Die Aufregung kribbelt in mir, obwohl ich eigentlich weiß, was auf mich zukommt. In mir, das Gefühl, dass gleich etwas Großes mit mir passieren wird.
Ich sitze auf dem Boden, als es beginnt. Meine Kopfhaut kribbelt. Ich staune über den rot gefärbten Horizont und verfolge die Wolken am Himmel. Sie bewegen sich schnell und formen ein verschlungenes Muster. Doch bevor ich es richtig erfassen kann, ist es schon wieder verschwunden.
Impulse strömen wie kleine Wellen durch meinen Körper. Meine Arme zeichnen sie in die Luft. Mein Herz fühlt sich unendlich ruhig und verbunden. Ich spüre die Erde unter mir und bin dankbar.
Dann ist da noch etwas Anderes.
Aus dem Nichts fühlt sich mein Körper plötzlich unwohl. In meinem Inneren klopft etwas an und flüstert mir zu, doch ich kann die Stimme nicht verstehen.
Die Ruhe in meinem Herzen weicht einer stetig wachsenden Unruhe.
Die Stimme in mir wird immer lauter. Meine Hände fahren rastlos über mein Gesicht. Meine Stirn überzieht sich mit Schweiß. Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen.
Ich versuche in meinem tiefsten Inneren nach der Ruhe zu suchen, die doch gerade noch da war. Ich schreie mein Herz an, es soll sie zurück bringen. Vergeblich.
Ich liege auf dem kalten Boden. Nackt. Doch mein Körper glüht vor Hitze. Der Schmerz durchzieht jetzt meinen ganzen Körper. Meine Augenlieder flattern und die weißen Fliesen verschwimmen vor meinen Augen, bis ich mich an einem anderen Ort wiederfinde.
Plötzlich herrscht eine bizarre Leere. Die Wände, die Decke und der Boden sind schneeweiß und blenden mich. Ich schiebe langsam einen Fuß vor den Anderen und drehe mich im Kreis, doch die Leere erstreckt sich unendlich weit vor meinen Augen in jede erdenkliche Richtung.
Ich habe keine Angst mehr. Der Schmerz bleibt, aber er ist gedämpft, als hatte er Angst und würde sich vor dem verstecken, was gleich kommt.
Glänzendes Metall und kalter Kunststoff formen sich zu seltsamen Gebilden. Doch kaum sind die entstanden, zerfallen sie wieder und beginnen erneut sich zusammen zu setzen.
Ich merke, wie ich tiefer und tiefer in diesem Raum verschwinde, als würde er mich einsaugen, je länger ich das seltsame Spiel der Formen betrachte. Ich muss mich lösen.
Ruckartig stehe ich auf und bin wieder umgeben von Fliesen, im Bad.
Panik überfällt mein Herz. Und Schmerz meinen Körper. Ich bin zu schnell von einer anderen Dimension zurück in die Realität gereist. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken.
Ich brauche Hilfe.
Doch die Panik hält mich davon ab, einen Notarzt zu rufen.
Ich taumle aus dem Bad. Immer mehr schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen. Sie drängen sich unaufhörlich in mein Sichtfeld, bis alles schwarz ist und ich wieder auf dem Boden liege. Wie bin ich hier hergekommen?
Dann bin ich nicht mehr allein. Mein Retter trägt mich ins Wohnzimmer und bleibt bei mir. Er hält meine Hand und streichelt meinen Kopf, bis alles aufhört.
Doch Zeit ist keine spürbare Konstante mehr. Sie verrinnt und dehnt sich. Sie lässt mich allein zurück, orientierungslos.
Es ist jetzt nicht mehr kalt, sondern warm.
Deshalb ist jetzt auch alles schwarz. Und ich bin nicht mehr in einem Raum gefangen, sondern stehe darüber, in einer anderen Dimension, die wir Menschen sonst nicht wahrnehmen können.
Doch ich bin da.
Bunte Farben tanzen vor meinen Augen, verschlingen sich und fließen dahin. Sie formen sich und entformen sich. Sie kommen und gehen in einem wilden Spiel, das nicht mit Worten beschrieben werden kann.
Bunte Augen blicken mich aus der Dunkelheit an. Sie sehen mich. Sie sehen mein wahres ich. Ein Ich, das nicht mal mir selbst bekannt ist. Und sie wollen mich davon lösen. Ein Strudel aus Augen bewegt sich auf mich zu und ich zerspringe.
Ich zerspringe und ich merke es nicht. Ich spüre nur diese Präsenz. Die Gegenwart von etwas Dunklem, Bösen. Es kommt näher, doch ich weiß nicht, was es will. Ich versuche mich wieder mit der echten Welt in Verbindung zu setzen. Ich will meinen Retter rufen. Doch dann sehe ich es.
Das Dunkel bin ich. All meine dunklen Seiten vereint. Daneben bin auch ich, alle hellen Seiten vereint. Und alles dazwischen bin auch ich! Wir alle schauen uns nur an. Können nicht glauben, wer wir alles sind. Zu groß, um die Vollkommenheit zu erfassen.
Die Offenbarung naht.
Doch die Dunkelheit istschneller und bald, wird alles vergessen sein.
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Gedankenschwälle
EspiritualKurze Gedankenschwälle, die von meinem Leben erzählen. Gewissermaßen eine Kolumne über mein Leben, nur poetischer. Ein Einblick in meinen verwirrenden Kopf, seltsame Erlebnisse und Gefühle, meine tiefsten Gedanken, Wünsche und Ängste. Eine Offenba...