Kapitel 5

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𝐂𝐥𝐚𝐢𝐫𝐞 𝐂𝐥𝐞𝐦𝐨𝐧𝐭𝐞

Es ist still. Die Stille ist wie ein tödliches Gift, welches im Raum verteilt worden ist. Sie erstickt mich. Mein Hals fühlt sich an wie zugeschnürt. Warum sollte jemand mit mir reden wollen? Warum? Ich habe doch niemanden mehr. Meine Familie habe ich verlassen.

Ich blicke mich im Besucherraum um. Es ist schon Tage wenn nicht Wochen her seit ich verhaftet und wegen Mord angeklagt wurde. Mord. Ich wollte dieses Wort aus meinem Kopf verbannen.

Genauso wie alle anderen Wörter, die was mit diesem Thema zu tun haben. Nur gelingt es mir nicht. Sie prasseln immer wieder auf mich ein, egal wie sehr ich sie einfach zu vergessen versuche. Also habe ich aufgeben sie zu verdrängen. Ich bin schwach.

Nach langer Zeit sehe ich nun auch mal wieder andere Menschen, welche nicht in Polizeiuniform oder in Häftlingsklamotten gekleidet sind. Ich weiß nicht, wie ich darüber empfinden soll, dass andere Häftlinge trotz der schlimmen Taten die sie begangen haben, immer noch Menschen haben von denen sie geliebt werden. Aber vor allem weiß ich nicht was ich darüber denken soll, dass jemand mich hier besuchen kommt.

Was möchte die Person mit mir bitteschön besprechen? Hier wird überall gelauscht. Man hat kein bisschen Privatsphäre.

Auf einmal merke ich, dass sich jemand direkt gegenüber von mir setzt. Wie es ausschaut war ich mal wieder zu sehr in meinen Gedanken versunken, als dass ich hätte mitbekommen können wie jemand auf mich zu kommt.

Ich mustere ihn. Er ist komplett schwarz gekleidet. Durch sein Hemd sieht man die leichten Linien von seinen Muskeln. Mein Blick gleitet hoch zu seinem Gesicht und lässt mich erstarren.

Ich kenne ihn. Er hat die Frau umgebracht und wegen ihm habe ich... ich... ich habe nun ja..den Typen umgebracht, der wohl für ihn gearbeitet hat.
Ich habe versucht mir einzureden, dass ich richtig gehandelt habe.

Und dies wahr es wohl auch, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, dann wäre ich unschuldig davon gekommen. Ich hätte ihn einfach da liegen lassen sollen. Er konnte sich eh nicht mehr wehren, nachdem ich ihn nun sozusagen zusammen geschlagen habe. Dann hätte ich wegrennen können und die Polizei hätte mich niemals erwischt.

Manche würden jetzt sagen, ich solle erklären warum ich so gehandelt habe.

Ich habe es versucht. Aber sie glauben mir nicht.
Aber ich verstehe es und akzeptiere das. Ich würde schließlich auch einer Person nicht glauben, die erzählt das sie dem Mörder hinterher gerannt und in sein Auto gestiegen ist, obwohl sie eigentlich unschuldig ist und nichts getan hat, außer anscheinender 'Notwehr'. Ich kann froh sein, dass sie mich für diese Rechtfertigung nicht in die Klapse gesteckt haben. Aber warum war ich nur so dumm?

Ich muss mich konzentrieren und nicht über die Vergangenheit nachdenken. Ich mache das sowieso schon jeden Tag. Vielleicht sollte ich mich fürchten, da ein Mörder direkt vor mir sitzt. Nur vor was sollte ich Angst haben? Dass er mich umbringt?

Ich wäre ihn momentan echt dankbar dafür. Dann bin ich endlich von diesem Elend befreit. Es mag zwar traurig klingen, aber ich würde mich darüber freuen.

Ich lehne mich zu ihm vor und ignoriere das Gestarre von den Bullen, die mich schon die ganze Zeit bewachen. Sollen sie doch denken was sie wollten. Es ist mir eh egal.

„Möchtest du jetzt das erledigen, was dein Angestellter nicht geschafft hat, mich umbringen?", flüstere ich ihm in einem Gefährlichen Ton zu und seit langem spüre ich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen. Ich bin offiziell verrückt geworden, wenn mich sowas amüsiert.

„Es wäre mir ein Vergnügen, jedoch ist hier nicht der passende Ort dafür. Oder was denkst du?", gibt er provokant von sich. Ich bleibe jedoch ruhig. Er wirft einen Blick auf seine wohl ziemlich teuere Armband Uhr und kommt mir dann noch näher. Unsere Nasenspitzen berühren sich schon fast. „Höre mir jetzt gut zu, gleich kommen hier ein paar bewaffnete Leute durch diese Tür hinein. Sie werden uns decken und du wirst mir folgen. Mach was ich sage und baue keinen Mist, sonst wird deine Flucht wohl scheitern. Den Rest erkläre ich nachher. Ich bin übrigens Alessio. ", sagt er so leise, dass selbst ich es kaum verstehe. Alessio heißt er also.

Dann nimmt er beide meiner Hände in seine und macht irgendwas an meinen Handschellen herum. Von außen sieht es jedoch nur so aus als würde er tröstend meine beiden Hände in seinen halten. Als ich ein leises Klicken höre realisiere ich erst so richtig, dass er es ernst meint und mir beim Flüchten helfen will. Unauffällig ziehe ich meine Hände mit den lockeren Handschellen um meinen Handgelenken unter den Tisch und streife sie ab, sodass es niemand merkt.

Noch bevor ich richtig den Gedanken zu Ende denken kann, dass es mal wieder naiv ist einem Mörder zu glauben, er würde einem aus dem Gefängnis zu flüchten helfen, wird auch schon die Tür aufgebrochen und zwei bewaffnete Männer und eine bewaffnete Frau kommen hinein.
Sie teilen sich auf. Die Frau kommt auf uns zu während die beiden Männer ihr und uns Deckung geben.

„JETZT!", schreit Alessio laut und steht hastig mit einer Waffe in beiden Händen, die ihn die Frau zuwarf auf. Ich folge ihm, so wie er es wollte.
Mein Herz rast von dem ganzen Adrenalin in meinem Körper. Er stellt sich schützend vor mich und schießt. Nicht nur er, sondern die anderen drei auch. Es ist so laut, als wäre es ein Wettschießen feuern sie ihre Waffen ab.

Draußen angekommen bin ich in dem Gang, wo ich vorhin schon war, als ich zu dem Besucherraum gebracht wurde. Wir biegen rechts ab und rennen durch die Türe, durch die es zum Gefängnishof führt. In der Mitte des Hofes steht ein lauter Helikopter, der ungefähr zwei Meter über dem Boden schwebt.

Eine Flucht aus dem Gefängnis mit dem Helikopter. Ziemlich raffiniert...

Während Alessio und die Frau uns den Weg zum Helikopter frei schießen kommen die zwei Männer mir direkt hinterher und halten mir Deckung.

Am Helikopter angekommen kommt Alessio zu mir, packt mich um meine Hüfte und nimmt mich schützend wie ein kleines Baby in den Arm, um mich dann in den Helikopter zu heben.

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