45- Hilfe naht

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Sicht Phil
„Scheiße" rutscht es Paula raus, die sofort zu Lara rennt. Die Kollegen und ich machen es ihr gleich. „Hey Lara, mach die Augen auf Maus. Augen auf, schau mich an" versucht Paula es sanft. Lara liegt am Boden, mit geschlossenen Augen und nur ihre viel zu schnelle Atmung zeigt mir das sie noch lebt. Ich knie mich neben Paula auf den Boden und ziehe Laras Kopf auf meinen Schoß, während ich ihre rechte Hand in meine Hand schließe, gleichzeitig aber auch den Puls messe.

„Paula, ich hab starke Tachykardie" stelle ich fest. „Ich weiß, ich spüre es" sagt Paula, die ihre Hand auf Laras Brustkorb liegen hat. Kraftlos schlägt Lara ihre Augen auf und blickt sofort hoch in mein Gesicht. „Phil" haucht sie müde. „Alles ist gut Lara, ich bin bei dir. Die kann nichts mehr passieren. Du bist jetzt sicher. Schau mal die Paula ist auch da" versuche ich ihr gut zuzureden. Lara wendet ihren Blick zu Paula, die neben ihr hockt und gerade einen Zugang legt. Mit zitternden Händen greift Lara nach Paulas Arm. Paula legt den Müll vom Zugang bei Seite und nimmt Laras Hand in ihre Hände. „Versuch dich zu beruhigen mein Schatz. Wir sind hier und dir kann wirklich überhaupt nichts mehr passieren" beruhigt Paula Lara.

Endlich haben wir sie gefunden. Zwar nicht in dem besten Zustand, aber sie lebt. Meine Tochter lebt. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie erleichtert Paula auch sein muss. Sie war mit ihren Nerven wirklich komplett am Ende. Doch wenn ihr Kind verletzt ist, schafft sie es immer wieder die professionelle Ärztin zu sein. Ich ziehe Lara nun ganz auf meinen Schoß und lehne mich an die Wand an. Laras Kopf lege ich auf meine Schulter. Sie soll sich jetzt in so einer Situation sicher fühlen, und von meinen Kollegen nicht noch mehr verängstigt werden. „Paula ihr Kopf" weise ich Paula leise hin und zeige auf die Stelle die blutet. „Hab ich schon gesehen, ich muss mich aber erstmal um den Bauch kümmern. Weil Phil, schau mal" sagt sie und fährt mit ihrem Finger über das riesige Hämatom auf Laras Rippen. Nein, bitte nicht. Das sieht mir richtig nach inneren Blutungen aus, so groß wie das ist.

Verstehend nicke ich. „Ich glaube das es besser ist wenn wir einmal in den RTW gehen" sage ich leise zu Paula. „Gute Idee. Trägst du sie Phil?" Nickend stehe ich auf und trage Lara in den RTW. Ich merke wie sehr Paula versucht Ruhe zu bewahren für Lara. Doch auch sie macht sich sichtlich große Sorgen um die kleine Maus. Oh man, was so ein kleines Mädchen alles nur mitmachen muss. Schrecklich. Es gibt Kinder die genießen einfach nur ihr Leben und das gibt es Kinder wie Lara die ein Leben als Kämpferin durchleben müssen und sich auf jedes Unglück gefasst machen müssen. Lara hat sowas einfach nicht verdient.

Im RTW setze ich mich auf den Sitz neben der Trage. Paula setzt sich auf die Kante der Trage und versucht weiterhin Lara Mut zuzusprechen, sie gleichzeitig aber auch zu untersuchen. Denn Lara ist völlig verängstig. Sie starrt Gedankenlos ins Leere, obwohl ihre Augen so aussehen als würden sie gleich zufallen. Überall am Körper hat sie massive Verletzungen, was darauf schließen lässt das sie wirklich stark misshandelt wurden ist von diesem bescheuerten Mann. Wer ist denn auch so dumm und entführt einfach Kinder? Der hatte was mit Drogen zu tun, da bin ich mir sicher. Alleine wie geweitet seine Pupillen waren, geben schon ein Anzeichen dafür das er Drogen konsumiert hat.

„Schaust du mir einmal in die Augen Süße?" Paulas Stimme zieht so eine sanfte, liebevolle Art mit sich, die ich selber sehr an ihr liebe. Lara tut wie befohlen und schaut Paula in die Augen, die daraufhin mit der Pupillenleuchte die Pupillen kontrolliert. „Isokor, aber ich vermute ne Commotio" teilt mir Paula ihre Diagnose mit. „Tachykardie haben wir auch noch" sage ich als ich erneut Lara Puls am Handgelenk messe. „Dustin mach mal bitte 5er Diazepam rein" weißt Paula Dustin an. „Mach ich".

Laras Augen klappen trotz ihrer Tachykardie zu. „Lara, hey Augen auf" ruft Paula leicht panisch. Auch ich erhebe mich von meinem Stuhl. Doch in diesem Moment öffnet Lara zum Glück wieder ihre Augen und wir könne alle aufatmen. „Ich bin aber so müde" nuschelt sie leise. „Ich weiß Süße, aber versuch noch wach zu bleiben bis wir im Krankenhaus sind, dort darfst du auch schlafen". Paula streichelt Lara liebevoll über den Arm und ich halte Laras Hand. Laras eisekalt Hand. „Paula sollten wir nicht lieber mal ne warme Infusion dran hängen? Fühl mal" spreche ich sie an. Paula nimmt Laras Hand ihn ihre und nickt. „Das stimmt. Dustin gibst du mir bitte mal ne WI?"

„Hier"
„Danke". Paula hängt die Infusion an Laras Zugang. Lara kämpft stark gegen die Müdigkeit. Ich habe gemerkt das sie die Nacht sehr schlecht geschlafen hat, ich weiß nur leider nicht woran dies liegt. „Ich will nicht alleine sein" flüstert Lara. „Du bist nicht alleine Maus. Wir bleiben bei dir. Und ich schlaf auch bei dir im Krankenhaus. Ich habe heute und morgen sowieso frei" erkläre ich ihr beruhigend. Ruhe ist jetzt das was sie braucht. Bloß einschlafen sollte sie jetzt lieber nicht, weil wir sonst nicht wissen wann sie bewusstlos ist. Im Krankenhaus haben wir bessere Möglichkeiten die Werte zu kontrollieren, dort kann sie dann auch schlafen, nur nicht hier.

Die kleine Maus zittert am ganzen Körper. Sie ist kaltschweißig und hat sehr viele Verletzungen. Wir haben sie als Polytrauma in der Klinik am Südring angemeldet. „Nein oder? Sagt mir nicht Lara ist die polytraumatische Patientin". Mal eine etwas andere Art der Begrüßung von Charlotte. Aber das ist ja auch gerade völlig verständlich. „Doch leider schon. Die Patientin ist bekannt. Lara, 10 Jahre alt. Schwerwiegende Verletzungen nach Kindesentführung und darauf folgende Misshandlung. Keine Allergien oder Vorerkrankungen" rattert Paula auf dem Weg in den Schockraum schnell runter. „Ich muss Fast-Sono machen. Ich vermute IB" sagt Paula.
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The Real Fighter- Wenn das Leben zum Kampf wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt