Kapitel 5 - Eine Männerwelt

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Kaylees Augenbrauen hoben sich empört und zeichneten ihr Ärgernis und ihre Verbitterung, die deutlich aus den folgenden Worten herauszuhören waren, auf ihre Gesichtszüge

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Kaylees Augenbrauen hoben sich empört und zeichneten ihr Ärgernis und ihre Verbitterung, die deutlich aus den folgenden Worten herauszuhören waren, auf ihre Gesichtszüge.

"Glauben Sie wirklich, ich würde diese Maskerade aufrechterhalten, wenn man mir als Frau die gleichen Chancen eingeräumt hätte?", fragte Kaylee und schüttelte den Kopf. "Wachen Sie langsam auf. Als Frau dürfte ich nicht einmal mein eigenes Geld besitzen. Ich dürfte keine Wohnung mieten, geschweige denn ein Haus mein Eigen nennen. Und man hätte mich nur schwerlich in den Orden der Sucher gelassen, ganz egal, wie talentiert ich bin."

Stöhnend fuhr sich Dr. Archer durch das braune Haar und seine sonst so wachen, grünen Augen waren müde und spiegelten all die schweren Gedanken wider, die es nicht über seine Lippen schaffen würden. Selbst er verhielt sich Kaylee gegenüber anders, wann immer sie die Scharade ablegte. Dann wurde aus fast schön brüderlicher Akzeptanz eine Form von höflicher Schonung; oder gar Bevormundung.

"Sie tun fast so, als wäre dies noch nie in der Geschichte vorgekommen, Archer! Pharao Hatschepsut, die Piratinnen Anne Bonny und Mary Read. Margaret Ann Bulkley lebte ihr ganzes Leben James Barry; als Mann", fuhr ihm Kaylee entgegen. "Sie studierte als Mann, praktizierte als Militärarzt und übertraf ihre männlichen Kollegen sogar dabei", grollte Kaylee merklich verärgert. "Barry diente in vielen Teilen des britischen Empire, und war an der Krimkriegsfront tätig. An der Seite von Männern. Sie hat dasselbe durchgemacht – auch im Kampf!"

"Wissen Sie, Crowford...", setzte der Doktor neu an, darauf bedacht, dass Thema und seine Partnerin so neutral wie möglich anzusprechen und drängte dabei seine innere Stimme zurück, die ihm, wie so oft riet, besser zu schweigen. "...das manche Frauen sich in Ihren Freiheiten und Chancen eingeschränkt sehen, das kann ich durchaus verstehen, wenn auch nicht vollständig nachvollziehen. Ich kann auch verstehen, dass solche Frauen vielleicht zu drastischen Mitteln greifen, um ihre Träume zu verwirklichen. Selbst, wenn jene sich dadurch selbst verleugnen und Schimpf und Schande riskieren. Immerhin leben wir in einer Männerwelt."

Er holte tief Luft und sah Kaylee tief in die Augen. Diese saß, wie vom Donner gerührt, auf dem Behandlungstisch und konnte regelrecht spüren, wie die Neugierde des Doktors die Überhand gewann; wie er begann zu graben und zu bohren.

"Was ich jedoch nicht begreife, ist, wieso Sie so etwas tun! All diese Frauen, die Sie vorher genannt haben, wollten Macht oder Freiheit. Aber Sie? Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass Sie unbedingt Aktionär werden wollten und deswegen all dieses Strapazen auf sich nehmen. Nein. Sie führen immer wieder den Orden als Grund für ihre Verkleidung an. Aber das ergibt nicht wirklich Sinn! Warum gibt man sich als Mann aus, um Scharlatane zu entlarven, Artefaktschmugglern hinterherzuhetzen und okkulten Geschöpfen zu trotzen, die eine Gefahr für Geist und Leben darstellen?"

Kaylees Blick glitt ab. Sie hob die linke Hand und ihr Blick haftete sich auf den weißen Verband, der schon bald wieder mit Blut durchtränkt sein würde. Die Hand, welche die Schwarzhaarige stetig daran erinnerte, dass man Opfer bringen musste, um seine Ziele zu erreichen. Ziele, von denen weder der Orden noch Benjamin Archer wussten.

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