⠀ ⠀ ⠀ II. the devil can hear your prayers too

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warnungen;
blasphemie.   sexuelle inhalte






DER KUSS DAUERTE KAUM einen Moment; nur ein Bruchteil einer Sekunde und schon konnte Morticia den Druck, der ihren Verstand zum Drehen brachte und sie alles andere vergessen ließ, auf ihren Lippen nicht mehr spüren.

Ihre dunklen Augen öffneten sich flatternd und sie blicke Lucifer entgegen, der mit schmerzendem Ausdruck ihre Lippen nicht minder missen zu schien. Morticia sollte ihn anschreien, doch blieb sie still, da, sobald sich Worte trauen würden, herauszukommen, die Wahrheit offen zwischen ihnen verweilen würde.

Ein Ton ihrer Stimme wäre genug, um erkennen zu geben, wie sehr sie mehr wollte. Wie eine Berührung von ihm, den Samen der Sünde in ihrem Inneren gepflanzt hatte, der nun Wurzeln schlug und sie zu seinem sündigen Sklaven machte.

Lestrange sagte ebenfalls nichts, war das erste Mal an diesem Abend ruhig. Zweifel packten sie, dass der Kuss aus einem Moment des Kontrollverlustes heraus entstanden ist, so sprach es gegen seine Natur; hatte damit nur die kleine Christin provozieren wollen und schien nun überrumpelt, weil er ihr ansehen konnte, wie sehr sie — trotz der Sünde — es genossen hat, von ihm geküsst zu werden.

Ihr Herzschlag schien durch den hohlen Schall der Kirche noch lauter zu werden, dröhnte in ihren Ohren und legte sich wie ein Schatten um sie. Sünderin. Sünderin. Sünderin. Morticia starrte in seine blauen Augen und sehnte sich seine Lippen zurück auf ihren; wollte ihren Körper für den Verrat hinrichten.

Es war, als würde ihre Haut nicht mehr ihr gehören und verwelken, so berührte er sie nicht. Ihre Lippen schienen nutzlos, so waren sie nicht auf seinen. Nur ein Kuss und alles, was sie versucht hat zu leugnen, überflutete sie.

Lucifer verstand in dem Moment, dass sie ihm verfallen war, in dem sie verstand, dass sie nicht mehr leugnen konnte. In dem sie realisierte, dass all ihre Verachtung nie ausreichen würde, um sich ihrem eigenen Drang entgegenzustellen.

»Lust ist eine Sünde.«, erinnerte sie ihn oder sich selbst, sie war sich nicht mehr sicher. Sie glaubte, er habe ihr Herz in seinen Händen und dies schon so lange, dass sie den Umstand vergessen hat. Sie glaubte, er könnte es zerdrücken, es kaputtmachen und wegschmeißen und sie würde es akzeptieren. Ihm verzeihen, wenn er ungemeinte Worte von sich gab.

Trotz ihren Bedenken, ihrer jahrelangen Ausbildung und Treue, machte sie nichts dagegen, als er sie von der Lehne der Kirchenbank hob und den Wintermantel von ihren Schultern zog.

Ein Schauer huschte über ihre Gestalt, doch seine Bewegungen waren so bedacht, dass sie es nicht mehr kümmerte, wie die kalte Luft sich um ihren Körper wickelte, als sie nur in der dünnen Bluse vor ihm stand.

»Nennst du mich nicht Teufel? Sünden sind für mich, wie deine Gebete für dich.«, sagte er mit einem Schmunzeln und hob ihr Kinn an, als sie versuchte, seinem intensiven Blick zu entkommen.

Lucifer Lestrange war böse, versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, er war grausam und gefährlich. Ein Mörder, ohne Reue und Empathie. Aber wieso musste er aussehen wie ein Engel? So wunderschön, dass die Luft der Welt zu wenig war für Morticia?

»Du verachtest mich.«, versuchte sie weiter und erstickte, weil alles so falsch war.

Sie sollte ihn nicht wollen. Sollte sich eher in Brand stecken, als in die kristallblauen Augen zu schauen und sich zu wünschen, niemals etwas anderes zu sehen. Sie waren unverheiratet, in einer Kirche und er war böse. Lust eine Sünde und jedes Wort von ihm ebenso.

»Und du mich, Schönheit, aber stehst du nun hier und willst mich mehr als jeden anderen.« Er hatte recht. Sie war eine Heuchlerin, doch so war er. »Wieso bist du hergekommen?«, fragte Morticia, weil sie nicht anders konnte. Er hatte bessere Dinge zu tun, als nach einer kleinen Christin zu sehen, die er für eine Gefahr hielt.

to devour the divine.     lucifer lestrangeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt