Die kleine Herbstkünstlerin

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Der frostige Boden knirschte unter Hazels schweren Stiefeln, sobald sie ihr kleines Haus verließ, das direkt am Strandrand lag

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Der frostige Boden knirschte unter Hazels schweren Stiefeln, sobald sie ihr kleines Haus verließ, das direkt am Strandrand lag.

Sie atmete in ihren warmen Wollschal, die selbst gestrickte Mütze tief über beide Ohren gezogen, den rot-schwarz karierten Mantel eng um den Körper geschlungen.

Voller Vorfreude auf ihr morgendliches Ritual, war ihr Blick auf den Wald geheftet, der sich vor ihr durch den dünnen Nebel abzeichnete.

Wie so oft musste sie auch jetzt daran denken, wie perfekt gelegen ihr kleines Heim doch war. Weit entfernt vom ganzen Lärm der Metropole, mit der Haustür, die direkt in Richtung Natur zeigte. Einen Aspekt, den sie besonders im Herbst liebte. Ihrer liebsten Jahreszeit.

Was gab es besserer als diesen moosig, erdigen Geruch, der einen umfing? Den Tau, der durch die Luft tänzelte und die Wangen küsste? Die kuschligen, warmen Klamotten, bequeme Abende mit einem guten Buch vor dem Kamin, das schlürfende Geräusch, wenn man an heißem Kakao nippte?

Mit jedem weiteren Schritt fühlte sie sich freier. Frei vom ganzen Stress des Alltags. Es war doch wunderbar, welche Gefühle die vielen bunten Farben, der Gedanke daran Kürbisse zu schnitzen und Kastanien zu sammeln in ihr weckten.

Es erinnerte sie stets an ihre Kindheit. An eine Zeit der Unbeschwertheit und Sorglosigkeit.

Schon bald tauchte sie in die Schatten des Waldes ein, die sich nach ihr zu strecken und sie in eine liebevolle Umarmung zu ziehen schienen.

Das Laub raschelte unter ihren Füßen. Sie fühlte sich zuhause.

Hier und dort hielt sie für einige Momente inne, um die verschiedenartigen Pilze zu bewundern und um die sich leerenden Kronen der Bäume zu betrachten.

Mit jedem Windzug, der durch das Geäst zog, lösten sich weitere Blätter. In kreisenden Bewegungen, grazil wie kleine Balletttänzer, schwebten sie in Richtung Boden.

Sie bemalten die Erde mit ihren warmen Farben. Rot, Gelb und Orange ergaben einen wunderschönen Teppich, in dem sich Hazel nur zu gern eingekuschelt hätte.

Lächelnd erinnerte sie sich daran, wie sie als kleines Mädchen durch den Garten ihrer Großeltern gehüpft war und sich in die zusammengekehrten Blätterhaufen hatte fallen lassen.

Ihr entkam ein leises Kichern.

Vielleicht sollte sie zum Andenken an diese schöne Zeit ein paar dieser bunten Naturstücke sammeln und sie zwischen den Seiten ihrer liebsten Bücher trocknen.

Ja, das klang nach einer guten Idee.

So beugte sie sich hinab, hob die auffälligsten auf. Nach nur ein paar Minuten trug sie einen vielfarbigen Fächer in ihrer Hand.

Ihrer Fantasie freien Lauf lassend, hielt sie ihn sich vor das Gesicht und tat so, als wäre sie eine wohlhabende Baronin.

Die Zeit im Wald verging wie im Flug und kaum dass sie sich versah, war aus dem Morgen früher Mittag geworden.

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