Kapitel 2

55 2 0
                                        

    𝐂𝐥𝐚𝐢𝐫𝐞 𝐂𝐥𝐞𝐦𝐨𝐧𝐭𝐞

„S'il vous plaît, quelqu'un aide!", höre ich eine brüchige leise Stimme. Also lag ich doch richtig, jemand fleht um Hilfe.

Sollte ich helfen? Mein inneres Kind hätte mich jetzt ausgelacht. Es würde gar nicht darüber nachdenken nicht zu helfen. Ich weiß, dass wenn jemand um Hilfe bittet und sie auch wirklich braucht, es kein unnötiger Hilfeschrei ist.

Weil ich selber um Hilfe geschrien hat, ich aber nicht bekam.

Ich hätte nie gewollt, dass jemand sich so fühlt wie ich damals. Ich hätte es versucht mit all meiner Macht zu verhindern.

Wenn ich jetzt helfen würde, wäre mein inneres Kind stolz auf mich...

Und wenn es sehen würde, wie ich nicht helfe, würde es noch mehr zerbrechen.

Und das möchte ich nicht.

Ich sollte helfen, ich sollte mutig sein!
Wie sage ich immer so schön: 'ich habe nicht um sonst Kickboxen gelernt'.

Entschlossen zu helfen, folge ich den kaum hörbaren Schluchzen.

Es kommt aus einer noch dunkleren und noch so kleinen unauffällig schrecklichen Gasse, wie ich es noch nie vermocht haben zu sehen.

Ich spüre wie mich versucht die Angst zu packen und mich zurück zu ziehen, um weiter Nachhause zu gehen. Doch ich bleibe still und lausche ruhig.

„Du..du hast wohl versucht mich zu hintergehen.
Hast versucht dich vor mir zu verstecken. Dachtest du wirklich du könntest es schaffen dich vor mir verstecken...mir zu entkommen!?", höre ich eine einschüchternde Männerstimme.

„Dafür wirst du Bußen!", fährt er fort.

„Nei-...Nein bitte verschone Sie mich. Ich versuche da-...das alles wieder gut zu machen, vertraue mir. Bitte verschonen Sie mich.", stotterte die Frau und übergab sich schließlich vor Angst umzukommen. Er rümpfte nur die Nase von dem Geruch ihrer Essensreste.

Das ist meine Chance, jetzt..jetzt kann ich eingreifen. Ich komme aus meinem unauffälligen Versteck hervor. „Lass sie los, du hast sie gehört. Sie wird versuchen alles wieder gut zu machen.", versuche ich so mutig wie möglich rüber zu kommen.

„Warum sollte ich auf jemand Armseligen, wie dich hören? Was sollte mir das bringen", sagt er mit einem kaltem Blick auf mir und mit einem Messer in der Hand am Hals der Frau.

Dass er es nicht versteht Mensch. Über manche Menschen kann ich mich auch nur aufregen.

Sie würde so gut wie möglich alles wieder in Ordnung bringen und er müsste hier niemanden bedrohen.

„Sie würd-...", wollte ich gerade antworten, doch dann wurde ich von lauten Sirenen und Blaulicht unterbrochen.

Jetzt ist ein leicht panischer Blick auf seinem Gesicht zu sehen. Schnell und fest lässt er sein scharfes großes Messer an der Halsschlagader der Frau entlang streichen und dann sticht er zu. Direkt in ihren Hals. Schnell und hart.

Es spritzt Blut aus ihrem Hals, als er das Messer wieder heraus zieht und als ihr Röcheln ertönt, welches danach fleht weiter Leben zu dürfen, weiß ich, dass ich ihr nicht mehr helfen kann und es zu spät ist. Es erscheint ein kleines fieses Lächeln in seinem Gesicht während er in ihre Tränen überfüllte Augen sieht.

Ich wusste dass sie tot war, als sie aufgehört hat zu zappeln und zu röcheln. Auch wenn ich sie nicht kannte, spüre ich wie mir schwer ums Herz wird.

So schnell kann das Leben an einem vorbei ziehen. So schnell kann man es verlieren...

Auf einem Mal werde ich wieder in die Realität zurück gezogen.

Ich habe grade versucht eine Frau die ich nicht kenne vor einem sehr gefährlichen Typen zu beschützen und dies wäre mir vielleicht sogar gelungen, wäre die Polizei hier nicht aufgetaucht.
Hätte ich dich nur noch ein bisschen mehr Zeit gehabt. Zeit. Zeit. Zeit, sie ist so kostbar.

Ich höre das Klacken, wie zweit Autotüre aufgehen und sich wieder schließen. Die Autotüren der Polizei. Polizei. Polizei. Polizei.

Ich sollte hier weg. Es macht keinen guten Eindruck, wenn ich mir der Polizei zu tun habe. Egal aus welchem Grund. Ich habe noch nicht mal einen Job hier gefunden.Wenn man nur schon das Wort Polizei hört denkt man schon an Verbrechen. Jetzt auch realisiere ich das der Mann oder besser gesagt Mörder gerade dabei ist abzuhauen. Das heißt wenn ich hier die einzige bin die hier neben dem Todesopfer steht, auch wahrscheinlich als Mörderin verdächtigt wird.

Also renne ich. Ich renne ihm hinterher...
Ich renne um mein Leben, denn ich brauche nicht noch mehr Schwierigkeiten. Wie naiv ich doch wieder einmal war. Ich dachte wirklich ich könnte sie retten...

Wie dumm.

„Bleiben Sie stehen oder ich schieße!", jetzt gibt es wohl keinen Ausweg mehr. Sie werden mich auf jeden Fall verdächtigen. Und trotz der Drohung renne ich weiter. Genau so wie Er.

Am anderen Ende der Gasse angekommen, parken am Rand zwei sehr teuere Autos.

Der Mörder der Frau steigt in das erste Auto und es fährt los.

Es ist höchst wahrscheinlich dumm, was ich jetzt mache, aber ich steige in den zweiten Wagen.

Naiv. Naiv. Naiv.

Denke ich mir die ganze Zeit, nur ich habe keine andere Wahl. Sonst erwischt mich die Polizei.

Als das Auto nicht losfährt und der Fahrer mich nur verdutzt anschaut schreie ich ihn an,
"NA LOS, WORAUF WARTEN SIE!
FAHREN SIE LOS!!". Ich weiß nicht was gerade in mich gefahren ist, dass ich so geschrien habe, aber ich weiß, dass ich hier einfach nur weg will. Also soll er verdammt nochmal Gas geben und fahren!

Und Gott sei danke tut er das auch.

Ich höre wie Schüsse abgefeuert werden.

„Keine Sorge, die Scheiben sind Schussdicht.",
und somit fiel mir ein Stein vom Herzen.

Wir geben nochmals Gas und hängen die Bullen endlich ab.

Ich spüre wie pure Erleichterung durch meinen Körper fließt. Erleichterung gemischt mit Wut.

Wut dass die Frau ihr Leben lassen musste.
Dass ich sie nicht retten konnte.

Ich schaue mich um und komme recht schnell zu der Erkenntnis, dass ich noch nie in so einem teuerem Wagen gesessen bin.

Was ich sagen kann ist, dass es auf jeden Fall ein BMW ist, aber dann hören meine Auto Kenntnisse auch schon wieder auf. Ich kenne mich auf diesem Gebiet nicht wirklich aus.

Es sieht hier sehr luxuriös aus.

Es ertönt Einsicht immer wiederholendes Klingeln aus dem Lautsprecher, bis schließlich der Mann neben mir den Anruf annimmt.

„Oui Monsieur?"

Shot of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt