Chapter Two

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Die Thestrale stoppten und langsam trat ich aus der Kutsche und stand vor dem großen Gebäude, indem ich ein letztes Jahr verbringen würde. Ich hatte mir einst gewünscht zaubern zu können, mir gewünscht, dass ich endlich genau so besonders sein würde, wie die Charaktere in den Büchern die mir meine Mutter einst vorlas. Nun war ich selbst eine Zauberin. Eine Zauberin an der Schule für Hexerei und Zauberei, doch ich fühlte mich nicht besonders. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich besonders war. Doch wer ist schon besonders? Wir haben Personen die für uns besonders sind, die uns den Weg weisen, die uns die Hand reichen...doch sind sie deshalb besonders? Sind sie besonders, weil sie mir den Weg weisen durch diese dunkle Welt? Nein.

Ich vertraute meine Eule einer der Elfen an, die am Eingang standen. Gepäck brauchte ich nicht, denn alles was ich brauchte war bereits hier. Zu spät doch pünktlich genug, um Dumbledores langweilige Rede ertragen zu müssen. Ich trat in die Halle, in der die Schüler saßen und sich von ihren Ferien erzählten. Manche waren hier geblieben, einige hatten ihre Ferien Zuhause verbracht, oder waren in die Muggle Welt gereist...- und ich? Ich war auch Zuhause, bei meiner Familie...nicht weil ich es so wollte, geschweige denn meine Familie vermisst hatte, sie bestanden darauf das ich sie besuchte.

Ich nahm Platz neben Aida Trynd, sie war mir stets eine loyale Freundin gewesen. Wir waren schon fast wie Geschwister. Die Ferien hatte ich seit der ersten Klasse etliche Male bei ihr verbracht, um nicht Nachhause zurück kehren zu müssen, oder alleine durch die leeren Flure Hogwarts zu schlendern. Sie umarmte mich herzlich als sie mich sah. Ich hatte sie vermisst, zwischen all den dunklen und kalten Wänden des Black Manors, hätte ich eine enge Freundin gebraucht. Eine Vertraute.

,,Wie waren deine Ferien, bei deiner Familie?", fragte sie interessiert. Sie wusste alles über meine Familie, nur eine Sache nicht. Ich konnte es noch nicht übers Herz bringen, ihr vom Verschwinden meines Bruders zu erzählen. Zwei Jahre. Zwei Jahre ohne ihn. Ohne meinen geliebten Bruder. Der Einzige der mich jemals verstanden hatte.

,,Kannst du dir doch bereits denken." , schmunzelte ich etwas erschöpft. Ich war durchaus erschöpft. Nicht nur durch die lange Reise, die ich wie alle anderen auch hinter mich gebracht hatte, sondern wegen meiner Familie. Sie guckte mich verständlich und mitleidend an. Ich brauchte kein Mitleid, ich brauchte jemanden dem ich jetzt vertrauen konnte und da konnte ich auf sie zählen.

,,Wie war es bei dir? Hat Jillel wieder ihren köstlichen Kuchen gebacken?", fragte ich sie um das Thema zu wechseln. Jillel war ihr Elf, ihr eigener Elf. Sie war ein Engel, sie hatte ständig auf uns aufgepasst, als wir Kinder waren, oder uns gedeckt als wir raus schlichen. Doch das beste war ihr Kuchen, den sie ständig für uns gebacken hatte.

Aida lachte und nickte. ,,Hier, für dich von Jillel.", sie reichte mir eine kleine Schachtel, mit einem noch kleinerem Stück Kuchen. Ich lächelte, sie kannte mich zu gut. Ich schloss die Schachtel wieder, verstaute sie in meiner Tasche, die für die Dose gerade groß genug war. Dieses Stück würde ich mir für später aufheben.

Dumbledore begann mit seiner einstudierten Rede, die wir nun seit sieben Jahren schon ertragen mussten. Ein Glück, sie also das letzte Mal hören zu müssen. Gelangweilt lauschten die Schüler seiner alten Stimme. Kurz darauf traten die neuen Erstklässler aufgeregt in die große Halle. Ich weiß noch ganz genau, wie ich mich fühlte. Alle Blicke lagen auf uns, alle redeten über uns und als Mcgonagall uns dann schließlich aufrief, um uns unter den sprechenden Hut zusetzen, war die Stille der Schüler kaum zu ertragen. Umso besser war es, wenn der Hut schnell seine Entscheidung traf. Viele Schüler kamen ins Haus Hufflepuff, doch auch einige ins Haus Slytherin. Dumbledore war fertig mit seiner Rede und eröffnete somit das Essen,was vor unseren Nasen,auf die Tische gezaubert wurde. Die Schüler plauderten heiter weiter. Die Erstklässler schlossen bereits neue Freundschaften und Malfoy ärgerte mal wieder Potter. Es hatte sich nichts verändert. In Hogwarts hatte sich nichts verändert, doch wie sah außerhalb Hogwarts aus? Während wir speisten und in einer Blase lebten die uns schützen sollte, rückten die maskierten Zauberer und Hexen immer weiter vor. Die Pflanzen starben, die Wiesen waren trostlos und der Mond hatte schon lange seinen Platz am Himmel eingenommen,während die Sonne von den dunklen Wolken verdeckt wurde.

𝐹𝒶𝓁𝓁𝑒𝓃 𝒜𝓃𝑔𝑒𝓁 || 𝐿.𝐿 𝐹𝒶𝓃𝒻𝒾𝒸𝓉𝑖𝑜𝑛Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt