...only for the brave

Kapitel 1

„So meine Damen und Herren, damit hätten wir es für heute geschafft. Ich bitte sie um meinet- und ihretwillen den vereinbarten Abgabetermin der Belegarbeit in der kommenden Woche nicht zu versäumen. Erinnern sie, die Zeit vergeht schneller als man denkt!".
Nach den Worten ihres Professors für Anatomie und Physiologie, Dr. Egert Blum, klappte Lyana stöhnend ihren Laptop zu.
120 Minuten Psychoterror hatte sie an diesem sonnigen Freitag hinter sich gebracht und war nun mehr als bereit für das Wochenende. Ob dieses als Student jedoch wirklich so erholsam war, ist zu bezweifeln. Die strebsame junge Dame liebte ihr Studium, doch genau wie alle anderen Bildungsgänge, welche in irgendeiner Art mit Medizin zu tun haben, ist auch dieses Tiermedizinische Studium sehr anspruchsvoll. Das impliziert lernen, lernen und nochmals lernen.
Viel Zeit für sich oder andere hatte sie deswegen kaum und ihr Freundeskreis setzt sich ausschließlich aus Leuten ihrer Klasse zusammen. Abgesehen natürlich von ihrer besten Freundin Saphrina. Die beiden kannten sich schon seit dem Kindergarten und hatten später auch gemeinsam das Hansa-Gymnasium in Stralsund besucht. Die beiden waren quasi unzertrennlich und einzig und allein das Studium, weswegen Lyana nach Leipzig ziehen musste, hatte das ändern können. Doch egal wie groß die Entfernung auch war, Saphrina war immer die erste, die von dem neusten Tratsch und Klatsch erfuhr. Gelegentliche Besuche waren natürlich auch nicht ausgeschlossen und so wurde die Brünette gerade an ihr nächstes Treffen erinnert, als ihr Handy vibrierte.
Interessiert hob sie die Augenbrauen, als sie nach dem goldenen IPhone griff und den Bildschirm entsperrte.

Eine neue Nachricht von Phina🐬

Sogleich tippte sie auf das kleine Mitteilungsfeld um WhatsApp zu öffnen und die Nachricht zu lesen.

>> Hey, na du. Wie gehts wie steht's. Da ich dich kenne und weiß das du dir während der Prüfungsphase soviel merken kannst wie eine dehydrierte Amöbe, so möchte ich dich noch einmal an das Konzert nächste Woche erinnern. Heißt also Dienstag Abend Sachen packen, Mittwoch früh los Düsen und Donnerstag die Zeit unseres Lebens haben.
Kuss auf die Nuss^^<<

Typisch Saphrina...

Das war das erste was Lyana durch den Kopf schoss. Doch sie hatte recht, die Konzertkarten welche sie vor über einem Monat zum Geburtstag gescheckt bekommen hatte, hat sie schon fast vergessen.
„Unsere Docs machen mich fertig Leuteee." stöhnte sie verzweifelt und legte ihren Kopf auf dem Tisch vor sich ab.
Zwar war die letzte Stunde für heute schon seit 10 Minuten vorbei, doch bei Studenten sieht das verlassen des Konferenzsaales immer ein wenig anders aus. Die einen mussten erst einmal eine Runde Joga vollziehen, die nächsten verabredeten sich schon zum abendlichen lernen und wieder andere wurden von sanften Stimmen aus den Traumländer zurück geholt. Lyana und ihre Freunde gehörten da zur zweiten Gruppierung...leider, wie sie manchmal empfand. Gegen ein wenig Schlaf hätte auch sie nichts einzuwenden.
„Das geht nicht nur dir so meine Liebe. Aber wir haben es doch geschafft. Wochenendee yippii und wisst ihr was das bedeutet..."

„.....mehr Zeit zum lernen?"

„Ach komm schon Paula...ich wollte Lya gerade aufmuntern..."

Diese äußerst bereichernde und aufbauende Konversation, hatte sich gerade zwischen Emilia zu ihrer rechten und Paula zu ihrer linken zugetragen. Wohingegen die eine für ihren Optimismus und die Verbreitung positiver Stimmung bekannt ist, so ist die andere das komplette Gegenteil und mit eine der Pessimistischsten Menschen welche Lyana kennt. Sie hingegen ist ein gesunder Mix von beidem, doch aus unerfindlichen Gründen haben die drei sich wie die Glieder einer Kette zusammengefunden.
„Hilfreich wie immer..." raunte die Schwimmerin mürrisch und nahm erneut ihr Handy zur Hand um einen Blick auf die Zeit zu werfen....16:34 Uhr. Das reicht auf jeden Fall für heute!

Prompt erhob sie sich von der Sitzbank, klappte den Sitz nach hinten und kramte ihren hellgrauen Rucksack mit Roségoldenen Applikationen zwischen ihren Beinen hervor. Während sie mit der einen Hand MacBook und IPhone in die Höhe hielt, so stellte sie mit der anderen die graue Tasche vor sich auf den Tisch. Viel Platz war zwischen den Sitzreihen wahrhaftig nicht und Lyana könnte jedes mal anfangen zu fluchen, wenn sie sich Kopf, Knie oder Ellenbogen irgendwo anstieß.
„Hey, was habt ihr eigentlich am Wochenende vor? Noch jemand Lust die Facharbeit zu beenden?" warf Emilia in die Runde, erntete dafür verächtliche Blicke von Paula und Jonathan, ein weitere Student ihrer Klasse. „Oh Nein, sag schon, wann hast du wieder angefangen? Letzten Freitag, am Montag...Nein Heute? Sag mir bitte das du schon ein Konzept verfasst hast.."