Chapter 3

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Unbekannte Gesichter jagen mir manchmal noch mehr Angst ein als Bekannte. Bei Bekannten kann man ahnen, welche Worte gleich aus ihrem Mund kommen, weil man schon Teile ihrer Verhaltensmuster kennt. Oft hat man die Enttäuschung, wenn die Person einen nicht mag, schon hinter sich.
Bei Unbekannten hingegen kann man noch nicht einschätzen welche Art von Konversationen zu Stande kommen. Wirken sie am Anfang noch so nett, wird es um noch so schlimmer, wenn sie dann doch ihr wahres Gesicht zeigen.

Als würde eine neue Person gestern in der Klasse noch nicht reichen, stoßen nun wieder zwei neue Mitschüler dazu. Dieses Mal Zwillinge, ein Mädchen und ein Junge. Beide haben hellblonde Haare und leuchtend blaue Augen. Beide müssten um die 1,90 m groß sein. Direkt setzen sie sich an den leeren Tisch hinter Dylan und mir. Kurz blickt Dylan zu ihnen und dann wieder nach vorne. Versehentlich erwische ich mich dabei, wie ich ihn kurz anstarre und blicke direkt in eine andere Richtung. Seine braunen Rehaugen sind einfach so verdammt heiß und seine Haare liegen perfekt. Allein die Form seines Gesichtes wirkt markelos.

Kaum haben sich die Neuen hingesetzt, kommt Melanie auf sie zu. Ich drehe mich kurz um um die Situation zu betrachten. „Ihr seid Zwillinge?", fragt sie direkt. „Stimmt nicht ganz. Und du bist super nervig. Sind das dahinten deine Freunde? Richte ihnen mein Beleid aus", lacht das Mädchen und zeigt mit ihrem Finger auf die Gruppe der Beliebten. Melanie starrt sie kurz fassungslos an und geht auf ihren Platz zurück. Irgendwie muss ich grinsen. Direkt flüstere ich leise zu Dylan:„Noch n..ie ie habe ich sie so fassungs...loslos gesehen." „Liah sagt immer gnadenlos was sie denkt. Wir sind Drillinge. Ich sehe ihnen voll ähnlich oder?", witzelt Dylan.
...warte was? Die Drei Drillinge?
„Nicht wirklich", antworte ich verblüfft. „Die Prinzessin hatte ein Ei für sich. Liam und ich sind eineiige Zwillinge", erklärt Liah.
Ok das macht schon eher Sinn.

Mit Liah zu reden erscheint mir irgendwie sehr unangenehm, da sie ziemlich direkt ist. Ich habe dauernd Angst, dass ich etwas Falsches sage und sie meine Worte gegen mich benutzt.
„Sie hält mich für nervig, aber gegen Mona sagt sie nichts? Die kann nicht mal richtig reden", lästert Melanie. Am liebsten würde ich für den Moment unsichtbar sein. Sie hat Recht- ich habe ein Sprachproblem. Plötzlich tippt mir Liah auf die Schulter. „Sie kann nicht denken weil dafür braucht man Gehirnzellen. Lass dich nicht von solchen Dummschwätzern beeinflussen. Du bist nebenbei nicht mehr alleine, du hast jetzt uns", sagt sie. Alle drei könnten Models sein, aber sie reden mit mir? Ich verstehe es nicht. Wahrscheinlich weil ich es zu sehr gewöhnt bin ein Außenseiter zu sein. Es einmal nicht zu sein ist ein komplett anderes Gefühl.

Ich bringe nicht mehr, als ein „Danke" heraus. Liah ist die Einzige, der Dreien, welche ziemlich kommunikativ ist. Dylan und Liam sind beide eher still. „Ich kann arrogante oder falsche Menschen nicht leiden", fügt Liah hinzu. „Hattest du nicht letztens gesagt:‚Ich hasse Menschen.'", fragt Liam und gibt ihr einen kleinen Schubs mit dem Ellenbogen. Dylans blickt direkt Liam verwirrt an. „Die meisten sind so falsch und das nerrrvvvtt", erklärt Liah und verdreht dabei ihre Augen. „Da hast du Recht", gebe ich zu, woraufhin Liah nickt.
Dylan blickt kurz zu mir, schaut aber dann wieder nach vorne. Dieser kurze Blick reicht schon aus, um die Schmetterlinge in mir zum flattern zu bringen.

In der Pause schickt mich Liah mit Dylan vor, sie müsse etwas mit Liam klären. Als wir kurz zu zweit auf dem Hof stehen fällt mir kein Thema zum Sprechen ein. „Welche Mus..sik hörst du eigentlich?",frage ich, einfach so. Mir fiel wirklich nichts ein. Verwirrt blickt er mich nur an. Stille macht sich für etwa eine Minute breit, bis er dann doch etwas antwortet. „Welche Musik magst du gerne?"
Ok. Er hat meine Frage nicht beantwortet, aber mir eine Gegenfrage gestellt.
„Beartooth und Maneskin si..sind meine Favoriten momentan. Also eher Richtung Rock", antworte ich. Er kratzt sich leicht im Nacken und sagt:„Werde ich mir mal anhören."
Irgendwie ist er sichtlich nervös.
Kurz darauf stoßen Liah und Liam hinzu.

Ich genieße es richtig endlich mal eine Freundesgruppe zu haben. Leider weiß ich allzu gut dass so etwas leider auch schnell wieder vorbei sein kann.
Die Pause geht ziemlich zügig vorbei, so wie die weiteren Stunden bis zur nächsten Pause. Wieder ist Dylan nicht da, sondern nur Liah und Liam. Irgendwie seltsam, aber ich spreche sie nicht darauf an. Ich will nicht zu neugierig wirken, schließlich kenne ich ihn zwei Tage und sie einen Tag.

....

Auf der Busfahrt nach der Schule ertönt wieder das Radio im Bus.
„Vom Bösewicht zum Superheld? Der Drachenjunge, der so viel Unheil in den letzten Wochen getrieben hat, hat das Leben von über fünfzig Leuten gerettet. Eine defekte Gasleitung führte dazu, dass ein mehrstöckiges Schulgebäude in Flammen aufging. Fünf Lehrer und um die fünfzig Schüler waren im Obergeschoss eingeschlossen von Flammen, als der Drachenjunge die Flammen zuerst zurückdrängte und den Personen aus dem Gebäude half. Nach dem heutigen Tag hat er schon mehr Leute gerettet, als andersherum. Woher kommt dieser Stimmungswandel?"

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