Kapitel 6

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Von oben blicke ich auf das riesige verlassene Gebäude. Es sieht sehr schäbig und heruntergekommen aus. Es steht am Waldrand und ist von vielen Sträuchern und Efeu umrankt, es wirkt als würde die Natur sich diesen Ort zurück erobern wollen. Langsam schwebt der Helikopter ab und setzt sanft auf dem Flachdach des Gebäudes ab. Ich drehe meinen Kopf zu Alessio und bemerke, wie er mich mustert. Macht er das schon lange?

„Wir sind da.", sagt er monoton und kommt mir näher. Für meine Verhältnisse ein bisschen zu nah. Automatisch weiche ich von ihm weg und blicke in kritisch an, worauf hin seine Lippen leicht nach oben zucken und auf der rechten Seite ein kleines Grübchen erscheint. Ich muss sagen, dass man garnicht darauf kommen würde dass er ein Mörder ist, wenn er lächelt.

„Hast du etwa Angst vor mir?", fragt er leicht schmunzelnd und entsichert den Sicherheitsgurt währenddessen. Dabei streift er leicht mit seiner linken Hand die innere Seite meines Oberschenkels.

„Nein, ich doch nicht. Warum sollte ich Angst vor einem Mörder haben?", frage ich ihn provozierend.
Auf einemmal kippt seine Laune dramatisch und er entfernt sich von mir, womit auch seine ganze irgendwie gruselig angenehme Körperwärme verschwindet.

Er steht auf und läuft geduckt zum Ausgang des Helikopters, weil er sich sonst den Kopf an der Decke anschlagen würde, da er so groß ist.
Ich schätze ihn mal auf 1,95m. Oder ist er vielleicht doch schon 2,0m groß? Ich weiß es nicht und es sollte mich eigentlich auch garnicht interessieren.

Ich folge ihm zum Ausgang und steige von der Leiter des Helikopters hinunter, jedoch verfehle ich dabei die vorletzte Stufe und verliere mein Gleichgewicht. Ich war schon bereit gleich mit der unangenehmen Härte des Bodens bekannt werden zu müssen, doch dann spürte ich stattdessen was anderes hartes an meinem Rücken. Alessios Sixpack...
Vor Schreck verlässt meine Kehle einen lauten Schrei und ich entwinde mich ganz schnell aus seinen kräftigen Armen.

Als wäre diese ganze Situation nicht schon genug unangenehm, muss die Röte in meinem Gesicht mal wieder alles toppen.
Ich schaue mit meinem knallrotem Gesicht hoch zu Alessio und erblicke wieder sein kleines Grübchen.

„Lachst du etwa über mich?", frage ich ihn leicht verärgert.

„Nein, warum sollte ich auch über eine Person lachen, die zu dusselig ist eine kleine Leiter hinunter zu klettern?", fragt er mich ironisch und sein Lächeln wird nur noch breiter. Wütend über meine eigene Ungeschicklichkeit stampfe ich von ihm weg und möchte irgendwie dieser äußerst peinlichen Situation entkommen.

„Hey, warte mal! Wo willst du denn jetzt hin wir sind hier noch lange nicht fertig.", ruft er mir hinterher

„Ach ja, was soll ich denn hier noch mit euch machen? Ich bin jetzt nicht mehr im Gefängnis. Ich muss mir irgendwie ein neues Leben aufbauen und du kannst dein eigenes weiter leben!", schreie ich schon fast.

„Wenn du wirklich denkst, dass es so einfach ist hast du dich gewaltig getäuscht.", sagt eine feminine Stimme. Ich drehe mich um und sehe, wie jetzt Alessios ganze Crew an seiner Seite steht.

„Und jetzt komm mit mir mit!", sagt sie genervt zu mir und wirft mir Klamotten zu. Arrogant läuft sie an mir vorbei und ich blicke ihr nur empört hinterher. „Hast du mich nicht verstanden? Ich habe gesagt du sollst mit mir kommen!" Eigentlich würde ich ihr am liebsten eine reinhauen, aber sie hat bestimmt eine Waffe irgendwo bei sich, also hätte ich keine Chance gegen sie. Ich folge ihr wiederwillig mit der Kleidung in den Armen. Wir laufen hinter eine halbeingestürzte Wand und ziehen uns beide dahinter um. Nun trage ich eine beige Schlaghose mit einem pastellgrünem Korset-Oberteil.  Endlich bin ich meine Gefängniskleidung los. Wie lange musste ich sie jetzt tragen? Ein halbes Jahr? Ich weiß es nicht genau und um ehrlich zu sein will ich es auch garnicht richtig wissen. Die arrogante Frau hat sich nun auch umgezogen und trägt eine graue Anzugshose mit einem Traum Blazer und dadrunter ein schwarzes Top.

„Seit ihr jetzt endlich mal fertig?", ruft jemand von den Männern. Als wir wieder von der Wand hervor treten, haben sich Alessio und die anderen zwei auch umgezogen.

„Also der Plan ist so Celestia, Leon und Rafael bereiten alles vor und passen auf, dass hier niemand zu nahe kommt. Ich und Claire gehen zur Tankstelle und besorgen Benzin. Vestanden?", fragte er befehlerisch, worauf wir alle nicken. „Also gut, dann bis später."

Alessio und ich liefen jetzt schon ungefähr zwanzig Minuten auf dem Weg neben der Straße, bis wir schließlich an einer Tankstelle ankamen.

„Okay, jetzt höre gut zu! Du füllst diesen leeren Kanister auf und dann bezahlst du mit diesem Geld hier. Ich beobachte jeden einzelnen Schritt und Tritt von dir währenddessen, also mache ja keine Faxen!",sagte er so streng, dass ich Angst hatte ihm in die Augen zuschauen. Aus irgendeinem Grund war ich ziemlich eingeschüchtert, sodass nur ein kleines Nicken hinbekam. Ich werde das schaffen! Oder etwa doch nicht?

„Ich habe gefragt ob du mich verstanden hast, Liebes. Da reicht nicht nur ein kleines Nicken. Schaue mir in die Augen uns sage mir, dass du alles verstanden hast!", daraufhin nahm er mein Kinn zwischen seine zwei Finger und drehte meinen Kopf in seine Richtung, dass ich ihm genau in seine braun-goldenen Augen sah. „J-ja ich habe es verstanden.", flüsterte ich leise. Er blickte mir noch einen weiteren Moment in meine Augen und ließ mein Kinn wieder los, dann gab er mir das Geld und den leeren Kanister. „Warum klauen wir das Benzin nicht einfach?", fragte ich. „Ganz einfach, wir brauchen nicht noch mehr Aufmerksamkeit von der Polizei und ich besitze außerdem genug Geld. Also warum klauen?", ich nickte wieder nur und lief dann los zur Tankstelle füllte das Benzin ab und ging zur Kasse, um es zu bezahlen.

„Sie bekommen es kostenlos, wenn sie mir einen Gefallen tuen könnten meine Schöne.", meinte der Verkäufer zu mir. Nichts außer Eckel überkam mich. Seine Haare waren fettig und sein Bart ungepflegt. Insgesamt roch er ekelerregend, sodass ich mich sofort hätte übergeben können. „Nein danke, ich lehne ihr Angebot ab.", und legte ihm das Geld für den Benzin hin. Als ich meine Hand grade wieder wegziehen wollte, ergreift er sie und zieht mich über die Kasse rüber. Ich war ihm so nah und sein Geruch kam mir jetzt direkt in die Nase, dass ich mein Gesicht komplett verzog. Während seine eine Hand nun entzwischen meinen Hintern abtastete und ihn komplett durchknetete mache sich seine andere über meine Brüste her. Vor Schock hielt ich die Luft an und mich überkam Panik.

Mein Kopf setzte auf einemmal komplett aus. Ich vergaß wie man atmete, wie man schrie. Ich wollte um Hilfe schreien, ich wollte mich bewegen und ihmnK.O. hauen, doch mein Körper setzte komplett aus. Seine trockenen Lippen umschlossen inzwischen meine und ich schmeckte seinen schlimmen Mundgeruch.

Aufeinmal wird der alte Sack von mir weggezogen und schrie auf. Doch bevor er im nächsten Moment noch etwas schreien oder sagen konnte, gab ihm Alessio so einen harten Kopfhacken, dass der Mann komplett nach hinten taumelte und umfiel. Wie es aussieht war er bewusstlos.

Meine Augen sehen zwar, dass er mich nicht anfässt, aber es fühl sich immer noch so an. Ich spüre seine Hände auf meinem Körper, schmecke noch immer seinen Mundgeruch, ich kann nur froh sein, dass er weiter nicht gekommen ist...

Jedoch hat er mich trotzdem angefasst. Etwas in mir zieht sich zusammen und ein schluchzen verlässt meinen Körper. Meine Tränen fließen. Ich will dass das alles einfach nur aufhört, dass das alles nur ein Traum ist. Wie vielen anderen Frauen oder Mädchen hat er dies schon angetan? Bei dieser Frage verlässt ein weiteres Schluchzen meinen Körper und meine Tränen fließen noch schneller. Ich sehe alles verschwommen.

Und dann sehe ich mein Jüngeres ich, mich selbst, wie ich mir versucht habe einzureden, dass mein Vater ein guter Mensch ist und er es mir nur angetan hat, weil er mich liebte. Mein kleines sechs jähriges ich dachte es wäre normal, dass mein Vater mich vergewaltigte. Ich dachte alle Väter würden dies mit ihren Töchtern tun, weil sie sie liebten. Aber ich habe mich getäuscht.
Ich kauerte mich zusammen und mein Körper zitterte. Warum kann es nicht einfach aufhören, warum?

Ich möchte klarstellen, dass ich das Thema Vergewaltigung und Belästigung auf gar keinen Fall romantisieren möchte, sondern ehr aufklären möchte, wie es wirklich sein kann und sich manche dadurch fühlen. Und nein ich wurde noch nie vergewaltigt und bin dafür auch sehr dankbar. Jedoch weiß ich, dass nicht alle so von sich reden können...
Hat euch das Kapitel gefallen?:)
Wie denkt ihr wird Alessio auf diese ganze Sache reagieren?
Wie findet ihr Alessio?
Lg eure R ^^

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 22, 2023 ⏰

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