Kapitel 3

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Wie jeden Tag nach der Arbeit, machte ich mich auf den langen Fußmarsch nach Hause. Geld für einen Bus konnte ich mir diesen Monat nicht leisten. Zwar verdiente ich nicht schlecht als Krankenschwester, aber wenn man dort, wo man wohnhaft ist, einen arbeitslosen Freund hat und daher alles selbst finanzieren muss, bleibt am Monatsende nicht mehr viel über. Gustav und ich waren schon seit mehr als 4 Jahren zusammen. Vor etwa 2 Jahren war ich aus Maiami nach Spanien zu ihm gezogen. Zwischen uns war anfangs alles perfekt, doch vor 5 Monaten hatte er einen Fehler am Arbeitsplatz gemacht. Dies hat ihm leider den Arbeitsplatz gekostet und seitdem hatte er keinen Job mehr. Anfangs war mein Freund sehr bemüht wieder eine Stelle zu finden, aber irgendwie war nie was dabei das ihn ansprach. Nach der 3. Absage schmiss er das Handtuch und lebt seitdem auf meine Kosten in der Wohnung. Unsere Liebe leidet nicht nur an seiner Faulheit, sondern auch an seinem Verhalten mir gegenüber. Ihm passte mittlerweile n nichts mehr an dem was ich tue und einmal oder zweimal ist ihm die Hand ausgerutscht. Aber ich bin mir sicher, dass es nur eine Phase ist. Schließlich liebt er mich und ich ihn. 

Der aufkommende Wind wehte mir ins Gesicht und zerzauste meine offenen Haare. Der Wetterbericht hatte für heute Abend eine Sturmwarnung gebracht, doch von Regen war ebenfalls die Rede. Einmal in meinem Leben war das Glück auf meiner Seite und kurz bevor es anfing in Strömen zu schütten, sperrte ich die Wohnungstür auf. "Bin wieder da!" rief ich in die Wohnung. Doch Gustav antwortete mir nicht. Argwöhnisch ging ich ins Wohnzimmer und danach weiter in die Küche. Doch auch dort war er nicht. Also blieb nur noch unser gemeinsames Schlafzimmer. Wahrscheinlich schläft er. Schließlich wollte er heute endlich wieder zu einem Vorstellungsgespräch und das war bestimmt anstrengend. Leise öffnete ich die Schlafzimmertür. Nichtsahnend betrat ich das hellbeleuchtete Zimmer als ein mir unbekanntes kichern aus dem Bad kam. Was zum? 

Mit einer schlimmen Vorahnung krachte ich rasend vor Wort in das Badezimmer und erkannte sofort Gustav und eine Braunhaarige Frau in der Dusche. Nackt! "Ist das dein scheiß Ernst?!" brüllte ich. Sofort schoßen vier Augen in meine Richtung und Gustav löste sich abrupt von der Unbekannten. Rasch stellte er die Dusche aus und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften"S-Schatz ich kann dir das erklären." haspelte er. "Spar dir das du Idiot. Ich hab dir alles gegeben. Alles! Ich reiß mir den Arsch für dich auf, während du hier zu Hause sitzt und dir fällt nichts besseres ein, als mich zu betrügen!" aufgebracht fuhr ich mir durch die Haare. "Sag mal wie redest du eigentlich mit mir?" Mit bedrohlichen Schritten ging Gustav auf mich zu. Bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, holte er mit seiner Hand aus und schlug mir einmal mitten ins Gesicht. Ein spitzer, greller Aufschrei war zu vernehmen. Doch es war nicht der meinige. Nein die Braunhaarige Schönheit starrte ihn geschockt an. "B-Babe, da -das wollt ich nicht. Bitte verzeih mir. Ich liebe dich doch." versuchte er sich zu entschuldigen. Sprachlos starrte ich ihn an. Ohne ein weiteres Wort zu sagen stürmte ich aus der Wohnung und rannte ziellos durch die Gassen von Spanien. Der Regen peitschte mir ins Gesicht und nach wenigen Minuten war ich bis auf die Unterhose nass. Das dünne Kleid, dass ich mir heute nach der Arbeit angezogen hatte klebte an meinem Körper und meine Haare fielen in Strähnen in mein Augen. In einer kleinen Seitengasse wollt ich kurz rasten um Luft zu holen und meine Tränen in den Griff bekommen, doch dazu kam es nicht. Denn plötzlich stolperte ich über ein Loch im Gehstein und fiel der Länge nach auf den harten Beton. Wenn jetzt wer glaub, dass das das schlimmste war der hat sich geirrt. Auf dem Boden waren überall kleine Glasscherben die sich schmerzhaft in meine Haut bohrten. Ein schmerzverzerrtes Stöhnen entwich meinen Lippen und mit letzter Kraft hefte ich mich hinter einen Müllcontainer. 

In diesem Moment brachen all meinen Dämme und ich begann hemmungslos zu Weinen. Ich wusste nicht was mehr wehtat. Das Gefühl verraten worden zu sein, von dem Menschen, in dem man geglaubt hatte die wahre Liebe gefunden zu haben oder der körperliche Schmerz. Die Schnitte von den Glasscherben brannten und der Schlag von Gustav würde bestimmt ein ordentliches Feilchen sein. Irgendwann ging mein Schluchzen über in ein leises Wimmern. Was soll ich denn jetzt nur machen?

Plötzlich vernahm ich schwere Schritte am Eingang der Gasse. Ängstlich kauerte ich mich zusammen und ließ meine Haare über mein Gesicht fallen. "Hallo, alles ok bei dir?" sprach eine tiefe, rauchige Stimme zu mir. Die Stimme jagte mir einen Schauern über den Rücken und panisch blickte ich meinem Gegenüber an. Jener scannte meinen Körper ab um schlussendlich wieder an meinen Augen hängenzubleiben. "Du..." stieß er überrascht aus. Mit zusammengekniffenen Augen musterte ich meinen Gegenüber genauer und da machte es klick. Das war nicht nur irgendwer, nein das war Adrik López. Adrik López, der gefürchteste Mann Spaniens, nach seinem Vater selbstverständlich. Panisch versuchte ich zurück zu rutschen doch hinter mir spürte ich die unangenehme Fassade eines heruntergekommenen Hauses. "Ich hätte nicht gedacht dich jemals wieder zu sehen." meinte A- ich meine Herr López. Er kannte mich? 

Aber natürlich, es war der Mann, dem ich die Hand eingegipst hatte. Schon damals machte er mir mit seiner kühlen Art und der unantastbaren Ausstrahlung panische Angst. Aber was würde er jetzt mit mir machen? 

My fate - Do you trust me?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt