präsidentin über das Thema des spontanen Treffens informiert. Trotzdem wird es totenstill im Raum sobald Gellert eintritt. Der britische Zaubereiminister findet als erster seine Stimme wieder: „Professor Dumbledore. Ich wusste sie verbünden sich mit ihm. Sie hatten nie vor gegen ihn zu kämpfen. Man sollte Sie genauso einsperren wie ihn!" Vereinzelt zustimmendes Gemurmel, was jedoch recht schnell von der Präsidentin unterbrochen wird. „Fudge! Keine Anschuldigungen bitte! Wir sollten uns auf das konzentrieren weshalb wir hier sind. Mr. Vogel was haben Sie zu dem Erpresservideo zu sagen, welches ich gestern von Katherina Petrova zu Gesicht bekommen habe? „Wir hatten keine andere Wahl! Wir müssen Grindelwald verhaften! Er ist ein Verbrecher und da er deutscher Staatsbürger ist, ist es meine Aufgabe ihn endlich zu verhaften." Der norwegische Präsident schnalzt missbilligend mit der Zunge. „Jetzt mein Lieder Kollege, haben Sie genau das Gegenteil erreicht. Denn falls es Ihnen entgangen sein sollte: Entführung, Erpressung und Folter sind ebenfalls strafbar und wenn sie nicht wollen dass die Justiz ihr ganzes Ministerium auflöst und Deutschland in das Regierungsgebiet eines anderen Ministeriums fällt, müssen Sie Grindelwald begnadigen und das entführe Mädchen mit einer hohen Entschädigungssumme freilassen." Das scheint Mr. Vogel den Wind aus den Segeln genommen zu haben. Er sieht betreten zu Boden, während die anderen stumm teils betroffen, teils wütend vor sich hinstarren. „Ich habe die Begnadigungspapiere mitgebracht. Füllen Sie sie gleich aus und unterschreiben Sie dieses verdammte Ding. Und dann sehen Sie zu, dass sie das arme Mädchen freilassen!" Während Mr. Vogel das Formular ausfüllt beginnen bereits einige der Anwesenden ihre Akten und Notizen zusammenzusuchen. Offenbar saß das Gremium schon länger zusammen und hatte darüber diskutiert. Als Mr. Vogel fertig ist und seine Unterschrift unter auf die Seite gesetzt hat überreicht er Gellert das Formular mit stoischer Miene und verkündet mit kühler Stimme: „Herzlichen Glückwunsch Herr Grindelwald: Hiermit sind Sie von all Ihren in der Vergangenheit begangenen Verbrechen freigesprochen." Gellert nimmt das Blatt mit kalter Miene entgegen. Er trägt unverkennbar seine Maske des Manipulators und Revolutionärs. „Was gedenken Sie Lina Seidel als Entschädigung zu bezahlen? Und was ist es Ihnen wert, dass auch meine Tochter sowie Mr. Dumbledore den Mund über diesen Vorfall halten?" Herr Vogel funkelt meinen Dad wütend an, fragt dann aber: „Was wollen Sie? Nennen Sie ihren Preis." „Ich möchte dass jeder der mit mir in Verbindung steht und eines Verbrechens beschuldigt wird ebenfalls freigesprochen wird. Außerdem bleibt mein Schloss magisch unter Verschluss. Sie werden es sich Unterstehen nochmal zu versuchen meine Schutzzauber zu durchdringen!" Gellert macht eine kurze Pause. Er hat ganz bewusst englisch Gesprochen um die Aufmerksamkeit von allen Anwesenden auf sich zu ziehen. „Im Gegenzug werde ich meine Pläne bezüglich des Geheimhaltungsabkommenens aufgeben und mich aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Aber ich möchte bei den Versammlungen des Gremiums in Zukunft dabei sein!" Alle im Raum halten die Luft an. Man könnte eine Stecknadel fallen hören. Vor allem Dumbledore bleibt der Mund offen stehen. Er sieht Gellert aus ungläubigen Augen an und auch ich bin zugegebener Maßen überrascht von Gellerts Entscheidung obwohl ich weiß, dass er das nur für Dumbledore tut. Wir sitzen noch einige Zeit zusammen mit den Präsidenten bis alle Verhandlungspunkte festgehalten und unterschrieben sind. Die meisten sind dabei erstaunlich kooperativ.

Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt