Kapitel 2

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Mit einem mürrischen Grummeln wälzte sich Lyana an diesem Samstag Morgen im Bett herum, als sie von dem lieblichen Geräusch ihres Handyweckers aus dem Schlaf gerissen wurde. Bereit aufzustehen war sie noch lange nicht, das wurde ihr schon nach einem kurzen Blinzeln bewusst. Alles schien sie davon abhalten zu wollen, selbst die Natur, denn die Vorhänge an ihrem Fenster, ließen nicht einmal die ersten zarten Sonnenstrahlen hindurch.
Im Halbschlaf tastete sie nun nach dem bimmelnden Ding, irgendwo neben ihrem Kopfkissen und drückte auf den Aus-Knopf. Endlich....Ruhe.
Ein erster Blick auf den blendenden Bildschirm verriet ihr die Zeit: 06:15 Uhr...an einem Samstag...na super.
Aber es nützt ja nichts sich darüber aufzuregen und wenn man bedenkt wofür man es tut, dann nimmt die Motivation aufzustehen doch relativ schnell zu.
Mit einem Gähnen richtete sich die Studentin auf, schlug die leichte Sommerdecke vorne über und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Erst noch einmal auf Snooze zu drücken, hatte sie sich schon vor langer Zeit abgewöhnt, da diese Aktion nur das verschlafen begünstigt...zumindest bei ihr.
Einen Fuß nach dem anderen setzte sie nun aus dem Bett und lief zu ihrem Fenster um die weißen schleierhaften Vorhängen beiseite zu schieben.
Ein schöner, rosafarbener Himmel, schmiegte sich über die Dächer der umliegenden Häuser und brachte somit die barockartigen Verzierungen der Fassade zum vorscheinen.
Die saftig grünen Blätter der umstehenden Linden wogen sich im Wind, genau so wie das Zwitschern der kleinen Meisen. Auf einem gegenüberliegenden Balkon klimperte ein Windspiel und stieß dabei gelegentlich an Tomaten- sowie Gurkenpflanzen, welche in großen weißen Blumentöpfen daneben standen.

Na wenigstens etwas...

Das die Laune der Brünetten nicht die beste war, hatte man vielleicht schon bemerkt. Der gestrige Abend verlief alles andere als entspannt und anstatt ihn ruhig ausklingen zu lassen, hatte sie noch bis 23:30 Uhr gelernt. Ein Teilgebiet der Klausur am kommenden Montag war ihr durch die Lappen gegangen, was bedeutete das Überstunden geschoben werden mussten...
Doch was das anging kannte die Leistungssportlerin keine Gnade..erst recht nicht mit sich selbst. Ehrgeiz ist da wohl eine Eigenschaft die noch unbedingt genannt werden musste, wenn man sie beschreibt.

3 neue Mitteilungen
Das stand auf dem Display, als sich Lya mit einem Cappuccino und ihrem Handy an den Frühstückstisch setzte. Cappuccino kein Kaffe, der war ihr zu stark und außerdem ist er nicht gut für die Zähne. Um den Magen zu füllen gab es lediglich ein Toastbrot mit Honig und ein Stück Wassermelone, nach mehr verlangt es ihr am Morgen nicht.
Erneut richtete sie ihren Blick auf das Handy um die erste Nachricht zu lesen und nahm dabei einen Bissen von der roten Frucht.

Eine neue Nachricht von Paps🩵

>> Guten Morgen meine Kleine. Ich wollte dich nicht wecken, deswegen schreibe ich dir eine Nachricht. Ruf mich doch bitte an wenn du Zeit hast, ich bin schon auf Arbeit. Hab dich lieb.<<

Süß, ich dich auch Papsi..

05:45 Uhr hatte er die Nachricht geschrieben. Eine untypische Zeit, doch für Lars Witt ein ganz normaler Arbeitsbeginn. Der 52 jährige arbeitete als Bauingenieur in einem Unternehmen welches in Stralsund ansässig ist. Er war Frühaufsteher, schon seit Lyana denken kann und dazu noch eine wahre Arbeitsmaschiene. Ab und zu schob er Überstunden, doch normalerweise hatte er seinen Zeitplan so getaktet, das er ab 14:30 Uhr Zeit für Familie, Wohnung und Freunde hatte. Ganz zum Vorteil für das Klima innerhalb der Familie, denn ihre Mutter Marie Sophie Witt, arbeitet mit 51 Jahren als Mediendesingnerin einer Firma für Innenarchitektur und war deswegen meist von 09:00-16:00 Uhr auf Arbeit. Somit kümmerte sich der Vater oft um den Haushalt und auch seine Tochter kam bei allem nicht zu kurz. Egal ob zum Schwimmen oder Reiten, zu Wettkämpfe oder Turnieren, er war immer mit dabei und hat sie unterstützt.
Diese väterliche Fürsorglichkeit lies auch jetzt nicht nach, obwohl Lya mittlerweile 24 war und fast auf eigenen Beinen stand. Jedoch bekam sie von ihren Eltern sowohl die kleine Privatwohnung, als auch das Studium finanziert, wofür sie sehr dankbar ist und dies mit solchen Dingen wie guten Noten und einem Nebenjob auch erkenntlich machen will.

