Gleich der erste Tag und schon 5 Minuten verspätet? Ja das konnte auch nur wieder mir passieren! Meine Lunge brannte etwas als ich aus dem Fahrstuhl raushastete. Ich hatte mich wirklich beeilt, aber auch die Parkplatzsituation mal wieder unterschätzt. Typisch für mich.
Die neue Assistentin von Alec wies mir den Weg zum Konferenzraum. Als ob ich das selber nicht gewusst hätte! Mir war aber bewusst, dass es nur ihr Job war. Eigentlich sah sie ganz süß aus. Die dunklen langen Locken und rehbraune Augen passten einfach perfekt zu ihrer kleinen und zierlichen Körperstatur. Ob sie wohl mit ihm geschlaf- nein! Aus Mia! Jetzt war der wohl ungünstigste Zeitpunkt um über Alecs mögliche Betthäschen nachzudenken. Obwohl ich es ihm nicht verübeln könnte, süß war allemal.
Wir blieben vor den großen Türen des Konferenzraumes stehen und ich murmelte noch ein leises
,, Danke", bevor sie wieder an ihren Platz ging und mich meinem Schicksal überließ. Okay. Der Moment war gekommen. Ich atmete nochmal tief durch, zupfte meine weiße Bluse zurecht und Strich meinen schwarzen Bleistiftrock gerade, ehe ich mit einem rasenden Herzen die Türen zu meiner persönliche Hölle öffnete.Der große graue Tisch in der Mitte war wirklich gut besetzt, alle Stühle waren belegt, außer einer. Der gegenüber von Alec. Was für Zufall, dachte ich mir und verdrehte innerlich meine Augen.
,, Ah schön dass Sie endlich da sind! Darf ich vorstellen? Das ist Miss Cane. Sie war in den letzten Monaten meine rechte Hand und wird sich um Sie kümmern"
Meine Chefin stand vorne und deutete auf mich, nachdem sie mich eben erst so nett anteaserte. Alle Blicken glitten zu mir. Wirklich ALLE. Auch seiner. Ich konnte nicht anders und musste ihn, wenn auch nur einen Wimpernschlag lang, ansehen. Er sah müde aus, sehr müde. Wie es ihm wohl geht? Dumme Frage, angesichts der Tatsache, dass er aussah, als hätte er seit meinem Verschwinden kein Auge mehr zugemacht.Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, weckte mich die Stimme der Vernunft und zwang mich die Türen zu schließen und Platz zu nehmen. Die ganzen Geschäftsleute um uns herum, waren immernoch der Meinung mich penentrant anzustarren. Viele weiße Männer in Anzügen eben. Was hatte ich auch anderes erwartet? Vielleicht hatten sie einfach nicht damit gerechnet, dass sie mich hierher zurück versetzen. Ironisch war es auf jeden Fall. Auch wenn ich alle Blicke auf mir spürte, war es nur ein Paar Augen was mich wirklich berührte.
,, Fahren wir also fort... ", mit diesen Worten lenkte meine Chefin die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Alle Blicke verschwanden, außer seine. Er zerrte an mir und wollte, dass ich ihn auch ansah. Mit aller Kraft versuchte ich mich auf das Geschehniss vorne zu konzentrieren, aber es war so schwer, einfach weil alles wieder in mir hochkam. Die Erinnerungen und die gemeinsame Zeit, aber vorallem die Gefühle waren alle noch in mir. Sie waren alle noch vorhanden. Wie hätten sie auch jemals weg sein können? Ich konnte ihn nicht vergessen. Nicht in nur einem Jahr. So sehr ich es auch versuchte, ein kleiner Funke Hoffnung, ihn zu sehen, war mein ständiger Begleiter. Dabei war ich extra abgehauen, damit ich ihn vergessen kann. Mein Herz pochte wie wild und meine Händen fingen leicht an zu zittern. Er musterte mich, die ganze Zeit, er suchte nach meinen Augen, doch ich quälte mich dem nicht nachzugeben.
Mein Atem wurde immer unregelmäßiger und mein Wunsch ihn nah bei mir zu haben immer größer. Verdammt ja, ich wollte in seine Arme um ihn zu fühlen, mit ihm reden, um seine Stimme zu hören und ihn küssen um seine Gefühle zu spüren.
Ob er immer noch das selbe empfand wie damals?
Ich wusste noch genau wie seine Küsse sich anfühlten, sie waren in meine Lippen eingebrannt wie ein Siegel. Nein, viel mehr ein Versprechen, dass man zusammen gehörte. Verdammt ich habe ihn so sehr vermisst! Halt! Warte! Nein nein nein...ich durfte so einfach nicht denken und vorallem nicht fühlen! Ich bin vergeben. Genau, glücklich vergeben an Chris. Er würde mir niemals das selbe antun wie Alec. Im Gegenteil, er würde sich gut um mich kümmern und sich um mich Sorgen, anstatt mich zu benutzen und in irgendeine Gang scheiße mit reinzuziehen.
Ich schulde Alec nichts! Nicht mal einen...verdammt!Und da brach der Damm. Das einzige was ich noch hörte war mein pochendes Herz, bis ich ihn endlich ansah und unsere Blick sich trafen. Sie verschmolzen förmlich ineinander. Wie konnte ich nur vergessen wie schön seine blauen Augen waren, wie attraktiv sie ihn machten und vorallem was für eine Stärke sie ausstrahlen. Jedenfalls ausgestrahlt haben, doch jetzt gerade wirkte alles an ihm anders. Er wirkte schwach und verletzlich, geradezu unsicher. Das sah ihm gar nicht ähnlich und vorallem war es das einzige womit ich seinerseits nicht gerechnet habe. Auf wirklich jede Situation hatte ich mich vorbereitet, doch nicht darauf.
Sein Blick schrie quasi nach Aufmerksamkeit von mir, als würde er mich gefangen nehmen und nie wieder loslassen wollen. Er sah nicht nur müde, sondern auch hungrig nach Zuneigung aus. Als wäre er für eine lange Zeit alleine gewesen. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Mein Verschwinden hat wohl mehr mit ihm gemacht als ich annahm.
Vielleicht traute ich mir aber auch zu viel zu, wer weiß was ihm wirklich passiert ist. Es könnte auch eine weitere Familienkrise sein, das wäre gar nicht so abwegig bei ihm.
Seine Haare waren auch nicht ganz so ordentlich wie sonst. Ein wenig zu lang und verwuschelt. Die Krawatte saß auch mehr schlecht als recht. Er wirkte einfach unglücklich. Das alles machte ihn natürlich nicht einen Funken unattraktiver, nur hatte ich ein größeres Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen als es für mich und meine Beziehung gut wäre.Immer wieder verlor ich mich in Gedanken um Alec und seinen Zustand. Chris und unsere Beziehung rückte dabei immer weiter in den Hintergrund. Ich wüsste so gerne was in Alecs Kopf vorgeht, wenn er mich durch diese blauen Augen und den dichten Wimpern ansah.
Ganz leicht und auch nur für mich erkennbar schüttelte er den Kopf, als wenn er seine Enttäuschung über mich ausdrücken wollen würde. Bevor ich darüber nachdenken konnte, holte mich die Realität ein.Das Schaben der Stühle und die Bewegung der Gestalten um mich herum lenkten meinen Blick wieder von Alec fort.
Anscheinend waren wir beide so sehr ineinander vertieft, dass wir nicht mitbekamen, wie meine Vorgesetzte die Konferenz beendete. War wirklich so viel Zeit vergangen? Ich konnte mir kaum vorstellen, dass wir uns jetzt wirklich eine Stunde lang angesehen haben, doch ein Blick auf die graue Uhr im Raum bewies mir das Gegenteil.,, Mia?", die Stimme meiner Chefin ertönte. Es waren bereits alle aus dem Raum gegangen, außer ihr, Alec und ich.
,, Ja, Rena?", erwiederte ich den Blick ihrer braunen Augen.
Sie schaute erst nervös zu Alec und dann wieder zu mir. Rena Wilson ist mit ihren 44 Jahren einer der jüngsten Personen mit einer Chefposition in unserer Firma. Sie hatte sie aber alle Mal verdient, denn sie war alles andere als eine Idioten. Es war also kein Wunder, dass auch meiner Chefin die Spannung zwischen Alec und mir nicht engangen ist.
Sie strich sich eine braune Strähne hinters Ohr und faste anscheinend einen Entschluss.
,, Mr. Wore? Lassen sie mich und Ms. Cane bitte für einen Moment allein?"Er sagte keinen Ton und verzog auch keine Miene. So stur wie nur möglich ging er aus dem Raum und lies und allein. Kaum schloss sich die Tür, fixierte Rena mich wieder.
,, Mia, ich habe keine Ahnung was da zwischen euch lief, aber was auch immer es ist, lass auf keinen Fall die Arbeit darunter leiden. Du bist eine meiner besten Mitarbeiterinnen und in der kurzen Zeit bist du mir auch unglaublich ans Herz gewachsen, aber wenn deine Verbindung zu Alec Wore uns in irgendeiner Art und Weise vor die Füße fällt, dann muss ich leider Konsequenzen ziehen."Mein Herz raste und meine Lippen fühlten sich auf einmal unglaublich trocken an. Mir war klar, dass das ganze nicht einfach werden würde, aber ich liebte meinen Job. Ich würde alles in meiner Macht stehende tun, um diesen nicht in Gefahr zu bringen. Alec war aber hingegen unberechenbar. Auch seine Handlung könnte Nachteile für mich bedeuten.
,, Welche Konsequenzen?", fragte ich und befeuchtete mir meine Lippen.Sie seuftze und musterte mich kurz. Wahrscheinlich überlegte sie, wie sie es möglichst einfach und vorsichtig ausdrücken könnte, ohne mir zu große Angst einzujagen.
,, Keine Sorge, ich rede nicht vom Kündigungen, also nicht als erste Instanz. Eher Versetzungen. Bitte sag mir einfach bescheid, falls eure Zusammenarbeit nicht funktionieren sollte"
Etwas erleichtert nickte ich. Das wäre jeden falls eine Notlösung, falls Alec und ich aneinander geraten. Die würde ich im Hinterkopf behalten.
,, Keine Sorge Rena, du kannst dich auf mich verlassen!"
Sie lächelte mich erleichtert an.
,, Mit nichts anderem habe ich gerechnet Mia"
Bevor sie ging strich sie mir mit der Hand zusprechend über die Schulter und lies mich dann im Konferenzraum alleine.
Alleine mit meinen Gedanken, Sorgen und Gefühlen.
![](https://img.wattpad.com/cover/172457511-288-k796009.jpg)
DU LIEST GERADE
Their Shades ~ He loves her
RomanceTeil 1: His Darkness ~ He wants her Teil 2: Her Brightness ~ He needs her Teil 3: Their Shades ~ He loves her Nach einem Jahr treffen Mia und Alec wieder aufeinander. Zu viel ist zwischen den beiden passiert, als dass Mia es einfach hinter sich las...