"Be a good boy." - Teil 3 || Minsung

Gekrakel

Jemanden zu fragen, ob er mit einem schlafen möchte, kommt nicht ganz so häufig vor. Dementsprechend überfragt war ich, wie ich das Gespräch darüber angehen sollte. War es zu plump, einfach zu fragen "Willst du mit mir schlafen?"? Aber wenn ich es nicht so direkt machen würde, könnte Hyunjin mich vielleicht falsch verstehen und dann sitze ich da nackt mit meinem Talent und die Stimmung wäre komplett im Arsch. Im Arsch sollten bei sowas aber definitiv andere Dinge sein! Ich schlug mir die Hände ins Gesicht und ließ sie verzweifelt nach unten rutschen, sodass sich meine unteren Lider von meinen Augäpfeln trennten. Ein kurzer Blick auf die Uhr: Es waren noch knapp zwei Stunden. Vielleicht sollte ich mich heute Abend einfach hier im Schlafzimmer einschließen. Einfach alle Kuscheltiere herschleppen und um mich herum im Bett verteilen, die riesige Bettdecke über uns werfen und abwarten bis das Spektakel im anderen Zimmer vorbei war. Da Minho mein unsicheres Genöhle nicht mehr ertragen konnte, ist er irgendwann schon wieder nach nebenan gegangen. Um fair zu sein: Er konnte mir da sowieso nicht wirklich helfen. Das war eine Sache, die ich selbst in die Hand nehmen musste und wollte. Ich hätte mir am liebsten einen hinter die Binde gekippt, um das Gespräch zu führen, aber Minho bestand auf SSC, was ja auch nur vernünftig war. Für meine derzeitige Situation war das aber gerade echt nicht hilfreich. Wenn ich weiter so mit mir diskutieren würde, würde sich das mit heute Abend von ganz allein erledigen. Aber ich wollte doch Spaß haben! Verdammte Scheiße! Ich will doch nur, dass mir jemand hinten was reindrückt, während mir jemand anderes vorn was reindrückt und der Dritte auch noch irgendwas mit mir macht! Ganz normale Dinge halt! "AAH!", konnte ich nicht länger ruhig bleiben und schrie meinen Frust heraus. Mit einem so lauten Knall, als hätte man direkt einen dieser verbotenen Böller in der Bude gezündet, knallte die Schlafzimmertür auf. "Verdammt nochmal, Jisung! FRAG IHN EINFACH!", rief Minho mir zu und ich schmiss mich beinahe mit einem doppelten Flickflack rückwärts neben das Bett. Vorsichtig sah ich über die Matratze und flüsterte ihm zu: "Ich kann nicht!". "Wieso nicht?!" - "Ich trau mich nicht..". Er stampfte zu mir, packte mich, warf mich mit einem Ruck über seine Schultern und chauffierte mich geradewegs in die Küche.

Genauso schwungvoll, wie ich vom Boden hochgezogen wurde, landete ich nun auf dem nächstbesten Küchenstuhl. Als nächstes knallten Stift und Papier zwischen Hyunjin und mich, was die Augen des Blonden mit Panik flutete. "Ihr Zwei besprecht jetzt ALLES! Was ist erlaubt, was geht zu weit, was wird wo rein gesteckt! Ich gehe jetzt duschen! Wenn ich wiederkomme und der Zettel ist noch immer leer, dann breche ich DEINE Switch in der Mitte durch und DIR schneide ich die Haare ab!", wütete Minho vor uns und unterstrich seine Worte mit gefährlichen Gesten. Er machte auf dem Hacken kehrt, verschwand kurz im Schlafzimmer und panzerte dann durch den Flur, aus dem er uns nochmal zubrüllte: "Fangt an! JETZT!". Hyunjin und ich sahen uns an und atmeten gleichzeitig tief aus. "Okay, was hast du verbrochen, dass er SO drauf ist?", wollte mein Gegenüber wissen. Ich zupfte nervös an meinen Fingerkuppen rum und tat mich so schwer damit, ihm zu antworten, dass Hyunjin immer nervöser wurde. "Gut, Jisung. Sei mir nicht böse und halt mich bitte nicht für eitel, aber ich will meine verdammten Haare behalten! Was sollen wir klären?!", forderte er mich auf, ihm endlich zu verraten, was wir auf den noch leeren Zettel schreiben sollten. "Naja, alles wegen heute Abend halt.", nuschelte ich. "Was ist denn heute Abend?!" - "Na heute Abend eben!", wurde ich auch etwas lauter. "Okay. Wenn du mich nicht sofort vernünftig aufklärst, dann such dir schon mal tolle Strickmuster raus, die du nachmachen kannst, denn wenn das so weitergeht, ist deine Switch im Arsch!", meckerte er zurück. "Also.. Willst du.." - "Willst du WAS?!" - "Willst.. Du..." - "WAS WILL ICH?!" - "WILLST DU MIT MIR SEX HABEN?!".

So standen wir völlig aufgebracht voreinander, beide die Hände auf den Tisch geknallt und Schweißperlen aus konzentrierter Angst auf der Stirn. "Warte, was?", raffte Hyunjin meine Frage nicht. Vermutlich wusste er einfach nicht, ob er mich in diesem Moment ernst nehmen sollte. Ich ließ mich langsam zurück auf den Stuhl sinken und atmete einmal durch. Dann sah ich dem Größeren in die Augen und wiederholte meine Frage: "Willst du mit mir Sex haben?". Auch er ließ sich nun wieder fallen und fragte vorsichtig nach: "Ist das ein Test oder so?". Ich schüttelte den Kopf. "Also.. Das kommt irgendwie ziemlich plötzlich, muss ich zugeben.", meinte er nachdenklich. "Ja, das tut mir leid. Ich habe keine Ahnung, wie man jemanden sowas fragt..", entschuldigte ich mich bei ihm. Grübelnd biss er auf seinem Zeigefinger herum. "Also, ich habe da bisher noch nie drüber nachgedacht, da du es als Tabu gewertet hattest..", erklärte er sich kurz. Muss für ihn wohl auch nicht das beste Gespräch seines Lebens gewesen sein. "Und wenn du jetzt so drüber nachdenkst?", hakte ich nach. "Okay, warte kurz..", vertröstete er mich ein paar Sekunden und schloss die Augen. Erst regte er sich gar nicht. Dann biss er sich auf die Unterlippe und wippte monoton mit dem Kopf. "Ouh..", begleitete er sein Tun nun auch noch halbwegs musikalisch und ich hätte Geld dafür bezahlt, um seine Gedanken miterleben zu können. "Okay, okay!", rief er mit einem mal ganz euphorisch. "Was ist okay?!", fragte ich nicht verstehend. "Na, es ist definitiv nicht uninteressant, darüber nachzudenken!", sagte er völlig selbstverständlich. War das jetzt ein 'Ja'? Ich legte meinen Kopf schief und hoffte, dass er mir endlich eine klare Antwort geben würde. Sind wir mal ehrlich, nur weil es in manchen Situationen nicht uninteressant ist, jemandem den Hals umzudrehen, machen wir es nicht gleich wirklich. Endlich sagte er es geradeheraus: "Ich will Sex mit dir haben!".

Aufgeregt schnappte ich mir Zettel und Stift und war bereit, alles aufzuschreiben. "Okay! Was geht zu weit?", unterbrach Hyunjin unseren Lauf. Es war still zwischen uns und plötzlich wurde es noch stiller. Da war plötzlich kein Rauschen von Wasser mehr. "Fuck, fuck, fuck, FUCK!!!", sagte er, während wir uns immer nervöser werdend in die Augen sahen. "Okay, okay! Wir schaffen das! Bloß keine Panik bekommen!!", sprach ich in doppelter Geschwindigkeit und Lautstärke und tippte mit der Stiftspitze auf das blanke Papier. "Lass das, ich kann so nicht denken!", maulte Hyunjin. "Sorry! Jetzt sag irgendwas!!", winselte ich hundeähnlich zurück. "Wieso muss ich was sagen? Ich hab doch noch immer keine richtige Ahnung von dem, was ich tu!", sagte der Blonde und vergrub die Finger in seinen Haaren, die er bald verlieren würde, wenn es so weiterging. "Ausziehen! Ausziehen als Bestrafung!", schrie ich ihn beinahe an und er schlug die Fäuste auf den Tisch. "Okay! Machen wir! Was ist mit Spanking? Weiterhin erlaubt?!", schlug er als nächsten Punkt vor. "Check! Haare ziehen, in den Nacken packen, mich zu Boden drücken zählen genauso!", stieg ich mit gleicher Lautstärke mit ein. "Schreib alles auf!!", forderte er mich auf und sofort kritzelte ich in Sauklaue alles nieder. "Blowjob?", schlug ich vor und er rief mir nun komplett aufgeregt zu: "Definitiv! Ist das auch als Strafe okay?" - "Ja, ist abgesegnet!". "Gibt's ne Stellung, die du nicht willst?!" - "Alles erlaubt, aber ich war noch nie oben!", spielten wir uns weiter die Vorschläge zu. "Festketten, festhalten, mich fesseln ist auch okay! Aber lass mich nicht allein!", rief ich förmlich, während ich auch diese Punkte aufschrieb. Meine Schrift wurde immer schlimmer. Dann hörten wir die Badezimmertür aufgehen und Hyunjin schrie mädchenhaft los, als Minho mit Schere bewaffnet im Türrahmen der Küche ankam.

"Wir haben was!", riefen wir im Chor zu Minho rüber. Innerhalb von 0,2 Sekunden, hatte Hyunjin schützend seine Kapuze aufgesetzt und ordentlich an dem Bändchen gezogen, sodass jetzt nur noch Mund und Nase rausschauten. Minho schlich auf uns zu und nahm den Zettel in die Hand. Er blinzelte ein paar mal hintereinander, dann kniff er die Augen zusammen und versuchte mein Werk zu entziffern. "Das kann ja nicht mal ein Arzt lesen!", sagte er und legte den Zettel vor mich. "Was steht da?", wollte er von mir wissen, also fasste ich zusammen, auf was wir uns geeinigt hatten: "Ausziehen ist okay, auch als Bestrafung. Spanking ist abgesegnet, genauso wie Haareziehen und der Quatsch, der da mit reinfällt. Blowjobs sind okay, Sex auch. Generell und auch als Strafe. An Stellungen habe ich soweit nichts ausgeschlossen. Ich darf festgehalten, gefesselt und angekettet werden, solange ich nicht allein gelassen werde.". Ich schob den Zettel zu ihm und setzte ein stolzes Lächeln auf. "Gut gemacht, ihr beiden. Ich habe mich zwar insgeheim schon drauf gefreut, Rapunzel eine neue Frisur zu verpassen, aber ihr habt es ja noch rechtzeitig geschafft.", lobte mein Dom uns beide und verschwand mit der Schere nach nebenan. Skeptisch schaute Hyunjin unter seiner Kapuze hervor, wartete aber noch damit, sie abzusetzen, bis er sah, dass Minho mit leeren Händen zurückgekehrt war. "Und ihr seid euch sicher, dass ihr dem auch nicht nur zugestimmt habt, weil ihr irgendwas aufschreiben solltet?", vergewisserte sich mein Dom noch einmal. Hyunjin und ich sahen uns an. Mein Blick überflog noch einmal das Gekrakel, dann nickte ich meinem Gegenüber zu. "Tja, dann steht dem interessanten Abend ja nichts mehr im Wege.", brachte Minho das Spektakel vorerst zum Ende.  

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