Kapitel 2

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Adik 

Der Motor des Wagens schnurrte leise vor sich hin als wir beim Eingang des Clubs angekommen sind. Javur öffnete erst mir und dann Liam die Tür. Mit einem kurze, kühlen Nicken bedankte ich mich bei ihm. "Ich melde mich, wenn wir wieder zurück wollen." gab ich kurz angebunden von mir und damit war das Gespräch auch schon beendet. Javur stieg zurück in den Wagen und fuhr mit laut aufheulendem Motor davon. 

Am Eingang stapelten sich schon Massen an jungen Leuten die umbedingt hinein wollten. Fast alle weiblichen Wesen trugen knappe Kleidung, die gerade mal ihren Hintern knapp bedeckten und der Ausschnitt wurde von Person zu Person größer. Angeekelt verzog ich mein Gesicht und folgte Liam zum VIP Eingang. Beim vorüberschreiten an der langen Schlange spürte ich die brennenden Blicke auf meiner Haut. Aus dem Augenwinkel fiel mir eine Blondine auf die ihren Ausschnitt extra noch nach unten zog. Ihre Brust flog dabei beinahe aus dem Dekolleté und das übertriebene Klimpern ihrer Wimpern erinnerte an einen übergewichtigen Schmetterling der versuchte loszufliegen und dabei kläglich scheiterte. Kopfschüttelnd wand ich mich ab und betrat die "Magic Lounge". Der Türsteher begrüßte mich mit einem Knappen "Guten Abend Boss" und schloss das rote Band hinter mir. 

Im Club dröhnte der Bass und auf der, mit LED beleuchteten, Tanzfläche sprangen ein Haufen aufgebrezelter Tussis. Die Mehrheit an Männer hielt sich im hinteren Teil, der Bar oder im Shisha Bereich auf. Liam und ich steuerten hingegen direkt den VIP-Bereich an und wurden dort von Sue begrüßt. Die zierliche Rothaarige war diejenige, die während meiner Abwesenheit den Laden am laufen hielt. Vor wenigen Wochen war auch Marco dafür zuständig, doch zur Zeit schmiss sie den Laden. "Guten Abend die Herren, was kann ich euch bringen?" fragte sie und mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. "Das Übliche" bestellte Liam für uns und zufrieden ließ ich mich in einem der schwarzen Ledersofas niedere. "Oh man, wie lange ist es her, dass wir mal wieder was außerhalb der Mafia gemacht haben?" wollte Liam unnötigerweise von mir wissen. "Liam, du weißt die Antwort." murrte ich. Ich brauche jetzt endlich meinen Drink, sonst dreh ich durch. Alkohol würde meine Nerven vielleicht endlich etwas entspannen. Ansonsten lande ich wirklich noch in der Burnoutklinik. 

*Flashback

"Morgen geht es los nach Norwegen Finja. Dort wird dir geholfen wieder auf die Beine zu kommen. Wortwörtlich." weihte ich die Kleine in meine Pläne ein. "Aber ich will doch nicht weg von euch" flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. "Ach Kleine, es ist aber besser für dich. Du brauchst Ruhe um wieder gänzlich gesund zu werden. Marco wird dich auch begleiten. Er holt dich morgen ab und ihr werdet direkt zum Flughafen fahren." versuchte ich Sue zu trösten. Mir war bewusst, dass es für Finja den Anschein macht, wir würden sie abschieben. Doch dem war nicht so. Nur hier, bei all dem Trubel würde sie untergehen. Die letzte Zeit war der blanke Wahnsinn für sie. Mit ihren 15 Jahren hat sie mehr schlechtes als gutes erlebt. Sie soll es als Neuanfang sehen. Wenn alles gut geht, würde sie in einem halben Jahr spätestens wieder bei uns sein. Bis dahin hat sich hoffentlich auch die Lage innerhalb der Mafia beruhigt. "Adrik, wenn ich gehe musst du mir aber eine Sache verspreche: Überarbeite dich nicht. Seitdem ich dich kenne hast du noch nie so schlecht ausgeschaut wie jetzt gerade. Wenn du nicht bald etwas Ruhe bekommst wird dir das alles noch zu viel." murmelte die Kleine und warf sich anschließend in meine Arme. "Ich versuch es." Sie war schon so weit in ihrem Alter und sollte s-

*Flashback ende*

"Erde an Adrik" Liam schnippst mit seinen Fingern vor meinem Gesicht. "Was ist?" fuhr ich ihn an. "Mein Gott, schalt mal einen Gang runter. Die Drinks sind da." brummte mein Freund eingeschnappt. Tief holte ich Luft. "Sorry Bro" entschuldigte ich mich. "Schon ok. Aber fahr mal nen Gang zurück. Du siehst schrecklich aus." gab er mir den Rat. "Ha Ha. Du bist nicht der erste der das zu mir sagt." Ich exten  mein Glas und bestellte mir bei Sue direkt einen 2.

Es müssten bestimmt schon 2 oder 3 Stunde vergangen sein, seit Liam und ich den Club betreten hatten. Liam hatte schon ordentlich einen sitzen und unterhielt sich mit einem meiner Geschäftspartnern, der vor kurzem angetrunken zu uns gestoßen war. Ich hingegen war bei 3 Drinks geblieben. Mein Schädel fing wieder an zu dröhnen und ich hielt es für eine gute Idee mal kurz ein wenig frische Luft zu schnappen. Gesagt getan verließ ich den stickigen Club und zog draußen genießerisch die kühle Nachtluft ein. Nur zur Sicherheit überprüfte ich meine Munition in der Waffe und steckte sie mir griffbereit in die Hosentasche. Ein kleiner Spaziergang würde bestimmt gut tun um meine Gedanken etwas zu ordnen. Für sowas blieb leider nie Wirkloch Zeit. 

Meinen Mutter war früher mit mir als kleines Kind, wenn ich nicht Schlafen konnte, immer in den großen Garten unserer Villa gegangen und hat begonnen mit mir die Sterne zu zählen. Jedesmal bin ich in ihren Armen wieder eingeschlafen und am nächsten Morgen wieder in meinem großen, weichen Bett aufgewacht. Wie ich meine Mutter doch vermisste...

Heute Nacht konnte ich allerdings nicht die Sterne erblicken. Stattdessen zogen dichte Wolken auf und nur wenige Augenblicke später fing es an windiger zu werden und die ersten Tropfen vielen vom Himmel. Ich liebte den Regen und so setzte ich meinen Ziellosen Spaziergang unbekümmert fort. Nur die Kapuze meiner schwarzen Weste zog ich mir tief ins Gesicht. 

Ein leises wimmern riss mich aus meinen Gedanken. Abrupt blieb ich stehen und tauchte in die Stille. Kurz dachte ich mir, es mir eingebildet zu haben. Dich da ertönte es wieder. Das Wimmern war gespart von schmerzhaften Lauten. Mit mir Ringend, was ich den jetzt tun sollte, ging ich auf die nicht beleuchtete Seitengasse zu. Ich kam mir gerade vor wie in einem dieser unrealistischen Büchern. 

Mit zusammengekniffenen Augen erkannte ich eine zierliche Gestalt am Ende der Gasse. Langsam und mit einer Hand an der Waffe schritt ich auf das Unbekannte zu. Bei Näheren konnte ich eine feminine Person ausmachen. Ihre Haare waren dunkel und hingen in Strähnen in  Gesicht. Ihr ganzer Körper zitterte und bis auf ein weißes Nachthemd trug sie nichts bei sich. "Hallo, alles ok bei dir?" wollte ich von der jungen Frau wissen. Wie von der Tarantel gestochen schreckte sie hoch und blickte mir mit weit aufgerissenen Augen entgegen. In ihnen spiegelte sich blanke Panik und Schmerz. Doch nicht nur das ließ mein Blut kochen. Ihr ganzes Gesicht war übersäht Hämatomen und an ihren Armen und Händen waren unzählige Schnitten. Ich ließ meinen Blick erneut über ihren Körper schweifen und bleib am Ende bei ihren Augen hängen. Diese Augen, diese Augen würde ich aufgrund ihrer Besonderheit überall wieder erkennen. Es war ...

My fate - Do you trust me?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt