Heute war es soweit. Die ganze Nacht lag ich wach im Bett und ließ mich von allen möglichen Gedanken quälen. Würde ich ihn wiedersehen? Wie wird wohl unser zusammentreffen sein? Wie wird er reagieren? Wird er sauer auf mich zugehen? Mich um ein Gespräch bitten, nur um mir alle bösen Worte, die er gerade parat hatte, an den Kopf zu werfen zu können? Oder würde genau das gegenteilige der Fall sein? Ich konnte mir auch jetzt schon perfekt ausmalen wie er mich ignorieren und meine Existenz verleugnen würde. Es kam einfach alles bei Alec infrage. Dieser Mann ist von Kopf bis Fuß unberechenbar und undurchschaubar.
Mit einem knarrzen öffnete sich die Badtür neben mir und riss mich aus meinem tiefen Gedankenstrom. Mein Herz pochte schnell und meine Lunge schnürte sich zusammen, als würde mir jemand die Luft zum atmen nehmen. Ein kleiner Schmerz durchzuckte meinen Körper. Vor Schreck ließ ich sogar meinen Kayal fallen und schaute zur Tür. Doch warum hatte ich solche Angst? Es konnte nur Chris gewesen sein. Wer sonst? Erleichtert atmete ich auf und schaute meinem Freund dabei zu wie er die Tür hinter sich wieder schloss und mich verwirrt beäugte.
,, Alles gut Mia? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen. ", sagt er und schmunzelte dabei. Toll, jetzt belustigt ihn meine Schreckhaftigkeit auch noch. Sehr nett von ihm.
,,Ja, alles okay. Ich habe bloß nicht mit dir gerechnet.", seufzte ich und beugte mich nach unten um wieder nach meinem Kayal zu greifen. Von der Stiftspitze konnte ich mich selbstverständlich verabschieden. Alles was übrig blieb war ein schwarzer Stumpfer Ansatz.
,, Zum Glück war ich schon fertig mit dir. ", murmelte ich leise zu mir und packte den abgebrochenen Stift zurück in meine Schminktasche.Chris entledigte sich hinter mir seiner Klamotten. Verstohlen blickte ich zu ihm. Nur noch seine Boxer und das Shirt bedeckten seinen Körper, der Rest lag schon auf dem Boden verteilt. Er packte nun auch das Shirt mit seinen Händen um es sich über den Kopf auszuziehen. Jedes Mal wenn ich seinen entblößten Oberkörper sah musste ich leicht seufzen. Er war wirklich ein sehr attraktiver Mann. Seine Bauchmuskeln konnte man zwar durch das Tshirt nur erahnen, aber sie richtig zu sehen war gleich tausend mal besser. Ausgenommen sie zu berühren, das war natürlich noch viel besser. Er bemerkte wohl mein starren und blickte schelmisch zu mir rüber.
,, Ich liebe es wie du mich ansiehst, wenn ich mich ausziehe."
Als Reaktion zog ich eine Augenbraue in die Höhe.
,, Ach ist das so?", provozierte ich ihn zurück.Nun trat er einen Schritt näher auf mich zu und legte seine Hände auf meine Hüften. Mit seiner Zunge befeuchtet er kurz seine Lippen. Immer wenn er das tat fing in mir drin etwas anzuschreien. Es verlangte nach mehr. Mit einem kleinen Ruck zog er mich an seine harte Brust und küsste mich. Erst vorsichtig, dann etwas fordernder und wilder. Wir wollten beide mehr, dich wussten, dass wir dafür nicht mehr genügend Zeit hatten, doch diesen Kuss, den gönnte wir uns.
Seine weichen Lippen auf meinen zu spüren, wie sie sich gleichmäsig bewegten und miteinander spielten, war wirklich schön, nur war es mehr ein körperliches Verlangen als eins was aus Liebe entstand. Mein Herz pochte vor Lust, aber nicht weil meine Seele sich nach ihm und seiner Nähe sehnte. Es war einfach mehr eine körperliche Befriedigung, anders als bei...Alec.Langsam löste er sich von mir und zog nun auch seine Boxer aus. Ich wusste was er vor hatte, aber nein, ich hatte wirklich nicht mehr viel Zeit.
,, Ich kann nicht. ", flüsterte ich schwach und versuchte nicht auf sein bestes Stück zu gucken.