Sie blickte auf die Uhr: 06:23. Nun gut, für einen kurzen Anruf würde die Zeit wohl noch genügen. Außerdem könne sie sich nebenbei fertig machen.
Das leise Summen des Handyklingeln ertönte, als sie nebenbei das Geschirr in die Spüle räumte. Nicht lang, dann wurde abgenommen.

>> „guten Morgen Kleine. Wieso bist du denn schon wach?" <<

„Moinmoin. Ich muss auf Arbeit als Ersatz einspringen da meine Kollegin krank geworden ist. Wie geht es euch, alles gut? Weshalb soll ich dich anrufen?"

>> „Du Arme, aber das schaffst du! Bei uns ist alles in Ordnung, deine Mutter hat nur wieder mit den Gräsern zu kämpfen...du kennst sie ja. Ich wollte noch einmal wegen dem Konzert mit dir schnacken. Ich habe ja ab Mittwoch eine Woche Urlaub und wirklich kein Problem damit dich und Saphrina nach Frankfurt zu fahren. Außerdem wäre das doch viel praktischer als mit dem Zug und ihr müsstet euch nicht erst am Bahnhof suchen" <<

Lyana musste sich ein leises Stöhnen unterdrücken und verharrte in der Bewegung, als sie sich gerade Mascara auftragen wollte. Ihr Vater meinte es ja nur gut, doch sie wollte ihm keine Umstände bereiten und hatte sein Angebot nun schon zum fünften mal abgelehnt.
Außerdem macht er wirklich schon genug für sie und soll die wenigen Urlaubstage im Jahr genießen. Zumal war an dem Donnerstag ein Treffen mit seinen Freunden geplant und das schon seit Weinachten.

„Auf keinen Fall! Das ist wirklich lieb, aber wir sind beides große Mädchen und bekommen das hin. Genieß du bitte den Abend mit deinen Freunden. Saphrina's Vati ist doch auch dabei oder?"

>> „Ja ist ja schon gut. Hab ich verstanden, ich lass euch jungen Dinger in Ruhe..
Ja genau, Marc ist auch dabei und ein paar andere Leute vom Schwimmverein..aber ist ja nicht so wichtig, du musst bestimmt gleich los. Ich hab dich lieb!" <<

Und das musste sie wirklich. Es ist mittlerweile schon 06:42 Uhr und Lyana war fix und fertig. Bis zur Tierarztpraxis musste sie ein Glück nur 10 Minuten laufen.

„Okay, ja das stimmt. Na dann, mach dir eine schöne Zeit und grüße alle ganz lieb. Ach und gib Mama einen Kuss und Taschentücher von mir. Tschüssi"

Damit legte sie auf, schmiss das Handy in die Handtasche, zog ihre Schuhe an und machte sich auf den Weg. Ihre Wohnung lag im vierten Stock und war somit die letzte, was ihr sehr gut gefiel. Das bot einen schönen Ausblick über die umliegende Wohngegend, nur ein Stück weit entfernt vom Zentrum der Stadt. Wie es der Zufall so wollte, sind sie und ihre Eltern vor 4 Jahren auf diese aufmerksam geworden, als die Firma ihrer Mutter einen Auftrag in der Umgebung hatte. Lars und Marie ließen sich natürlich nicht lang bitten und schlugen sofort zu, als die Wohnung zum Verkauf stand. Lyana war davon anfangs nicht sehr überzeugt...ein Studentenwohnheim hätte es ihrer Meinung nach auch getan...doch wie so oft konnte sie es ihren Eltern nicht ausreden für sie Geld auszugeben.
Nun passierte sie die letzte kleine Straße, welche sie von der Praxis trennte und quetsche sich dabei durch zwei parkenden Autos hindurch.
An der Tür angekommen, öffnete sich diese Automatisch und der gewohnte medizinische Geruch stieg Lyana in die Nase. Tief holte sie Luft und wurde sogleich von einem freundlichen „Guten Morgen" ihres Chefs begrüßt, als dieser über den Gang huschte.
Die Praxis setzte sich aus einem großen Vorraum mit Empfang, einem Wartezimmer zur rechten und zwei OP-Sälen zur linken zusammen. Die Wände waren in einem zarten Grünton gestrichen und alle Anrichten bestanden aus weisem Holz. Wenn man rechts an dem Empfang vorbei geht, kommt man zu einer weißen Schwenktür, ähnlich jener aus Westernfilmen. Dahinter verbirgt sich der Personalbereich mit Küche, Umkleidekabinen und WC, einem Lager sowie einem Extra-Raum für Tierische Gäste die über längere Zeit bleiben müssen. Tatsächlich war es eine relativ große Einrichtung und von Geckos bis hin zu mini Hausschweinen hatte Lya schon alles gesehen. Anbei war noch ein kleiner Hinterhof, in welchem die Patienten mal frische Luft schnuppern können. Diesen betrachtet die Studentin gerade, als sie durch das Fenster der Umkleide blickte und sich das dunkelblaue T-Shirt über warf. Dann machte sie sich schon an die Arbeit.

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Luv to all <3

...only for the braveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt