kann nicht immer gewinnen,

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-Zwei Wochen später/ Marcos Sicht-

Ich fuhr mir durch die Haare und sah in den Spiegel. Ich hätte mich vielleicht rasieren sollen, aber dafür blieb keine Zeit. Ich war verabredet. Mit Mats. In irgendeiner Bar, die er ausgesucht hatte um mal wieder ein bisschen Zeit miteinander zu verbringen. Zugegeben, ich konnte mich in den letzten Wochen nicht wirklich auf meine Freunde einlassen. Wir waren alle viel beschäftigt und irgendwie im Alltag versunken. Aufstehen, Training, schlafen, aufstehen, Spiel, schlafen und so weiter. Es war schon anstrengend, aber es war mein Job. Und ich liebte es.

Ich zog die Haustür einen kleinen Spalt auf um zu sehen wie kalt es war. Der Herbst klopfte an der Tür und es wurde mit jedem Tag grauer und kühler. Also zog ich mir eine Jacke über und stieg in mein Auto. Eine Mischung aus Wind und Regen prasselte hartnäckig auf meine Windschutzscheibe ein als ich in einer freien Lücke parkte und mich auf dem Weg in die kleine Bar machte. Dort angekommen erwartete mich Mats an einem der Tische. Es war voll, vermutlich weil es draußen zu stürmen begann. „Hi, alles klar?", begrüßte mich unser neuer Kapitän. Er sah müde aus, irgendwie erschöpft. Seine Haare waren so zerzaust wie immer und seine Brille noch angelaufen. „Ja man es ist aber echt scheisse kalt draußen!", lachte ich und setzte mich zu ihm. Wir redeten viel. Nicht nur über Fußball auch über ganz private Sachen. Unsere Familie oder Cathy. Es tat sehr gut. Und verging die Zeit wie im Flug. Die Nachbartische wurden immer neu besetzt. Gläser abgeräumt, neue Bestellungen aufgenommen und draußen wurde es immer dunkler.

Die kleine Klingel an der Tür verkündete einen neuen Gast. Er war groß, blond, hatte breite Schultern und sehr adrett gekleidet. Mats war beschäftigt die ständigen Anrufe seiner Verlobten abzuwimmeln also sah ich mir den Mann genauer an. Er ließ seinen Blick über die Tische schweifen und blieb schließlich an der Brünetten mit dem langen Haar, die seit einer Ewigkeit an der Bar saß, hängen. Sie schien auf ihn gewartet zu haben. Während Mats sich bemühte unser Gespräch auf dem Laufenden zu halten, galt meine Aufmerksamkeit dem Pärchen. Als ich peinlich berührt bemerkte, wie ich die beiden anstarrte, sah ich immer wieder weg, doch konnte meinen Blick nicht lange von ihnen lassen. „ Was meinst du? Die streiten sich oder?", bezog ich meinen Freund ein. „Hm?", er sah nur kurz auf, doch er nahm mich nicht wirklich war. Es war deutlich zu erkennen wie verärgert sie über sein Zuspätkommen gewesen war. Sie versuchte sich zu beherrschen und biss sich auf die Zunge wenn er laut wurde. Er hingegen versuchte immer wieder ihr beruhigend den Arm zu halten. Letztendlich drehte sie sich von ihm weg. Der Mann packte seinen Mantel und seinen Schirm und stand auf. Mit einem lauten Geräusch schob er den Barhocker von sich und beugte sich zu ihr. „Na schön, wir sehen uns zuhause. Es sei denn du hast gar keine Lust mehr hierauf.", sagte er spitz. Er hatte sich etwas im Ton vergriffen und seine Frau zuckte zusammen. Verwirrt sah ich ihm hinterher. Ich war fasziniert vom Streit eines Ehepaares. Klasse.

Nun saß die Brünette ganz alleine da und trank den letzten Schluck ihrer Tasse Tee. Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch, so dass ihre Haare ihr Gesicht verbargen.

Nach zehn Minuten, in denen ich jede ihrer Bewegungen genaustens studierte, entschloss ich mich, zu ihr zu gehen. Ein innerer Reiz zog mich zu ihr. Irgendwie interessiert mich ihre Geschichte. „Hey Mats, pass auf ich geh mal zu der Kleinen da drüber, ja?", ich tat so, als würde ich versuchen wollen mir sie klarzumachen. Nein, ich wollte sie einfach nur kennenlernen. Auch wenn das in diesem Moment für jeden anderen in dieser Bar mehr als unpassend gewesen wäre, war ich bereits fest entschlossen. „Hä vergiss es, Alter. Ich glaub' die ist 'ne Nummer zu hoch für dich.", scherzte Mats und nickte dann in ihre Richtung, damit ich mich beweisen konnte. Selbstsicher setzte ich mich in Bewegung und zog mich auf den Stuhl neben ihr. „Alles klar. Also, also ich hab gerade gesehen wie du und dein Mann euch gestritten habt und du siehst ein wenig fertig aus.", fing ich an. Die Frau sah mich nicht an. „ Ich kann deine Hilfe nicht gebrauchen, verschwinde einfach.", motzte sie und sah auf. Ihre Augen waren etwas rötlich. Ihr Gesicht wirkte wirklich dürr, auch wenn sie von hinten gar nicht so mager wirkte. Als ich sie näher ansah, setzte für einen Moment mein Atem aus. „Ach, das ist ja jetzt interessant. Du kannst bleiben.", nun sah sie mir direkt in die Augen. Diese schönen Augen und die wahnsinnig langen Haare. Es war mir gar nicht aufgefallen. Wieso? Es war die Frau die mir vor zwei Wochen den Kopf verdreht hatte. „Arina.", ich setzte ein schiefes Grinsen auf. „ Du kennst meinen Namen?", lachte sie. Ihre Stimmung schlug um. Sie war nett. „Ähm ein Freund hat ihn mir verraten.", gab ich zu. Es war mein Plan. Nicht Rihannon, nicht Mario, sondern Schicksal. Es war mein Schicksal, sie immer wieder zu treffen. Als Antwort bestellte sie uns beiden ein Getränk. „Okay. Dann erzähl mal, Marco. Was führt dich zu mir. Schon wieder.", sie lachte. Und ihr Lachen war so schön. So offen und herzlich. Im Verlauf unseres Gespräches erzählte sie beinahe nichts von sich. Dass ich Fußball spielte eine Nebenrolle. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich kennenlernen wollte. Mich Marco. Wir unterhielten uns ewig, so dass ich nicht einmal bemerkt, dass fast alle Gäste den Laden verließen. Auch Mats. Ich vergaß die Zeit. Die Zeit spielte mit dieser Frau einfach keine Rolle.

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Ich lass es einfach mit den Entschuldigungen, sondern liefere euch einfach ein neues Kapitel. :D

Lead me. - Marco ReusWhere stories live. Discover now