Sein Grinsen wurde nur breiter und als Antwort schenkte er mich ein freches Zwinkern, bevor er sich wegdreht um in die Duschkabiene zu steigen. Natürlich entgingen mir auch jetzt wieder die Narben auf seinem Rücken nicht. Sie stammten von einem alten Tattoo. Laut Chris war es mal das Familientier gewesen, doch ganz nachvollziehen konnte ich die Aussage nicht. Seine Begründung warum er es sich hätte weglasern lassen war auch nur semi glaubwürdig. Sie hätten sich von ihm distanziert. Ja und weiter? Weiter ging sie Geschichte nicht bzw wollte er mir nicht erzählen. Was für mich auch voll klar ging, fürs erste. Es wäre auch nicht fair von mir alle Wahrheiten über sein Leben zu verlangen, schließlich waren wir erst seit 4 Monaten ein Paar. Ich hatte damals, als ich es entdeckte, beschlossen ihm noch mehr Zeit zu geben. Das war fein für mich, dafür wusste er auch nichts von Alec und den Lions. Somit waren wir in gewisserweise quitt.
Nun konnte man nur noch verblasste schwarze Striche an der Stelle sehen, an der das Tattoo einst war, verziert mit hellen hervorstehenden Narben. Ich wollte mir kaum vorstellen wie weh sowas tun kann.
Und ich wollte mir auch kaum vorstellen, wie hart dieser Tag heute für mich werden wird. Bereits jetzt spürte ich eine große schwere Last auf meinen Schultern.
Prompt ploppte eine nächste verzweifelte Frage in meinem Kopf auf. Wusste er überhaupt, dass ich da sein werde? Wusste er dass ich die zuständige Person für sein Unternehmen sein werde? Ich hatte es mir nicht ausgesucht, aber laut meiner Cheffin traute sie es erstmal nur mir zu. Diese Position, die mit Alec Hand in Hand arbeiten musste, war also erstmal nur vorübergehend für mich angedacht. Zum Glück.
Ich weiß nicht ob ich diese Zusammenarbeit ewig aushalten würde.Zielstrebigkeit versuchte ich alle weiteren Gedanken wegzusperren. Dafür hatte ich jetzt keine Zeit mehr, denn diese rannte mir quasi schon davon. Mit einem letzten Blick in den Spiegel versicherte ich mich, dass ich äußerlich bereit für den großen Tag war. Innerlich würde ich natürlich niemals bereit werden dafür.
,, Bis heute Abend Liebster!", rief ich gegen das plätschernde Duschwasser an.
,, Bis später", kam es nur knapp von ihm zurück.Schnell verließ ich das Bad, schlüpfte in meine Creme farbenden Highheels, legte mir meinen hell braunen Mantel um und schritt, mit allen Schlüsseln in der einen Hand und meiner Handtasche in der anderen, aus der Wohnung.
Wenige Meter von der Haustür entfernt stand mein kleiner Wagen und wartete schon sehnlichst auf mich. Als ich einstieg warf ich meine Tasche achtlos auf den Beifahrersitz, schnallte mich an und drehte den Schlüssel im Zündschloss um.
Die ganze Autofahrt lang war ich schon wieder vollkommen in Gedanken. Würde das jemals aufhören? Würden die Zweifel und Fragen die alle paar Sekunden in mir aufgingen jemals verstummen? Ich wollte doch nur Ruhe...und jetzt? Jetzt lief ich meiner größten Sorge quasi wieder direkt in die Arme.Doch nicht nur Alec könnte ein Problem für mich werden. Auch Kerry muss richtig sauer auf mich sein, schließlich habe ich auch sie hinter mir gelassen. Zwar hatte ich ihr gesagt, dass ich eine Auszeit brauche und mich bald wieder bei ihr melden würde, aber das ist bereits 10 Monate her. In der Zeit ist so viel passiert. Außerdem habe ich sie in unserer Wohnung damals vollkommen zurück gelassen und das auch noch ausgerechnet mit meinem Bruder Nate. Von ihm hatte ich auch seit dem nichts mehr gehört. Aber er war auch ein Mysterium für sich, das wirklich niemand verstand, aber komischerweise auch nicht hinterfragte. Ja warum eigentlich nicht? Vielleicht weil er der König in Ausreden war und sich immer etwas neues einfallen ließ. Faul war da dennoch irgendwas, aber er war alt genug. Irgendwann werde ich es vielleicht aus ihm rausquetschen, aber erstmal hatte ich andere Probleme vor mir.
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Their Shades ~ He loves her
RomanceTeil 1: His Darkness ~ He wants her Teil 2: Her Brightness ~ He needs her Teil 3: Their Shades ~ He loves her Nach einem Jahr treffen Mia und Alec wieder aufeinander. Zu viel ist zwischen den beiden passiert, als dass Mia es einfach hinter sich las...