Chapter Three

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                                        𓆙

Die weiße Gestalt schlich wie ein Schatten um ihn, wie ein Windhauch schwebte sie umher. Umhüllte ihn mit ihrer Gestalt. Alles war still, doch auch gleichzeitig in Bewegung. Der Wind spielte ein Lied der Natur und die Bäume tanzten im Takt der Melodie.

Ihr silbernes Haar schwirrte umher und ihr weißes Gewand war beschmutzt, durch den bitteren Regen der auf sie niederprasselte. Sie war wie ein Stern, so engelsgleich. Ihre blauen Augen waren so blau wie das Meer, in dem er ertrinken wollte. Das Meer, dass so stürmisch und unberechenbar war. Soviel gab es zu erkunden und doch fühlte es sich an wie zu Hause. In ihren Blicken drohte er zu versinken, die Tiefgründigkeit ihrer Augen ließen seinen Verstand ertrinken.

Sie war eine einzige sanfte Blüte, so gütig und unschuldig zugleich. Sie war der Vogel, er die Schlange, die drohte sie zu verschlingen. Sie waren zu verschieden, zwei Arten die sich grundsätzlich mieden.

Einen Schritt näher...und noch einen. Der Wind trieb ihn voran und ließ sein Herz höher schlagen. War es die Angst oder die Wärme die er zuvor nie gespürt hatte, die sein Herz zum Pochen brachte?

Die einst so bunten Blätter verloren ihre Farbe, sobald er über sie schritt. Wie alles um ihn herum, verblassten sie. Sie war das Einzige, das nicht an Glanz verlor, das nicht ergraute. In ihrer Stille, in ihrem Blick brannte ein Feuer, das der Kälte des Winters widerstand. Sie, inmitten der fahlen Farben, war die Erinnerung an den Frühling. Ein Hauch von Hoffnung, der trotzig gegen das Sterben ankämpfte.

Sie bewegte sich keinen Zentimeter, sie ließ ihn näher kommen. Andere wären bereits davon gerannt, hätte um Gnade gewinselt, oder um Hilfe geschrien.

Normalerweise kniete man vor ihm nieder, denn über seine Taten schrieb man Lieder. ,,Er bewegt sich taktvoll und geschickt, hält sich im Schatten und manchmal, da hört man ihn Lachen...", doch sie? Sie hatte keine Angst, fürchtete sich kein Stück.

Als er seine Hand ausstreckte, um sie zu berühren verschwand sie. Sie hatte sich einfach in Luft aufgelöst, als wäre sie nie da gewesen. Doch wie war das möglich? Gerade eben hatte sie noch vor ihm gestanden, ihre Augen voller Geheimnisse, ihre Lippen zum Sprechen bereit. Verwirrung und Panik durchzuckten ihn. Seine Hände griffen ins Leere, suchten verzweifelt nach einem Anhaltspunkt, einem Zeichen, dass sie noch da war. Doch da war nichts. Nur die kalte, trostlose Stille des Waldes, der ihn umgab wie ein lebendiges Gefängnis.

Er drehte sich hastig um, sein Herz raste. Er konnte das Rauschen des Windes hören, das Flüstern der Bäume, doch keine Spur von ihr. ,,Ma mer!" , rief er. Seine Stimme zitternd vor Verzweiflung. Der Wald schien seine Worte zu verschlucken, sie in der Düsternis zu ertränken.

Er rannte los, seine Schritte hastig und ziellos. Die Schatten des Waldes schienen sich zu verdichten, als ob sie sich um ihn schlossen. Überall nur Dunkelheit, die ihn umgab.

Wer war sie? Sein Kopf war voller Fragen, die ihn quälten. Er musste sie wiedersehen, doch erst musste er einen Weg aus diesem endlosem Labyrinth finden. Tiefer und tiefer rannte er in das Dickicht des Waldes. Schneller und schneller trugen ihn seine Füße voran. Der Wald wurde dunkler und die friedliche Melodie, die der Wind ihm gespielt hatte, war nun nur noch wie ein Hauch in der Ferne zu hören. Er stoppte, nicht einmal seine eigenen Hände konnte er vor Augen sehen.

Alles drehte sich, der Wald verschwand um ihn herum. Das einzige was ihn nun umgab war Leere und...Stimmen?

,,Du musst mir helfen! Du bist der Einzige auf den ich mich nun verlassen kann." , die Stimme kam ihm doch bekannt vor. Vor ihm erschien eine alte Holztür. Ihr Schloss war rostig, genau wie der Rahmen. Die Tür war nur einen knappen Spalt geöffnet. Wollte er wissen was sich hinter ihr verbarg? Seine Neugier siegte, doch irgendetwas hielt ihn davon ab, sich zu erheben...oder—irgendwer..?

𝐹𝒶𝓁𝓁𝑒𝓃 𝒜𝓃𝑔𝑒𝓁 || 𝐿.𝐿 𝐹𝒶𝓃𝒻𝒾𝒸𝓉𝑖𝑜𝑛Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt