Kapitel 10

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Adrik

Mit schnellen Schritten verließ ich die Küche. Zwar wollte ich die hübsche junge Frau nicht einfach alleine dort sitzen lassen, aber dieser Anruf versetzte mich in leichte Panik. Marco war jener, der mich anrief und in den ganzen zweieinhalb Monaten in denen er mit Finja in Norwegen war, hatten wir auch nur ein einziges Mal telefoniert. In diesem Telefonat berichtete er mir, dass sie gut angekommen seien und Finja Feuer und Flamme war, bald wieder laufen zu können. Seitdem hatten wir nicht mehr miteinander kommuniziert. Durch Liam erfuhr ich zwar hin und wieder, dass es ihm gut ginge, aber auch er unter dem emotionalen Zustand von Finja litt.

„Marco, ist etwas passiert?!" wollte ich direkt wissen. „Ich weiß auch nicht." druckste er herum. „Es ist nur, ich hab Finja gerade von ihrer üblichen Therapiestunde abgeholt. Aber sie hat mit mir noch kein Wort gesprochen und starrt seitdem in die Leere. Sie reagiert auf nichts und weint stumm vor sich hin. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Bei Berührungen zuckt sie zusammen aber mehr auch nicht" gestand er. Ich konnte seien Verzweiflung förmlich spüren. Seine Stimme zitterte und war verdächtig dünn. „Ich weiß einfach nicht mehr weiter." hauchte er.

Tief atmete ich einmal durch. „Marco, kommt mit Finja zurück." bestimmte ich. „A-Aber du meintest doch-" „Es ist egal was ich gesagt habe. Du kommst mir ihr zurück. Es schlägt nicht an und setzt sie nur noch mehr unter Druck." fiel ich ihm barsch ins Wort. Am anderen Ende der Leitung blieb es still.


„Ich schicke euch einen Flieger, der euch noch heute Nacht abholen wird. Zum Frühstück seit ihr morgen hier. Inzwischen bereite ich alles für eure Ankunft vor." fuhr ich fort. Diesmal aber mit einer sanfteren Tonlage. Es war Marco gegenüber nicht fair. Er tat alles erdenklich Mögliche für die Kleine und möchte einfach das sie wieder ganz die Alte wird. Ich weiß, dass ich gesagt hatte, dass Finja erst wiederkommen würde, wenn sie wieder vollständig genesen war. Aber wie es sich herausgestellt hatten, war es wohl ein Fehler gewesen sie überhaupt hier wegzuschicken. „In Ordnung. Bis morgen Boss" verabschiedete sich Marco. „Bis Morgen" verabschiedete ich mich ebenso. Doch kurz bevor ich auflegen wollte, fiel mir noch etwas ein. „Ach Marco - Ich freue mich auch euch." „Geht klar" Das leichte Schmunzeln auf Marcos Lippen war nicht zu überhören.

Damit legte ich auf und setzte meine Weg in mein Büro fort. Ich würde heute wohl eine Nachtschicht machen müssen, um Finjas Zimmer sowie das Haus einigermaßen Barrierefrei zu machen.

Elea

Adrik ist gerade aus der Küche gehastet. Wer ihn wohl anrief? Jemand von der Mafia? Oder doch seine Freundin Finja. Bei dem Gedanken daran, durchfuhr mich ein kleiner Stich in der nähe meines Herzens.
Verwundert über mich selbst, schüttelte ich den Kopf. Was war nur los mit mir? Dieser Typ hatte mich Entführt und hat soeben verlangt sich ab sofort um Mitglieder aus der Mafia zu kümmern, die bei einem Einsatz verletzt worden waren. Ich sollte also Kriminellen helfen um ihnen zu ermöglichen bald wieder irgendwelche korrupten Geschäfte machen zu können.

In mir Kroch die Neugierde hoch und irgendwann konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Ich wollte unbedingt wissen mit wem Adrik sprach bzw. über was es in dem Gespräch geht. Schon seit meiner Geburt bin ich ein sehr neugieriger Mensch. Ich steckte meinen Nase öfter mal in Angelegenheiten die mich eigentlich nichts angingen. Doch biss jetzt hatte mich auch nie niemand beim lauschen erwischt. Leise tapste ich in den Flur wo ich die Stimmte von dem jungen Mann vernehmen konnte. Ich folgte dem klang seiner Stimme und blieb vor einer Kurve stehen. „Was ist passiert?" hallte die alarmierte Stimme von Adrik durch die Gänge. Vorsichtig und bedacht darauf, das er mich nicht sehen kann, beigte ich mich vor. Sein Gesicht zeigte pure Sorge und auf seinem sonst so marklosen Gesicht haben sich tiefe Falten gebildet, während er seinem Gesprächspartner lauschte. Marco, kommt mit Finja zurück." Also ging es doch um seine Freundin und irgendeinen Typen. In seiner Stimme lag ein Funken von Zorn aber er überspielte seine Gefühle gekonnt. Traurig wand ich mich ab zum gehen. Mehr musste ich nicht hören. In Kürze würde ich seine Freundin kennenlernen und dann mit einem Liebespärchen und irgendwelchen Fremden unter einem Dach Hausen.

Enttäuschung machte sich in mir breit. Wieso machte mich der Gedanke daran, er könnte eine Freundin haben so traurig? Sowas wie Liebe auch den ersten Blick ab es doch nicht und außerdem hatte ich gerade erst vor wenigen Tagen meinen Freund verlassen, mit dem ich eigentlich geglaubt hatte ein Leben lang zusammen zu sein. Aber bei Adrik hatte ich irgendwie ein schönes Bauchgefühl wenn ich bei ihm bin. Er war bis jetzt so freundlich und behandelte mich gut – und das obwohl ich eigentlich seine Gefangene bin. Dieser Mann versuchte normale Gespräche mit mir zu führen und aß sogar mit mir zusammen. Würde das den seine Freundin oder vielleicht auch Frau den gar nicht eifersüchtig machen.

In der Küche angekommen wartete ich vergeblich auf sein Wiederkommen. Doch jenes blieb aus. Frustriert räumte ich den Tisch ab und legte die Sachen, bei denen ich nicht wusste wo sie hinkommen sollen, neben die Abwasch. Mit gesenktem Kopf und gemischten Gefühlen versuchte ich wieder in mein Zimmer zu gelangen. Das Wort versuchen, schreiben wir jetzt einmal groß. Ich glaube, ich habe noch nicht erwähnt, das mein Orientierungssinn, dem einer Schnecke. Die Treppen in den ersten Stock waren tatsächlich schnell gefunden, doch jetzt würde sich der Weg schwierig Gestalten. Vor mir war ein langer Gang mit diversen Abzweigungen nach links und rechts sowie weitere Treppenstufen. Planlos setzte ich meinen Weg fort als plötzlich eine mir unbekannte Stimme ertönte

„Wer bist du und wie bist du hier reingekommen?" ertönte zeitgleich mit einem Klicken.

My fate - Do you trust me?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt