Crowley erwartete keinen Besuch. Er erwartet nie Besuch. Das war einerseits praktisch, da ihn normalerweise niemand besuchen kam. Andererseits hieß das auch, dass er um Falle eines Besuchs nicht vorbereitet sein konnte. Auf Fragen, auf Beschwerden, auf Lob und vor allem auf Angelion.
Sich selbst nannte sie Halle, war mal ganz schick ums 13 Jahrhundert rum in Äthiopien gewesen, und seitdem hatte sie das beibehalten. Generalsekretärin der Hölle, sozusagen Satans rechte Hand. Ganz grundlieges Problem: Satan brauchte keine Sekretärin, also war Halle nach der Auferstehung Jesus gefeuert worden, da sie ja eigentlich die ganze Operation geführt hatte. Wer hätte ahnen können, dass die Allmächtige ihn wieder auferstehen lassen würde. Ab und zu half sie dennoch aus, wie zum Beispiel bei der Gründung vom heutigen Amerika. Oder beim erfinden der Banane. Ganz vorne mit dabei war sie beim verfälschen der Bibel. Oh, da hatte sie meisterhaft abgesahnt. Dank ihr war es offiziell verboten Kleidung zu tragen, die aus mehr Materialien zu bestand. Oder Garnelen. Verboten. Zu ihrem bedauern machten das heute dennoch alle, nicht das es eine Sünde war, sie hatte sich nur ihren Spaß erlaubt.
"Ganz schön sauber Sportsfreund." War ihr erster Kommentar als sie seine Gemächer betrat. Crowley lies sich nicht von seiner Dokumentation über die Bibel ablenken, National Geographic war seiner Lieblingskanäle. Er schenkte ihr nur ein Nicken und hob sein Glas Wein, welches vor kurzem noch Wasser gewesen war. Wasser war ganz ungern gesehen hier unten. Eines der ältesten Tricks im Buch. Wortwörtlich.
"Ah, berufliche Weiterbildung. Schön zu sehen." Sie deutete auf den Fernseher. Und lief weiter in seinem Quartier umher. "Wein, Wein. Guter Wein, das riech' ich. Ah..." Ihre Augen glänzten zufrieden. "Hätte ich dich noch einmal mit Wasser erwischt, wär's um dich gewesen." Crowley grummelte nur zur Antwort. Es war kein Geheimnis, dass der sie absolut nicht ausstehen konnte. Ganz anders als anders als die meisten Dämonen, lief sie zum Beispiel sehr menschlich. Aufrecht, ohne schlacksigen Schritt und hängenden Schultern. Ab und zu hätte sie fast Armageddon herbeigeführt, dass selbst Gott mal ein ernstes Wort mit ihr gesprochen hatte. So hieß es jedenfalls. "Muss schon sagen, bin beeindruckt. Hübsche Pflanzen hast du auch noch." Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte, Crowley beobachtete ihre Spiegelung schon seit einiger Zeit im Fernseher. "Bring die mal hoch, hab gehört die haben da die Sonne und so. Soll helfen beim... beim.... wachsen?" Gänzlich unbeeindruckt schlug er die Beine übereinander. Sie hatte keine Ahnung von Pflanzenkunde, redete aber gerne wenn der Tag lang war. "War's das?" Ihr Lächeln wurde noch breiter und sie verwandelte den Wein zurück in Wasser. "Noch so ne' nette Nummer und ich schalt dir den Fernseher ab." Herzloses Urteil, dachte er sich und stellte sein Glas wieder ab. "Deine Untätigkeit sehr ich gern, hätte mein nächsten Mal etwas mehr Materialismus." Beschloss sie als letztes Kriterium. Danach hatte sie ihren Routinebesuch niewieder gemacht.Heute war das egal, heute war Crowley mit Aziraphale essen. Er hatte nur an sie denken müssen weil er davor in der Bücherei des Engels in der Bibel rumgeblättert hatte, und dabei die Seite mit dem Garnelenverbot erwischt hatte. Garnelen hatte er sich auch gleich bestellt. Der Engel sah ihn verwundert an. "Ich dachte du isst nicht." Seine braunen Augen sprangen zwischen dem Gericht und dem Gesicht des Dämons, und blieben kurz darauf an einer falsch liegenden Locke hängen. "Ich dachte ich probier Mal. Ist ja keine Sünde." Crowley lächelte leicht und sah auf den Teller des Engels. Auf ihm lag Fisch. Der Engel liebte Fisch, vorallem Forelle und die sah besonders gut aus. Crowley wusste das aus einer Dokumentation. "Nein es ist keine Sünde." Erwiderte der Engel und hob sein Besteck selbstsicher an, als hätte er soeben argumentativ gesiegt. "Übrigens." Mit einer kurzen Handbewegung ließ er Crowley Locke wie durch ein Wunder wieder richtig liegen. "Mhm." Auf das dankenede Nicken folgte Stille und das Klirren von Geschirr. Garnelen waren vorzüglich, stellte Crowley fest und auch Aziraphale schien es zu munden. Ab und zu ließ der Engel einen genüsslichen Seuftzer aus und schloss die Augen, und Crowley sah zu wie er schluckte und ein Schluck vom Champagne nahm. "Willst du?" Bot er dem Engel an als er seinen Teller leerte. Crowley hatte darauf gewartet, und steckte ihn die Gabel mit einigen aufgespiesten Salatstücken und zwei Garnelen entgegen. "Wo sind deine Manieren Crowley." Sagte der Engel tadelnd und sah ihn an als hätte er ihm angeboten auf dem Tisch zu tanzen. "Bitte? Ich will doch nur Teilen. Du solltest mich ermutigen, wenn überhaupt." Hackte der Dämon nach und versuchte nicht zu lächeln. Das war ernst. Das war Verführung.
"Zufälligerweise wird niemand erwarten wenn du reinbeist. Weil alle wegsehen werde." Deutete er sein Wunder an und führte die Gabel näher an den Mund den Engels. Nach einer kurzen Pause schloss Aziraphale ergeben die Augen. "Meinetwegen. Aber nur dieses eine Mal!" Schnell schnappte er zu, als würde die Geschwindigkeit seines Kauens die Sache ungeschehen lassen, ließ sich dann aber doch seine Zeit und schluckte genüsslich als er sich zufrieden zurücklehnte. "Mh~ ich seh warum du das ausgesucht hast. Hat was." Nach einer guten Pause sah er wieder zum Dämon.
"Dankeschön."
"Gerne doch."
Crowley grinste in sich rein, und erzählte schließlich von seinem Fund in der Bibel, Garnelen und ihrer sündhaften Natur.
"Nein." Erwiderte Aziraphale schockiert und hielt sich seine Lippen die soeben jegliche Sünde begangen hatten. "Oh doch, kannst ja selbst' nachschlagen." Grinste der Dämon und schlug seine Beine übereinander. Nach einigen Sekunden stand der Engel auf. "Ich verzeihe dir." Und da machte er sich davon, Crowley folgte wie automatisch. "Ach komm, sei nicht so." Verwirrt runzelte er seine Stirn als sie gemeinsam das Restaurant verließen. "Es ist nichtmal eine echte Sünde. Die ist von meinen Leuten." "Dennoch, du kannst doch nicht denken das sowas in Ordnung ist-." Er plusterte sich empört auf und drehte sich zu ihm hin, er schien tatsächlich verletzt zu sein. "Dann tut es mir leid!" Viel der Dämon ihm ins Wort, er schien so schnell wie möglich das ganze Beenden zu wollen. Irgendwie fand er selbst Schade, dass er so schnell nachgab. "Sei doch nicht so Engel, bitte." So oft hatte er Bitte seit bestimmt fünf Jahren gesagt, und das letzte Mal als wer den Engel gesehen hatte war fünf Jahre her. "Ich hab dir doch schon verziehen." Seuftze der Engel und neigte seinen Kopf zur Seite, als würde er bereuen so schnell nachgegeben zu haben. "Dann komme jetzt und zeige mir deinen dämlichen Vers." Er zog den Dämon hinter sich her, sanft hatte er seine Hand genommen und rannte nun quasi nervös vorran. Crowley eilte nach.