Auf dem Boden lag meine Mutter. Bewusstlos. Ich rannte zu ihr und kniete mich nieder.
"Nein, Mom! Bitte! Wach auf!", schluchzte ich. Ich schüttelte entsetzt meinen Kopf und zückte mein Handy, um den Krankenwagen zu rufen.
Kurze Zeit später saß ich auf einem harten Wartestuhl vor einer blödeden weißen Tür, mit weißen Wänden und weiß gekleideten Menschen. Die weiße Tür öffnete sich.
"Es tut mir leid aber es besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass sie demnächst aufwachen wird. Sie liegt leider in einem Koma!" Die Ärzten sah mich an und obwohl man mitleid in ihren Worten vernahm, so schaute sie weder noch so, so klang sie wedernoch.
Ich erhob mich und betrat das weiße Zimmer, mit dem weißen Bett und sehe meine zerbrechliche Mutter. Ich setzte mich zu ihr ans Bett. "Mom!", hauchte ich und strich ihre vorsichtig über die Wange. Ihre Wangenknochen lagen mager hervor. Tiefe, schchwarze Augenringe hatten sich gebildet und ihre Haare lagen dünn und strähning neben ihr auf dem weißen Kissen. Ich spürte eine kalte Hand auf meiner Schulter. "Hast du Verwandte, zu denen du gehen kannst?" Es war die kalte Ärztin. Ich nickte. "Mein Onkel!", krächzte ich und verschwand aus dem Zimmer. Ich wartete auf niemanden und hörte auf niemanden, sondern ging nach draußen, nahm den nächsten Bus zu mir nach Hause.
Die Wohnung fühlte sich grau und leer an und mir wurde Schlecht. Aus dem Augenwinkel sah ich die Wohnzimmerwand blau aufflackernd vom Fernseher. "Nick?" Es war mein Onkel. Er war deutlich jünger als Mom und somit nur 10 Jahre älter als ich. Nicht wenig aber normal war was anderes. Er nickte mir zu und ich krampfte, als mir bewusst wurde, dass ich von nun auf mit einem mitte 20 Jahre alten typen zusammen leben musste. Ich ging in mein Zimmer und Suchte meinen Blumenbäutel. Dann drehte ich mich um. Ich wollte hier nicht länger bleiben. Ich wollte weg. "Ich bin weg!", rief ich. Natürlich bekam ich keine Antwort.
Ich machte mich auf den Weg zu Grace's Garden. Ein abgelegener Blumenladen, geführt von einer etwas älteren Dame Mrs. Grace. Ich hoffte dort meinen Kopf etwas frei zu bekommen.
Ich trat in eine schmale Gasse. An den Seiten befanden sich alte Bücherläden und n Kiosk. Eine kleine Glocke läutete, während ich die fichten grüne Tür drückte. Ein wohliger Blumen- und Kräutergeruch trat in meine Nase. Aber ich hielt kurz inne, da ich das seelige Gesumme von Mrs. Grace nicht wahrnemen konnte. "Mrs. Grace?", sagte ich hörbar und drehte mich um die eigene Achse. Ich näherte mich der Theke. "Mrs. G!", stockte ich und blieb etwas beschämt stehen. Die Theke war nicht leer, stattdessen sah ich ein groß gewachsenes Mädchen mit einem langen tief rot gefärbten geflochtenen Zopf. Ihre grünen Augen konzentriert auf das, was ihre Hände gerade verpackten. Ich grinste. Der Anblick von einem grummeligen ernsten und muskulösen Mädchen in der weißen mit blauen Blumen betupften Schürze war schon sehr amüsant.
"Sie ist heute nicht da!", sagte das Mädchen in einer farblosen Stimme. "Wo ist sie denn?", murmelte ich. Ihre Augen richteten sich auf mich und ich musste schlucken. "Sie holt neue Blumen ab!", antwortete sie wieder in der gleichen monotonen Stimme, wobei sich ihre Miene kein einziges bisschen veränderte. Sie war schon unheimlich. Sie fuhr fort damit Blumen zu schneiden und ihr einer voll tatoowierter Arm war nun deutlich zu sehen. Was machte jemand wie sie, in einem Blumenladen. Ich versuchte mir weis zu machen, nicht jeden auf sein Äußerliches her zu beurteilen. "Ok!", sagte ich, was auch irgendwie fragend klang. Ich drehte mich um und widmete mich dem Saatgut hinter mir in den Regalen. Ich bekam ein unangenehmes Gefühl. Vorsichtig nahm ich eines der Karotten-Samen Päckchen in die Hand. und linste zwischen den Regalbrettern hindurch zum Mädchen.
Was ist wenn Mrs. Grace etwas zugestoßen war. Sie war immerhin meine nicht biologische, theoretische Großmutter. Ich linste vorsichtig zu dem Mädchen und ließ ausversehen das Päckchen fallen. Nervös hob ich es wieder auf. Als ich mich aufrichtete, durchbohrten mich die intensieven Augen, des rothaarigen überhaupt nicht angsteinflößenden Mädchens.
"Ich bin auch so ein Tollpatsch!", fluchte ich und weil mich die Rothaarige immernoch mit den dunkel grünen Augen ansah, flüchtete ich hinter eines der Pflanzen vollgepackten Regale. Mein Gesicht wurde heiß und ich versuchte mir mit meiner Hand zu zufächeln um mich wieder abzukühlen. "Verdammt sei der Introvertismuss!", murmelte ich. "Kann ich ihnen helfen!", erklang eine kühle Stimme. Und mein Herz fiel mir in die Hose. "Nein, ich komme alleine klar. Ich wohne praktisch hier!" was redete ich da. Ich schlug mir innerlich an die Stirn. Das geht sie doch überhaupt nichts an du hättest doch auch einfach nur 'nein' sagen können. Ich blieb seitlich stehen um sie nicht ansehen zu müssen. Als ich meinen Kopf drehte war sie verschwunden. Sie war wieder damit beschäftigt Blumen zu schneiden. Ich nutzte die Gelegenheit aus um raus zu rennen.
Hinter mir hörte ich nur noch die kleine niedliche Glocke klingen. Ich joggte über den Asphalt und in die kleine Gasse hinein. Mir wurden seltsame Blicke zugeworfen. Ich entdeckte eine Tür, die ich vorher noch nicht gesehen hatte und stürmte hinein. Ich verschnaufte kurz und genoss die dämmrige Atmosphäre ohne jeglicher Menschen. Falsch! Ich drehte mich um und eine Gruppe unheimlicher Männer saßen um einen zerkrazten Tisch, welcher von einer Glühbirne, die an der Decke baumelte, in warmes Licht gebadet wurde. Ein Mann mit Narben verziertem Gesicht, blickte mich drohend an und ich sprintete schnell wieder hinaus. WAS ZUR HÖLLE war heute los? Ich ging mit zügigen Schritten nach hause, wollte aber nicht wieder rennen um nicht noch mehr seltsame kurzfristige Entscheidungen treffen zu müssen.
Endlich kam ich zu hause an. Der Fernseher lief immer noch auf hochtouren und es war bereits 16 Uhr. Ich schmiss mich auf das Bett. "Oh mein Gott heute ist Freitag!", freute ich mich und schlief mit Schuhen ein.
Wenn ich nur wüsste in was für einen Mist ich mich da eingeritten hatte.
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Grace's Garden/wlw
AçãoMan Kennt das Gefühl, wenn man auf einem Weg "nach hinten" wandert und auf der Suche nach seiner Bestimmung ist. Aria ist auf der Suche. Auch nach Konfort. Als Der Krankheitszustand ihrer Mutter jedoch immer schlechter wurde und das Geld immer Knapp...