Chapter 2

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Meistens wenn man sich wünscht, dass ein gewisser Zeitabschnitt, in meinem Fall Unterricht, vorüber ist, kriecht er an einem erst Recht in Zeitlupe vorbei. Die Stunden ziehen sich wie Kaugummi.
Der Neue wirkt ziemlich abwesend neben mir. Er liegt in dem Stuhl, wie auf der Couch und blickt die meiste Zeit aus dem Fenster oder starrt irgendwas auf der Tafel an.

Gewohnte Orte sind mir am liebsten, weshalb ich mich in der Pause immer in die selbe Ecke stelle. Ein weiterer Grund ist womöglich, dass von hier aus mich keiner und ich niemanden sehen kann. Leider gehört dieser Abschnitt zu dem „Es war einmal" Abschnitt meiner Geschichte, da sich der Neue zu mir stellt. Ein wenig erleichtert, dass von den Mädchen keine dazukommt, bin ich hingegen schon. Das hätte mir noch gefehlt und solange er nicht nervt ist es ok. Ein bisschen verwundert es mich schon, weil er extrem heiß ist, wahrscheinlich einer der heißesten Typen, die ich bisher gesehen habe. Dennoch steht er neben mir.
Meine Blicke versuche ich bei mir zu halten, da ich nicht seltsam wirken möchte. Stattdessen lenke ich meinen Blick an die Schulfassade, die in Backsteinoptik gestaltet wurde.

Keine Minute später kommt Melanie auf ihn zu.
„Dillian, richtig?", quietscht sie mit ihrer hellen Stimme. Er verdreht nur seine Augen und dreht sich zu mir um. „Nein, stimmt es war Dylan. Es tut mir leid", sagt sie verzweifelt. „Und wie viele Backsteine hat die Mauer", lacht er und ich spüre wie er seinen Blick auf mich richtet. Wahrscheinlich will er mich nur mobben, deshalb gehe ich nicht auf ihn ein. „Wusste ich doch, dass die Psychotante keine Hobbies hat", sagt Melanie in einem herablassenden Ton. Ohne was zu sagen lasse ich mein Blick an der Mauer hängen. Ich habe Angst, dass wenn ich etwas sage es nur mehr gegen mich gewendet wird. Verdammt, wie gerne ich nun allein stehen würde. „Redest du von dir selbst", fragt er sie plötzlich, woraufhin mein Blick kurz zu Dylan huscht. Die Zicke verdreht nur ihre Augen und macht sich aus dem Staub. „Ich wollte nicht, dass die Frage so klingt, als würde ich mich über dich lustig machen. Was ist eigentlich dein Name?", fragt er anschließend. „Mona", nuschel ich. Meinen Namen finde ich ziemlich altmodisch und ich hasse allein schon seinen Klang.

„Ich bin Dylan", sagt er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. Ich verstehe immer noch nicht, warum er ausgerechnet bei mir steht in der Pause. Wahnsinnig beliebt bin ich nicht, eher im Gegenteil. Als hübsch würde ich mich auch nicht betiteln. „Warum hast d..du dich eigentlich zu mir gestellt?", frage ich und blicke in seine Augen. „Soll ich das nicht?", entgegnet er und macht ein Schritt von mir zurück. „Nein...nein, alles gut. Ich frage nur. Wie d..du sehen kannst bin ich nicht ge..rade einer der Be.. liebten ", füge ich direkt hinzu. Verdammt wie ich es als selbst hasse wenn ich beim Sprechen meinen Sprachfehler hören kann. Ja, ich kann nichts dafür aber dennoch hasse ich den Fakt an mir.

„Beliebt sein wird überbewertet. In so einer Gruppe verstellt man sich so sehr um dazu zugehören, bis man nicht mehr sich selbst ist. Du vermisst also gar nichts. Du wirktest ziemlich nett und ich wollte nicht, dass du alleine stehst", antwortet er, wobei er mir durchgehend in die Augen sieht. Toll, einer der heißesten Typen der Schule steht bei mir, weil er Mitleid hat. Echt schön.

Viel reden können wir nicht, da ziemlich schnell die Pause vorbei ist. Wieder liegt Dylan in seinem Stuhl. Wirklich zu verfolgen scheint er den Unterricht nicht. In der Stunde bemerke ich öfter, wie sein Blick auf mir liegt.
In der nächsten Pause steht er hingegen nicht bei mir. Es ist mir eh klar, dass ich bei so einem Typen nie eine Chance haben werde. Wenn wird er nur mit mir spielen um den eigenen Spaß zu steigern. In der letzten Stunde nach der Pause fehlt er auf einmal. Seine Einstellung zur Schule scheint ja äußerst locker zu sein.

Auf dem Weg mit dem Bus nach Hause lässt der Busfahrer wieder so laut Radio laufen, so dass es jeder mitbekommt. „Der Drachen Junge hat wieder sein Unwesen getrieben in dem er das Labor angegriffen hat. Die Restlichen Experimente konnten auch entkommen. Noch ist unklar, wie viel Schaden sie anrichten werden. Es wird mit Monstern um die 40 Stück gerechnet." „Monster? Wir sind Opfer! Von klein auf würden wir gefoltert, an uns wurde täglich herum experimentiert. Wir konnten nicht mal wirklich Freundschaften schließen, da wir nicht wussten, ob diese den nächsten Tagen erleben werden. In diesen Hallen gab es nur Folter, Tod und Qualen. Kein Wunder, dass wir verbittert sind", unterbricht eine jugendliche Stimme den Reporter. Daraufhin enden die Nachrichten.

Die Stimme des jungen Mädchen dringen, wie Messer in meine Ohren. Man kann den Schmerz in ihr förmlich spüren, wie er sich seinen Weg durch ihre Worte an die Außwelt drängt. So ein Leid sollte keiner erfahren. Doch alles was man im Bus hört sind aufgebrachte Menschen, die sich darüber auslassen, dass noch mehr „Monster" nun durch ihre Welt tappen.
Ja, ich habe dennoch Angst vor ihnen, aber als Monster betitle ich sie nicht. Das wäre nicht fair, da sie nicht so geboren wurden. Die Menschen, die sie zu dem gemacht haben sind für mich die Monster.

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